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02.06.2016 | 09:33 | Grundwasser-Untersuchungen 

Zunehmend Antibiotika im Grundwasser

Cloppenburg - Die Ergebnisse der Untersuchungen zur Auswirkung von Antibiotika auf das Grundwasser standen erneut im Blickfeld beim 21. Grundwasser-Workshop am Mittwoch in Cloppenburg.

Grundwasser-Untersuchungen
(c) proplanta
Mehr als 200 Experten waren zu dieser vom NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) jährlich veranstalteten Tagung gekommen.

„Antibiotika gehören nicht in den Boden und nicht in das Grundwasser. Daneben sind nach wie vor die erheblichen Stickstoffeinträge aus landwirtschaftlicher Intensivnutzung wichtige zu beachtende Aspekte beim Grund- und Trinkwasserschutz in Niedersachsen", so Umweltminister Stefan Wenzel zum Auftakt der Veranstaltung. „Die Kommunen sollen gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer und dem NLWKN Ursachen ermitteln und Maßnahmen zur Verringerung der Belastungen prüfen", so Wenzel.

Deshalb hat sich der Minister inzwischen persönlich an jene 24 Kommunen gewandt, in deren Gebiet Grundwassermessstellen mit einer Überschreitung des Grenzwertes für Nitrat von 50 mg pro Liter liegen und obendrein zusätzlich einen ansteigenden Trend verzeichnen. „In beiden Problemfeldern - Spurenstoffe wie Nährstoffe - brauchen wir konsequentes Handeln für eine Trendwende und auch einen langen Atem, um die durch die Europäische Wasserrahmenrichtlinie geforderten Ziele zu erreichen".

Im Hinblick auf Tierarzneimittel hat der NLWKN in einer landesweiten Untersuchung im vergangenen Jahr 157 Grundwassermessstellen untersucht. An jeder siebten Messstelle wurden Wirkstoffe aus der Gruppe der Sulfonamide festgestellt. „Viehstarke Regionen sind häufiger betroffen, aber auch in vieharmen Gebieten wurden Wirkstoffe im Grundwasser gefunden", erklärte Stephan-Robert-Heinrich vom NLWKN. Parallel dazu untersucht der NLWKN mögliche Eintragspfade von Arzneimitteln gezielt an sechs Standorten in Niedersachsen.

Dieses Projekt ist verknüpft mit vorausgehenden Untersuchungen des Umweltbundesamtes zur Ursachenforschung und wird durch die örtlichen Landwirte, Behörden, Institutionen und Wasserversorger eng begleitet. Um Erkenntnisse über die Eintragsquellen (handelt es sich um Tierarznei- und/oder Humanarzneimittel?) und die Eintragspfade der Antibiotika zu erlangen, werden neben dem Grundwasser auch Proben von Gülle und Gärresten, Sickerwasser, Böden, Kleinkläranlagen und Dränauslässen analysiert. „Die derzeit vorliegenden Ergebnisse zeigen Wirkstoffnachweise in annähernd allen untersuchten Proben", sagte Dr. Romuald Buryn vom NLWKN in Cloppenburg. Die Ergebnisse werden Ende 2016 in einem Projektbericht veröffentlicht.

Nitrat im Grundwasser



Experten aus Landwirtschaft und Wasserwirtschaft haben ermittelt, dass landesweit 80.000 Tonnen Stickstoff zu viel gedüngt wird. Dies führt zu hohen Nitrateinträgen zunächst in das oberflächennahe Grundwasser. Infolge dessen müssen für den Parameter Nitrat 60% der Landesfläche im schlechten Zustand gemäß Wasserrahmenrichtlinie gemeldet werden. Zur Reduzierung der Einträge bietet das Umweltministerium in den Trinkwassergewinnungsgebieten und in der Wasserrahmenrichtlinien-Zielkulisse freiwillige Maßnahmen an.

Minister Wenzel sagte dazu in seinem Grußwort: „Aber die Ziele der Wasserrahmenrichtlinie und des Trinkwasserschutzes sind mit den bestehenden Maßnahmen bei Weitem nicht zu erreichen. Es ist höchste Zeit für die lange angekündigte novellierte Düngeverordnung. Der Bundeslandwirtschaftsminister muss jetzt nach der von der Europäischen Kommission beschlossenen Klage gegen Deutschland einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung der Gewässerqualität leisten".

Neben den festgestellten Belastungen sind jedoch in vielen Bereichen Niedersachsens Nitratabbauprozesse im Boden und im Grundwasser zu beobachten, die derzeit noch dafür sorgen, dass in zahlreichen Brunnen und Grundwassermessstellen nur geringe bis keine Nitratbelastungen gemessen werden. Die Fachleute gehen jedoch davon aus, dass der Abbau endlich ist und Belastungen dann ins Grundwasser durchschlagen.

In den vergangenen Jahren wurden Methoden weiterentwickelt, die die hydrochemischen Prozesse im Untergrund darstellen, den Nitratabbau im Grundwasser quantifizieren und es so ermöglichen, die „Lebensdauer" des Nitratabbaus abzuschätzen. Nach Einschätzung von Hubertus Schültken vom NLWKN werden die Untersuchungen zum Nitratabbau in den nächsten Jahren als zentrales Thema auf der Agenda vieler Wasserversorger stehen.

Modell- und Pilotprojekte



Der Erfolg von Grundwasserschutzmaßnahmen in den Zielkulissen des Trinkwasserschutzes und der Wasserrahmenrichtlinie wird auch durch Modell- und Pilotprojekte unterstützt. Der Maßnahmenkatalog sogenannter „Freiwilliger Vereinbarungen" umfasst bisher ausschließlich einzelflächenbezogene Grundwasserschutzmaßnahmen. Nun wurde eine gesamtbetriebliche Strategie zur Steigerung der Stickstoffeffizienz der Betriebe entwickelt. Vorrangiges Ziel ist die Reduzierung der Stickstoffdüngung durch eine Begrenzung des Mineraldüngerzukaufs.
it.niedersachsen
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