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15.10.2016 | 06:43 | Erdöl im Alltag 
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Öl in Kosmetik, Büro und Haushalt

Frankfurt/Main - Mehr als 100 Millionen Tonnen Öl pro Jahr werden laut dem Chemieverband VCI jedes Jahr in Deutschland verbraucht. Das spüren gerade Autofahrer.

Erdöl in Alltagsprodukte
Mit Öl verbinden viele vor allem Benzin fürs Auto - doch der wichtigste Rohstoff der Weltwirtschaft findet sich in einer ganzen Reihe von Alltagsprodukten. (c) Jim Parkin - fotolia.com
Der Preisverfall bei Rohöl auf den Weltmärkten seit Sommer 2014 hat sie über günstigere Benzinpreise deutlich entlastet.

Jüngst hat daher die überraschende Einigung des Kartells Opec auf eine Öl-Fördergrenze für Aufsehen gesorgt. Sie ließ die Preise steigen. Denn mit dem Abkommen sinkt das tägliche Produktionsvolumen der Organisation Erdöl exportierender Länder, der etwa Saudi-Arabien, Iran und Venezuela angehören.

Verbraucher müssen aber nicht fürchten, dass die Zeit des billigen Benzins abrupt endet: Wichtige Förderländer wie die USA und Russland sind keine Opec-Mitglieder und produzieren weiter viel Öl. Zudem muss das Kartell die Fördergrenze erst umsetzen. Die Internationale Energieagentur (IEA) hält die Auswirkungen der geplanten Beschränkung noch für schwer abschätzbar, wie es in ihrem monatlichen Öl-Bericht am Dienstag hieß.

Doch auch wenn die meisten Verbraucher bei Öl spontan an Benzin denken dürften: Der Rohstoff, der vor Jahrmillionen aus abgestorbener Biomasse entstand und sich in tiefen Gesteinsschichten ablagerte, ist heute Bestandteil fast aller Lebensbereiche.

Kraftstoffe: Knapp 60 Prozent des in Deutschland verbrauchten Öls geht laut dem Chemieverband VCI in den Transport. Von einem Barrel (159 Liter) fließen allein knapp 50 Prozent in Benzin. Dazu muss das Öl aber raffiniert, also von unerwünschten Stoffen gereinigt und veredelt werden. Ohne Benzin stünde der Autoverkehr faktisch still - wie 1973, als wegen eines Öl-Embargos der Opec auf deutschen Autobahnen an mehreren Sonntagen Fahrverbote galten. Zudem entsteht aus Rohöl Flugzeug-Kerosin und Diesel für Fahrzeuge und Schiffe.

Die Umweltorganisation Greenpeace fordert, gerade im Straßenverkehr den Ölverbrauch zu senken - etwa mit der Nutzung von alternativen Antrieben wie Elektromotoren. Doch sie breiten sich nur langsam aus. «Die Elektromobilität kommt beim jetzigen Kurs der Energie- und Verkehrspolitik zu spät und zu zögerlich», konstatiert sie in ihrem aktuellen Öl-Report.

Heizung: Weniger als dreißig Prozent des benötigten Öls in der Bundesrepublik wird zum Heizen verwendet, etwa in Form von Heizöl. Mehr als die Hälfte der Haushalte in Deutschland heizt aber nicht mit Öl, sondern mit Gas. Der Verbrauch von Heizöl ist in den vergangenen zwanzig Jahren deutlich gesunken. Erdgas, Strom in Form von Wärmepumpen und Solarthermie und Fernwärme lösen Heizöl als Energiequelle allmählich ab.

Trotzdem ist Deutschland laut Greenpeace der größte Heizölmarkt der Welt nach den USA. Vor allem in älteren Wohnungen sind Ölheizungen eingebaut. Verbraucher, die mit Öl heizen, profitieren von relativ günstigen Preisen: Zahlten sie zwischen 2011 und 2014 in der Spitze mehr als 96 Euro pro 100 Liter Heizöl inklusive Mehrwertsteuer, sind es heute rund 55 Euro.

Chemische Weiterverarbeitung: Nur 14 Prozent des hierzulande verbrauchten Öls wird in der Chemiebranche als Grundstoff genutzt - aber für eine Vielzahl von Produkten verarbeitet. Zentraler Stoff für die Chemie ist das leichte Mineralöl Naphtha, das bei niedrigen Temperaturen aus Rohöl entsteht. Es ist der wichtigste Lieferant für Kohlenstoffatome.

In so genannten Cracker-Anlagen wird das Rohbenzin in Primärchemikalien wie Ethylen, Propylen und Benzol umgewandelt - die Basis für zahllose Produkte. «Öl ist die Quelle für die Bausteine, aus denen die Alltagsprodukte aufgebaut sind», sagt Henrik Meincke, Chefvolkswirt und Erdölexperte beim VCI.

So steckt Öl in Kosmetik: in Lippenstiften, Zahnbürsten, Hautcreme und Waschmittel - allerdings nicht als schmierige schwarze Masse, sondern als Kohlenstoff, der aus Öl stammt. Auch im Büro und Haushalt findet sich auf Umwegen Öl: In Druckerpatronen und Kugelschreibern, Kerzen und CDs, Medikamenten und Autoreifen. Ferner steckt der Rohstoff in Kleidung, etwa in Kunstfasern von Pullovern. PET-Flaschen bestehen gar annähernd zu 100 Prozent aus Öl: In jeder Plastikflasche steckt nach Angaben von Greenpeace ein Liter Öl.

Die nötigen Kohlenstoffe für diese Dinge ließen sich auch aus anderen Quellen gewinnen - etwa aus Erdgas, Kohle oder nachwachsenden Rohstoffen wie Biomasse. In den USA etwa sei Erdgas die wichtigste Kohlenstoffquelle, sagt Meincke. Doch die Prozesse in der Chemiebranche sind hierzulande für Öl optimiert.

Viele Produkte ließen sich auf Basis von Erdöl leichter und kostengünstiger herstellen als mithilfe von anderen Kohlenstoffquellen, betont der VCI. Eine Abkehr vom Öl in der Branche ist daher nicht in Sicht - der Rohstoff bleibt im Alltag ein ständiger Begleiter.
dpa
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Kommentare 
cource schrieb am 15.10.2016 18:37 Uhrzustimmen(165) widersprechen(44)
es ist schon erstaunlich wie bescheuert die menschheit ist, es würde keiner auf die idee kommen sich mit erdöl einzucremen aber mit nievea, vaselline, babyöl usw. schmiert man sich jeden tag ein
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