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23.03.2015 | 15:09 | Wolfsrückkehr 

Wölfe in Polen ziehen wieder gen Westen

Warschau / Lebork - Die Wölfe sind zurück. Jahrelang waren sie nicht mehr durch die Wälder Westpolens gestreift, wurden nur im Osten und Südosten des Landes gesichtet.

Wölfe in Polen
Förster in Pommern und Schlesien freuen sich über tierischen Zuzug: In ihren Revieren haben sich in den vergangenen Jahren Wolfsrudel angesiedelt. Mit steigender Zahl der einst stark bedrohten Tiere hat eine Wanderung nach Westen begonnen. (c) proplanta
Dort, in den dünn besiedelten Karpaten, hielten die Tiere ihre Distanz zu den Menschen, machten höchstens Negativschlagzeilen, wenn sie auf einer Schafweide ein Tier rissen.

Ältere Bauern und Jäger erinnern sich, dass Wölfe einst verhasst waren, noch in den 1950-er Jahren wurden Hunderte getötet. Als Polen die Wölfe in den 70-er Jahren auf die Liste geschützter Tiere setzte, war ihre Zahl auf geschätzt etwa 100 geschrumpft. Doch das ist Vergangenheit. Mittlerweile leben rund 1.000 der etwa 12.000 in Europa heimischen Wölfe in Polen.

Je mehr neue Rudel ein eigenes Revier benötigten, desto weiter zogen sie nach Westen. Auch wenn die meisten Wölfe nach wie vor im Osten heimisch sind, streifen inzwischen auch in Pommern und Niederschlesien Dutzende Wolfsrudel umher - oder lassen sich jenseits der Grenze in deutschen Wäldern nieder.

Für den Biologen Robert Myslajek von der Universität Warschau ist der starke Anstieg des Wolfsbestands in Polen seit dem Jagdverbot nicht verwunderlich: «Im europäischen Vergleich ist Polen sehr waldreich. In einigen der westpolnischen Regionen sind bis zu 45 Prozent der Fläche Wälder.» Für Wölfe seien das ideale Bedingungen.

Noch etwas begünstigte die Westwanderung der Wölfe: natürliche Wanderkorridore für Tiere, die nicht wie in anderen Ländern von Autobahnen durchkreuzt werden. Hier macht sich der jahrelange Mangel einer guten Infrastruktur in Polen positiv bemerkbar. Erst mit dem EU-Beitritt vor fast elf Jahren wurde in diesem Bereich massiv investiert.

«Der Bau von Autobahnen und Schnellstraßen begann zum Glück zu einem Zeitpunkt, an dem es schon ein Bewusstsein für die Ausbreitung von Tierpopulationen und für die Auswirkungen menschlicher Siedlungen auf die Tiere gab», sagt Myslajek.

So wurden zum Beispiel beim Bau der A2, die Warschau mit Deutschland verbindet und eine der wichtigsten Ost-West-Trassen für internationalen Fernverkehr ist, mehr als 150 Unterführungen gebaut, die wandernden Tieren einen sicheren und kollisionsfreien Wechsel in Gebiete jenseits der Autobahn ermöglicht. Nach Angaben von Wissenschaftlern, die die grünen Brücken beobachten, werden einige dieser Übergänge Tausende Male jährlich genutzt.

Förster wie Jan Dominiecki im pommerschen Lebork sehen die Rückkehr der Wölfe positiv. Sie hoffen, dass die vierbeinigen Jäger das ursprüngliche natürliche Gleichgewicht herstellen helfen. In der Oberförsterei Lebork etwa ist die Zahl der Hirsche mit etwa 1.000 Tieren derzeit noch fast doppelt so hoch wie sie sein sollte.

Die Hirsche finden nicht genug Nahrung, weichen auf landwirtschaftliche Flächen aus, was wiederum für Ärger mit den Bauern sorgt. In den vergangenen Jahren wurden darum zahlreiche Tiere erlegt. Wenn nun die Wölfe auf die Jagd gehen, finden sie reichlich Nahrung und verringern die Überbevölkerung bei den Hirschen.

Im Blog der Försterei wird auch betont: «Seit 70 Jahren ist kein Fall bekannt, bei dem Wölfe Menschen angegriffen haben.» Diese Angst wird nicht nur in Polen diskutiert. In den vergangenen Wochen gab es mehrfach Berichte über Wölfe in Niedersachsen, die sich zu nah an Menschen heranwagten und durch Wohnsiedlungen oder an Straßen entlang streiften. Etwa 300 der Räuber soll es inzwischen bundesweit geben, die weitaus meisten davon in den Ost-Ländern. (dpa)
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