Jeder dritte Deutsche hatte es schon einmal "im Kreuz". Rückenschmerzen verursachen in Deutschland rund 40 Millionen Fehltage im Jahr. Dabei kann das Zwicken und Zwacken viele verschiedene Ursachen haben.
Übergewicht, langes Sitzen, Bewegungsmangel oder exzessiver
Sport, kann beispielsweise zu
Rückenschmerzen führen. Häufig lassen die Beschwerden nach wenigen Tagen wieder nach, sodass gar keine ärztliche Behandlung notwendig ist.
Oft aber leiden Menschen jahrelang unter chronischen Nacken- und Rückenschmerzen und rennen von Arzt zu Arzt – ohne Ergebnis. Dies kann unter anderem daran liegen, dass Rückenschmerzen nicht nur körperliche Ursachen haben, sondern in vielen Fällen auch die psychische Verfassung eine große Rolle spielt.
Wie funktioniert der Rücken?
Die Wirbelsäule trägt und stützt einen großen Teil unseres Körpergewichts. Gleichzeitig ermöglicht sie die Bewegung des Rumpfes. Sie besteht aus 24 freien Wirbelkörpern, aus denen die Wirbelsäule wie eine Kette aus ihren Gliedern zusammengesetzt ist. Kapseln,
Bänder, Sehnen, Muskeln und
Nerven verbinden die einzelnen Wirbel und größere Partien der Wirbelsäule miteinander.
Dazwischen sitzen die Bandscheiben, die wie eine Art „Puffer“ funktionieren. Zudem bilden Wirbelkörper und Wirbelbögen eine Furche, in dem die zentrale Nervenbahn - das sogenannte Rückenmark - zwischen Hirn und Körper verläuft. Rückenschmerz ist nicht gleich Rückenschmerz Rückenschmerzen kann man nach verschiedenen Kriterien einteilen. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen
spezifischen“ und „
unspezifischen“ (auch "funktionelle")
„Rückenschmerzen. Unspezifisch heißt, die Ursache der Schmerzen bleibt unklar. Sie rühren meist von den
Muskeln, Sehnen oder Bändern her und entstehen, wenn diese zum Beispiel durch Verspannungen, Verhärtungen, Quetschungen oder Einengungen der Nerven in ihrer Funktion beeinträchtigt sind.
Spezifische Rückenschmerzen wiederum haben einen bestimmten körperlichen (somatischen) Auslöser. Solche Auslöser können zum Beispiel Bandscheibenvorfälle, Wirbelgleiten oder Osteoporose sein.
Wirbelsäule als Stress-Indikator
Rückenschmerzen treten oft plötzlich ohne erkennbare Ursache auf. Als Auslöser kommt dabei vieles in Betracht: ungeschickte Bewegungen, Unfälle oder außergewöhnliche Belastung können Nervenirritationen begünstigen. „Rückenschmerzen hängen eng mit der Psyche zusammen“, weiß Michael Pfingsten, Professor für Psychologie und leitender Psychologe der Schmerztagesklinik und -ambulanz an der Uni Göttingen. Denn zwischen seelischer Belastung und einem schmerzenden Rücken besteht eine Art Wechselwirkung. Das heißt, chronische Schmerzen können sich einerseits negativ auf das seelische Wohlbefinden auswirken, andererseits können psychische Belastungen physische Verspannungen verursachen. Die Wirbelsäule ist sozusagen ein wichtiger Indikator für Stress.
Wie Stress Rückenschmerzen auslöst
Die Vorgänge, die bei einer Stressreaktion ausgelöst werden, sind seit Jahrtausenden von Jahren im Menschen verankert. Unter Stress schüttet der Körper die Hormone Cortisol und Adrenalin aus. Das Herz pumpt schneller, die Atmung beschleunigt sich, der Blutdruck steigt und der ganze Körper spannt sich an. Die Muskeln sind sozusagen „startklar“ zur Flucht oder zum Kampf. So hatte es die Natur ursprünglich für den gesunden Menschen vorgesehen, um vor den Gefahren der Urzeit davonzulaufen oder einen Büffel zu jagen.
Heute haben wir zwar ganz andere Stresssituationen, aber die Stressreaktionen sind immer noch dieselben: Das Adrenalin bleibt allerdings im Körper. Anstatt sich in einer stressigen Situation zu verteidigen oder davonzulaufen, heißt es jetzt: Hinsetzen und durchhalten. Das ausgeschüttete Adrenalin wird nicht ausreichend abgebaut, die aktivierten Muskeln nicht gebraucht. In Folge kann es zu Muskelverspannungen und Schmerzen sowie auch einer Störung des Hormonhaushalts kommen. (
Tipps gegen Rückenschmerzen)
Schmerz-System gelangt aus dem Gleichgewicht
Unter Stress und Termindruck verharren wir oft stundenlang in der gleichen Körperposition am Schreibtisch – ohne es zu merken. Die Schmerzen werden meist erst wahrgenommen, wenn sich der Körper wieder in der Ruhepause befindet und in den Ausgangszustand zurückkehrt. Kritisch wird es vor allem dann, wenn der Körper nicht mehr genügend Zeit bekommt, um sich zu erholen. Das kann Dauerstress auslösen und die Schmerzen können sich verselbstständigen.
Zudem kann es sein, dass die Bandscheiben nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen versorgt werden. Denn Stress wirkt sich auch negativ auf die Durchblutung aus. Eine vorzeitige Abnutzung der Knochen und Gelenke ist die Folge. Außerdem werden die Nerven immer empfindlicher.
Schmerz & Psyche
Auch Kummer, Trauer, Ängste und Sorgen können Rückenschmerzen verstärken. Wer zum Beispiel unter Depressionen leidet, nimmt Schmerzen verstärkt wahr. Das liegt unter anderem daran, dass Schmerz immer auch eine emotionale Seite hat. Das heißt, das Gehirn registriert und meldet den Schmerz nicht nur, sondern bewertet ihn. Zur Schmerztherapie werden daher häufig Antidepressiva eingesetzt.
Welchen Einfluss die Seele auf Schmerzen hat, wird auch daran ersichtlich, dass Menschen, die alles perfekt machen wollen oder unter ständiger Kritik leiden, besonders häufig über Muskelverspannungen klagen. Falscher Ehrgeiz, Dauerstress sowie übertriebene Ängste und Sorgen gelten daher als wichtige Risikofaktoren für Rückenschmerzen.
Wie sie Stress vorbeugen können lesen Sie hier.