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07.02.2016 | 03:00 | Allergie 

Nesselsucht: Wenn Juckreiz und Quaddeln zur Qual werden

Stuttgart - Wenn die Haut plötzlich juckt und brennt, kann das ein Zeichen einer Nesselsucht sein. Die Hautkrankheit, bei der die Betroffenen unter hässlichen Rötungen und Quaddeln leiden, zählt zu einer der weitverbreitetsten in ganz Deutschland.

Quincke-Ödem - Nesselsucht
Eine gefährliche Sonderform der Nesselsucht ist das Quincke-Ödem. (c) proplanta
Laut Studien zufolge ist jeder vierte Deutsche mindestens einmal in seinem Leben davon betroffen. Wie informieren über Ursachen, Symptome und Therapien.

Nesselsucht, was ist das?



Bei einer Nesselsucht reagiert die Haut allergisch auf eine Substanz, mit der sie direkt oder indirekt in Kontakt kommt. Es bilden sich stark juckende Quaddeln und Hautrötungen - vergleichbar mit jenen, die man in Folge der Berührung von Brennnesseln kennt. In der Fachsprache wird die unangenehme Hautreaktion Urtikaria, leitet sich vom lateinischen Wort „Urtica“ (Brennnessel) ab, genannt.

Ausgelöst werden diese Symptome durch den Botenstoff Histamin, der nach dem Allergenkontakt, durch die sogenannten Mastzellen freigesetzt wird. Mastzellen gehören zu den weißen Blutkörperchen und sollten eigentlich Krankheitserreger abwehren. Bei einer Nesselsucht werden sie allerdings selbst zum Auslöser des ständig juckenden Hautausschlags.

Nesselsucht Symptome: Nicht ansteckend aber quälend



Die kleinen linsengroßen Quaddeln werden dadurch verursacht, dass der freigesetzte Botenstoff Histamin die Zellen durchlässiger werden lässt. Wasser tritt aus den Zellen und sammelt sich an der Hautoberfläche. Es kommt zur Bildung eines Ödems (Schwellung), allgemein auch unter Wassersucht bekannt. Die Quaddeln und roten Flecken können zum Beispiel im Gesicht, in der Kniekehle oder am Auge auftreten. Im Prinzip kann sich der Ausschlag am ganzen Körper verteilen und die Lebensqualität der Betroffenen stark einschränken.

Die Symptome einer Nesselsucht sind für Betroffene zwar äußerst unangenehm, der juckende Hautausschlag ist in der Regel aber recht harmlos und nicht ansteckend. Eine gefährliche Sonderform ist das Quincke-Ödem, bei dem nicht nur die oberen Hautschichten, sondern auch die Unterhaut betroffen ist. Es bilden sich sogenannte Angioödeme, die starke Schwellungen und Beulen im Gesichtsbereich (Mund, Lippen, Rachen) und an den Händen und Füßen auslösen können. Sogar ein allergischer Schock mit Atemnot und Kreislaufkollaps kann die Folge sein, tritt aber eher selten ein. Wichtig: Wer schon einmal mit solchen schweren Beschwerden auf einen Nesselschub reagiert hat, sollte immer ein entsprechendes Notfallset und eventuell einen Notfallpass dabei haben. Zudem muss sofort der Notarzt verständigt werden!

Wie lange dauert eine Nesselsucht?



Die häufigste Form der Nesselsucht ist die spontane Urtikaria. Sie ist das beste Beispiel für eine Allergie vom Soforttyp, die zum Beispiel durch einen Insektenstich oder eine Nahrungsmittelallergie entsteht. Innerhalb von Minuten nach dem Kontakt mit einem Allergen bilden sich juckende Quaddeln, die sich ungleichmäßig über die gesamte Haut verteilen. In der Regel klingen die Beschwerden innerhalb von vier bis sechs Wochen wieder vollständig ab. Erst wenn die Symptome länger als sechs Wochen andauern, spricht man von einer chronischen Urtikaria. Von dieser Form der Hautreaktion sind hauptsächlich Erwachsene - Frauen etwa doppelt so häufig wie Männer - betroffen. Bei Kindern und Babys tritt die Erkrankung eher selten auf.

Nesselsucht: Verlauf und Ursache



Folgende Formen der Nesselsucht sind möglich:
  • Spontane Nesselsucht: Je nach Dauer wird sie in akute und chronische Urtikaria eingeteilt.
  • Physikalische Nesselsucht: Kälte, Licht, Wasser oder mechanische Reize (z.B. Reibung, Druck) sind Auslöser. Von dieser Form gibt es 21 Unterformen.
  • Cholinergische Nesselsucht (Schwitz-Urtikaria): Ist eine Unterform der physikalischen Nesselsucht und entsteht, wenn die Körpertemperatur ansteigt (Nesselfieber). Hitze, Sport oder der Genuss von scharfem Essen sind Auslöser für allergische Reaktion. Eines der Hauptsymptome ist das Schwitzen.
  • Kontakt Nesselsucht: Sie tritt an der Stelle auf, an der die Haut einen Auslöser (z.B. Schmuck, Kosmetika, Pflanzen) berührt.
  • Allergische Nesselsucht: Medikamente (z.B. Nesselsucht nach Antibiotika), Hausstaubmilben oder Lebensmittel können Auslöser sein. Bei einer Nahrungsmittelallergie (z.B. durch Weizen, Milch oder Nüsse) kann die Reaktion sehr heftig – bis hin zum allergischem Schock – ausfallen.
  • Endogene Nesselsucht: Beeinträchtigungen des Immunsystems zum Beispiel durch Infektionen mit Viren, Bakterien, Pilze sind Ursache für akute Urtikaria.
  • Psychischer Stress: Auch psychische Belastungen können eine Nesselsucht auslösen und müssen entsprechend behandelt werden.

Zudem kamen neuere Studien zum Ergebnis, dass die chronische Form der Nesselsucht möglicherweise der Vorbote für Autoimmunkrankheiten wie Diabetes-Typ-I, Rheuma, Lupus oder Zöliakie sein könnte.

Diagnose: Allergie-Test, Nesselsucht-Diät



Selbst den Ärzten fällt es meist schwer, die einzelnen Symptome einer bestimmten Nesselsucht zuzuordnen. Oft kann das Führen eines Nesselsucht-Tagebuchs helfen, die Ursache für die Krankheit zu finden. Manchmal kann auch ein Allergie-Test dabei helfen, die Ursache für eine spontane Nesselsucht festzustellen.

Für chronisch Erkrankte ist eine Allergie als Auslöser allerdings nur in sehr seltenen Fällen die Ursache. Unverträglichkeiten gegenüber Nahrungsmitteln kommen als Auslöser einer chronischen Nesselsucht weitaus häufiger in Frage und erfordern das Einhalten einer pseudoallergenarmen Diät. Auch Laboruntersuchungen sowie Röntgenuntersuchungen können bei der Diagnose der chronischen Urtikaria helfen.

Behandlung: Was hilft gegen Nesselsucht?



Wenn der Auslöser bekannt ist, besteht die beste Therapie im Vermeiden der auslösenden Faktoren. Ist die Ursache unbekannt, können Antibiotika, Antihistaminika, Cortison und/oder juckreizlindernde Präparate (z.B. Gel, Cremes, Salben) eingesetzt werden, um die unerwünschten Symptome zu verringern.

Ein neuer, erfolgversprechender Therapieansatz bei der Behandlung von chronischer Nesselsucht sind Arzneimittel aus der Gruppe der Biologicals (sogenannte Biologika). Hierbei handelt es sich um eine neue Klasse von Medikamenten, die für die Therapie von Patienten zugelassen sind, bei denen übliche Basismedikamente nicht oder nicht ausreichend wirken.

Wichtig! Tritt die Nesselsucht während einer Schwangerschaft auf, ist Vorsicht geboten. Viele Antihistaminika sind für Schwangere nicht geeignet, da sie schädlich für das ungeborene Kind sind. Hier können homöopathische Mittel eine gute Alternative bieten.
proplanta
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