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27.04.2017 | 09:38 | Großmetzgerei 

900 Euro Strafe für Ex-Chef von Sieber-Wurst

Wolfratshausen - Der Ex-Chef der insolventen Großmetzgerei Sieber ist in dem von ihm angestrengten Prozess mit einem milderen Urteil davongekommen.

Verseuchte Wurstwaren?
Der Prozess hat sich für ihn gelohnt. Statt 2.250 Euro muss der einstige Inhaber der Wurstfirma Sieber nur 900 Euro Strafe zahlen. Und er gilt damit nicht als vorbestraft. Gegen das Lebensmittelrecht hat er aber dennoch verstoßen. (c) proplanta
Das Amtsgericht im bayerischen Wolfratshausen verurteilte Dietmar Schach am Mittwoch zu einer Geldstrafe von 900 Euro. Es sah es als erwiesen an, dass der 52-Jährige fahrlässig mit gesundheitsgefährdenden Bakterien belastete Ware aus seinem fleischverarbeitenden Betrieb in den Handel gebracht hatte. Einen Vorsatz sah das Gericht nicht.

Richter Helmut Berger setzte eine Strafe von 60 Tagessätzen zu je 15 Euro fest. Im Strafbefehl, den Schach nicht akzeptiert hatte, waren es noch 150 Tagessätze á 15 Euro gewesen. Der einstige Inhaber der Geretsrieder Firma gilt mit dem milderen Urteil als nicht vorbestraft. Erst von 90 Tagessätzen an ist ein Täter vorbestraft.

In einem Fleischprodukt der Großmetzgerei war im März 2016 eine extrem über dem Grenzwert liegende Anzahl von Listerien gefunden worden. Wochen später musste der Betrieb auf Anordnung des Freistaates Bayern schließen, die Insolvenz war unausweichlich.

Der Lebensmittelskandal wird in Verbindung mit mehreren Todesfällen nach dem Genuss von listerienverseuchten Produkten gebracht. Die Ansteckung mit Listerien ist für gesunde Erwachsene eher harmlos. Doch bei Ungeborenen, Babys, Senioren und Menschen mit geschwächtem Immunsystem kann die Listeriose genannte Krankheit tödlich enden.

Der Richter sagte in seiner Urteilsbegründung, es sei schwer, Lebensmittelbetriebe listerienfrei zu halten. Schach hätte das Problem nach einem weiteren Befall von Produkten mit den gefährlichen Bakterien im Herbst 2015 aber erneut lösen müssen, nachdem ihm dies zwei Jahre zuvor schon einmal gelungen sei. Zudem habe er einen externen Berater für das Qualitätsmanagement in seiner Firma nicht von den Problemen informiert.

Schach sagte nach Verhandlungsende, er sei froh, dass es nun ein Urteil gibt «und dass ich weiß, woran ich bin». Jetzt gehe es darum, eine Schadenersatzklage gegen den Freistaat zu gewinnen. Insolvenzverwalter Josef Hingerl hält die Schließung des Betriebes für rechtswidrig und verlangt vom Staat zwölf Millionen Euro Schadenersatz.

Im Prozess war bekannt geworden, dass das Land Bayern seit Jahren eine stille Beteiligung von 500.000 Euro an Sieber-Wurst hält. Das Geld dürfte durch die Insolvenz allerdings verloren sein. Doch der nach seinen Angaben mit rund drei Millionen Euro verschuldete Ex-Firmenchef Schach haftet persönlich dafür.

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Sowohl der Staatsanwalt als auch die Verteidiger kündigten an, Rechtsmittel zu prüfen. Im Falle einer Berufung würde das Verfahren vor dem Landgericht München II neu aufgerollt.
dpa
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