Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
14.07.2015 | 14:25 | Trinkwasserqualität 
Diskutiere mit... 
   2   2

Zuviel Nitrat und Arzneispuren im Wasser

Berlin - Deutschlands Trinkwasser bekommt regelmäßig gute Noten. Doch überdüngte Böden lassen in vielen Regionen die Nitratwerte im Grundwasser ansteigen, warnt der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW).

Nitratbelastung Trinkwasser
Die von Natur aus sehr gute Grundwasserqualität in Deutschland sinkt. Unter anderem bereiten Nitrate, eingebracht durch intensive Landwirtschaft, und Medikamentenrückstände Probleme. (c) panthesja - fotolia.com
Vor allem wegen intensiver landwirtschaftlicher Nutzung seien über ein Viertel der etwa 1.000 abgegrenzten Grundwasserkörper hierzulande nicht in dem von der EU geforderten «guten Zustand». «43 Prozent der Grundwässer weisen bereits Nitratgehalte zwischen 25 und 50 Milligramm pro Liter auf», sagte Jörg Simon vom BDEW am Dienstag in Berlin.

Viele Wasserversorger könnten den Nitratgrenzwert von 50 Milligramm pro Liter nur durch Notlösungen - etwa das Mischen mit unbelastetem Wasser - unterschreiten. Drei Viertel des Trinkwassers in Deutschland werden aus dem Grundwasser gewonnen.

Der Verband kritisierte massive Verzögerungen bei der Nitrat-Reduzierung, die laut EU-Richtlinie umzusetzen ist. «Trotz der intensiven Diskussionen und des laufenden EU-Vertragsverletzungsverfahrens gegen Deutschland erleben wir eine seit Monaten andauernde politische Blockade», beklagte Simon.

So stehe eine durchgreifende Novelle der Dünge-Verordnung und des Dünge-Gesetzes weiter aus. Zudem werde der «Gülle-Tourismus» aus Holland, Dänemark oder Belgien darin auch nur unzureichend eingeschränkt, so der Verband. «Aufgrund der langen Sicker- und Fließzeiten durch die Bodenschichten lässt sich Nitrat erst mit Verzögerung im Grundwasser nachweisen», erläuterte Simon. Das heißt: Selbst, wenn ab sofort kein Nitrat mehr in den Boden gelangt, kann es Jahrzehnte dauern, bis der Nitratgehalt im Grundwasser wieder sinkt.

«Dass zu viel gedüngt wird, kostet die Trinkwasserkunden richtig Geld. Entweder muss unbelastetes Grundwasser über weite Entfernung herangeführt werden oder technisch das Nitrat herausgefiltert werden», sagte der agrarpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Friedrich Ostendorff.

Auch die Tatsache, dass fast die Hälfte der Menschen in Deutschland alte Medikamente durch Toilette oder Waschbecken entsorgen - wie das Bundesforschungsministerium im Februar berichtete - macht zunehmend Sorgen. Spuren der Arzneimittel sind auch im Trinkwasser nachzuweisen.

Eine Gesundheitsgefahr für Menschen besteht dadurch laut Umweltbundesamt nach heutigem Kenntnisstand zwar nicht. Doch auch die Deutsche Umwelthilfe warnte bereits davor, dass mit der Zahl älterer Menschen auch die Menge der verordneten Medikamente steigt. Vor allem Antibiotika, hormonell wirkende Substanzen oder Schmerzmittel könnten im Abwasser Probleme bereiten: Heutige Kläranlagen sind darauf nicht ausgerichtet und bedürfen zunächst einer teuren vierten Reinigungsstufe.

Und noch eine weitere Gefahr sieht der BDEW heraufziehen: Überlegungen, für den geplanten Ausbau des Breitbandkabelnetzes bestehende Abwasserkanäle zu nutzen. «Die Verlegung von Kabeln in Abwasserleitungen kann erhebliche technisch-chemische Probleme nach sich ziehen», warnte der Verband. (dpa)
Kommentieren Kommentare lesen ( 2 )
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


Kommentare 
kurri Altbauer 85 schrieb am 16.07.2015 10:45 Uhrzustimmen(145) widersprechen(142)
Ich kann dem nur voll zustimmen. Es ist sehr leicht der Landwirtschaft die Schuld „in die Schuhe zu schieben“. Die Bevölkerung, will mit Unterstützung der BUND,Nabu und Co.,einen Schuldigen präsentiert bekommen! Wir liegen im Urstromtal der Weser mit hoch anstehenden Kies, teilweise bis Pflugsohlentiefe. Der Boden ist nach der letzten Eiszeit so entstanden. Die Bodenpunkte liegen zwischen 32- 67. Wir haben eine eigene Hauswasserversorgung, der Brunnen ist beim Gesundheitsamt angemeldet. Jährlich erfolgt eine Überprüfung durch die Lufa. Noch nie gab es eine Beanstandung, der Nitratwert lag im April bei 14 mg. Das Wasserwerk wurde hier Anfang der 60 er Jahre errichtet. Im Nachbardorf war es damals, bedingt durch Zuwanderung der Heimatvertriebenen, zu einer starken Bebauung gekommen. Da damals noch keine Kanalisation vorhanden war und die Fäkalien auf dem Grundstück verrieselt wurden, gleichzeitig aber auch das Trinkwasser aus einem nur wenige Meter entfernt liegenden Brunnen entnommen wurde, kam es zu Problemen mit den Nitratwerten. Wir hatten damals noch die sog. Ämterverwaltung, daher wurde der Bau des Wasserwerks beschlossen. Innerhalb weniger Jahre wurden dann weitere Dörfer angeschlossen. Unser Amtsdirektor war mit Sicherheit ein fähiger Beamter, nur wusste er sehr wenig über das Trinkwasser. Das Wasser wurde aus 4 sog. Kiesschüttungsbrunnen gefördert. Er lies es zu, das über den Anstieg der Nitratwerte, nichts an die Öffentlichkeit kam. Als dann das Gesundheitsamt endlich einschritt, war der Ärger riesengross. Sofort wurde die Landwirtschaft als Sündenbock an den Pranger gestellt. Heute hat man endlich drehzahlgeregelte Pumpen eingebaut, und siehe da, das Nitratproblem ist gelöst. Über Jahre hat man die Landwirtschaft zu Unrecht beschuldigt und das ist ja auch heute noch so! Die zuständigen Beamten maßen sich an, über alles immer mehr zu wissen! Das Problem ist der sog. Absenkungstrichter, wird nach dem Verfahren volle Leistung ein, volle Leistung aus verfahren, entsteht sehr schnell ein grosser Trichter, der nach Ende des Pumpvorganges durch das hoch belastete oberflächennahe Grundwasser aufgefüllt wird. Bei einer Eieruhr kann man das in etwa verfolgen. Ich habe in der einschlägigen Literatur z. B. auch Hinweise gefunden, das im Sickerwasser unter Nadelwald Nitratwerte von 100 mg gemessen wurden! Über die Stickoxide die von den Autos, Kraftwerken usw. in die Luft geblasen werden, spricht niemand. Sie können sich selbst überzeugen, indem Sie sich mal die Werte aus dem Internet ansehen. Da war absoluter Spitzenreiter die Stadt Warstein wo über 400µ pro cbm Luft gemessen wurden. Erlaubt sind nur 50µ. Im ländlichen Raum, in der von der Landwirtschaft gepflegten Natur, sind nur 5 µ gemessen worden. Die NO wandeln sich in der Luft durch Oxidation in NO2 und dann in NO3 um, so kommen pro Jahr, mit den Niederschlägen, etwa 80 kg N auf den ha. Darüber wird nie gesprochen, den Herren in den zuständigen Behörden ist dies bekannt, es wird aber nichts dagegen unternommen!
user10 schrieb am 14.07.2015 15:08 Uhrzustimmen(250) widersprechen(193)
Woher wissen die, dass das Nitrat von (mit Gülle) "überdüngten" Böden kommt? Alle von mir überprüften Messstellen mit überhöhten Werten weisen ein langjähriges Nitratmuster auf, das nicht aus landwirtschaftlicher Düngung stammen kann.
  Weitere Artikel zum Thema

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Wasserwerke am Bodensee kämpfen gegen Quagga-Muschel

 Noch mehr Trinkwasser aus dem Rhein - Studie zeigt drei Möglichkeiten

 Wetterextreme: Wie werden wir zukünftig mit Wasser umgehen?

 Ausstellung zeigt neue Wege aus der globalen Wasserkrise

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken