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29.05.2014 | 07:05 | Hochwasser 2013 

Tschechien ein Jahr nach der Flutkatastrophe

Prag - In den Straßen von Hrensko standen die Fluten vor einem Jahr sechs Meter hoch. Die idyllische Kleinstadt im Elbsandsteingebirge wird immer wieder von Überschwemmungen heimgesucht.

Elbe-Hochwasser Prag 2013
(c) proplanta
Die idyllische Kleinstadt im Elbsandsteingebirge wird immer wieder von Überschwemmungen heimgesucht. <Alles war unter Wasser>, erinnert sich Bürgermeister Jan Havel.

Viele Einwohner weigerten sich im Juni 2013, ihre Häuser zu verlassen - aus Angst vor Plünderungen, wie Havel sagt. Die Feuerwehr verteilte mit Schlauchbooten Lebensmittel.

Ein Jahr später sind noch längst nicht alle Schäden in der tschechischen Gemeinde am Zusammenfluss von Elbe und Kamnitz behoben. Zwar locken Kahnfahrten durch die Schlucht des Zubringerflusses wieder viele Besucher aus dem benachbarten Sachsen an. Doch einige Gebäude bleiben geschlossen.

Bürgermeister Havel besitzt selbst zwei Hotels, in denen das Wasser bis in den zweiten Stock stand. <Die Wände sind immer noch feucht>, beklagt er. Die Sanierung könne frühestens nach dem Sommer beginnen.

Landesweit richtete das Juni-Hochwasser große Zerstörungen an. 15 Menschen ertranken in Tschechien in den Fluten oder kamen ums Leben, als sie ihr Hab und Gut schützen wollten. Die Schäden werden auf 15,4 Milliarden Kronen geschätzt - mehr als eine halbe Milliarde Euro. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Bilanz des nationalen Amts für Meteorologie und Hydrologie (CHMU).

<Was die Schadenshöhe betrifft, war es das drittschlimmste Hochwasser nach 2002 und 1997>, sagt Projektleiter Jan Kubat. Die Niederschläge seien im Juni in drei Wellen gekommen, erklärt der Experte. Zuvor habe es bereits im Mai in Böhmen reichlich geregnet.

Die Böden seien mit Wasser gesättigt gewesen. Die ersten Warnungen habe seine Behörde daher schon Ende Mai gegeben. Doch es bleibt immer ein Unsicherheitsfaktor: <Große Niederschläge lassen sich mit einer vernünftigen Verlässlichkeit zwei Tage im Voraus vorhersagen>, sagt Kubat.

Dass es in der Weltkulturerbe-Stadt Prag nicht zu größeren Überschwemmungen kam, verhinderten einzig mobile Schutzbarrieren und Deiche in einer Länge von 17 Kilometern. Im April sah sich sogar UN-Generalsekretär Ban Ki Moon die Barrieren aus Aluminiumprofilen an. Sie waren nach dem Hochwasser vom August 2002 beschafft worden, das in der Metropole ganze Stadtteile geflutet hatte. <Wenn es das Hochwasser von 2002 nicht gegeben hätte, wären diese Gelder nie freigestellt worden>, meint Kubat. Sein Team will der Regierung unter anderem den Bau weiterer Deiche empfehlen.

Große - vielleicht auch übertriebene - Hoffnungen werden von der tschechischen Bevölkerung vor jedem Hochwasser in die sogenannte Moldau-Kaskade gelegt. Das ist eine Serie von Staudämmen. Der mit einer Länge von 68 Kilometern größte Stausee Orlik habe die Spitze der Flut um rund 10 Prozent abmindern können, schätzt Kubat. <Das war spürbar in Prag>, sagt er. Doch flussabwärts nehme der Effekt ab. Ob die Staudämme auch Deutschland helfen konnten, bleibt umstritten. Forscher untersuchen dies zurzeit noch.

Die Staudämme haben nämlich gegensätzliche Aufgaben: Für den Fall einer Dürre sollen sie Wasser vorhalten, dabei teils Elektrizität erzeugen oder der Erholung dienen. Ob sich zugleich die Kapazitäten für den Hochwasserschutz ausbauen lassen, indem der Wasserstand verringert wird, soll nun geprüft werden. Experte Kubat warnt: <Das nächste Hochwasser kommt bestimmt, die Frage ist nur, wann.> (dpa)
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