Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
02.07.2015 | 00:01 | Wiederansiedlungsmaßnahmen 

Wolfsbüro in Niedersachsen nimmt Arbeit auf

Norden - Umweltminister Stefan Wenzel hat am Mittwoch offiziell das Wolfsbüro beim NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) in Hannover eröffnet.

Wiederansiedlungsmaßnahmen
(c) proplanta
Die neue Einrichtung werde einen wichtigen Beitrag für das konfliktarme Zusammenleben von Wolf und Mensch leisten: „Mehr Information und Aufklärung und verbesserte organisatorische und technische Abläufe werden die Akzeptanz erhöhen. Bei allen Maßnahmen im Umgang mit dem unter Artenschutz stehenden Wolf steht für die Landesregierung die Sicherheit der Menschen immer an erster Stelle", betonte der Minister, der gleichzeitig die bisherige konstruktive Zusammenarbeit mit den ehrenamtlich tätigen Wolfsberaterinnen und Wolfsberatern und der Landesjägerschaft lobte. „Das werden wir fortsetzen!"

Das Wolfsbüro wird Meldungen über Nutztierrisse einschließlich der Auszahlungen von Billigkeitsleistungen sowie Anträge auf Präventionsmaßnahmen bearbeiten. Alle Maßnahmen des niedersächsischen Wolfsmanagements werden künftig hier koordiniert. Außerdem wird das Wolfsbüro zentrale Anlaufstelle für die Bürgerberatung und die Nutztierhalterberatung und an der Öffentlichkeitsarbeit mitwirken. Drei Mitarbeiterinnen des NLWKN sind hier beschäftigt: Die Biologinnen Nicola Georgy, Dr. Jana Sprenger und Verena Harms haben sich alle beruflich auf den Wolf spezialisiert.

Berthold Paterak, Leiter des Geschäftsbereiches „Landesweiter Naturschutz" in der Direktion des NLWKN, wies darauf hin, dass sich der NLWKN schon seit 2007 intensiv mit dem Wolf beschäftigt. „Damals wanderten die ersten Wölfe aus den östlichen Nachbarländern nach Niedersachsen". Inzwischen gibt es hier etwa 60 Tiere. „Dass der Mitarbeiterstab nun vergrößert wird, ist folgerichtig". Das Umweltministerium und der NLWKN nehmen die Sorgen der Bevölkerung ernst: „Das professionelle Wolfsmanagement in Niedersachsen wird kontinuierlich weiterentwickelt".

Durch die FFH-Richtlinie und das Bundesnaturschutzgesetz sei das Land verpflichtet, dem Wolf Schutz zu gewähren und sein Überleben dauerhaft zu sichern. „Obwohl die Wölfe sich im Wesentlichen von Wildtieren ernähren, kommt es doch hin und wieder zu Nutztierrissen und dadurch zu Konflikten mit Tierhaltern", sagte Paterak. Seit November 2008 wurde der Wolf 66mal als Verursacher von gemeldeten Rissen von Schafen, Damwild und Rindern amtlich festgestellt (Stand Juni 2015). Paterak nannte auch die Zahl, in denen der Wolf nachweislich nicht als Verursacher in Frage kam: „In mehr als 40 Fällen seit 2008".

Um die Konflikte zu mindern und um in der Bevölkerung die Akzeptanz der zurückkehrenden Tierart zu fördern, hat das Niedersächsische Umweltministerium im November 2014 die „Richtlinie über die Gewährung von Billigkeitsleistungen und Zuwendungen zur Minderung oder Vermeidung von durch den Wolf verursachten wirtschaftlichen Belastungen in Niedersachsen", kurz die „Richtlinie Wolf" veröffentlicht. „Diese Richtlinie leistet einen Beitrag zum Schutz des Wolfes, weil sie Billigkeitsleistungenzum finanziellen Ausgleich bei Nutztierrissen vorsieht", betonte Paterak. Außerdem werden Präventionsmaßnahmen in Form einer vorsorglichen Beschaffung von wolfsabweisenden Schutzzäunen und Herdenschutzhunden finanziell unterstützt.

Der NLWKN hat auch die Aufgabe, im Zusammenhang mit Nutztierrissen und als Beitrag zum Wolfsmonitoring genetische Untersuchungen durchzuführen. Paterak warb um Verständnis, dass diese Untersuchungen derzeit noch vier bis sechs Wochen dauern. Auftragsnehmer ist das Senckenberg Forschungsinstitut als „Nationales Referenzzentrum für genetische Untersuchungen bei Luchs und Wolf". Der NLWKN versucht gemeinsam mit dem Umweltministerium, eine andere Lösung zu finden, um die Ergebnisse schneller zu bekommen.

Die genetischen Untersuchungen dienen zunächst dem sicheren Artnachweis. „Zudem kann anhand von Haaren, Blut-, Speichel- oder Losungsproben mit Hilfe der Mikrosatelliten-Untersuchung ein genetischer Fingerabdruck eines Wolfes erstellt werden. Damit ist das Tier individualisiert und es können Aussagen über seine Verwandtschaftsbeziehungen zu den bereits in Niedersachsen und in anderen Bundesländern nachgewiesenen Tieren, zu seiner Herkunft und zum Wanderverhalten getroffen werden", erläuterte Paterak. „Für jeden in unserem Bundesland lebenden, genetisch untersuchten Wolf kann der NLWKN die Herkunft nachweisen". (nlwkn)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Wolfsabschuss noch nicht vereinfacht

 Land setzt beim Thema Wolf auf Prävention

 Einzige Wölfin im Südwesten wohl tot - trächtiges Tier überfahren

 Herdenschutz und Abschuss - Naturschützer für neues Wolfsmanagement

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

  Kommentierte Artikel

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken

 Entwaldungsfreie Lieferketten: EU-Kommission zur Klärung aufgefordert

 Bund Naturschutz: Kein kategorisches Nein mehr zum Wolfsabschuss

 Nach Atomausstieg boomen erneuerbare Energien in Niedersachsen