«Ein «Willkommen Wolf» reicht nicht», sagte Verbandspräsident Hartwig Fischer vor Beginn des Bundesjägertages in Dresden (18. bis 19. Juni) im Interview der Deutschen Presse-Agentur.
Frage: In Sachsen und anderswo wird in der Jägerschaft kontrovers über den Wolf diskutiert.
Welche Auffassung vertritt die Spitze des Deutschen Jagdverbandes?Antwort: Ein «Willkommen Wolf» reicht nicht. Wir beobachten die natürliche Rückwanderung mit Interesse und beteiligen uns aktiv am Monitoring. Wölfe vermehren sich derzeit mit über 30 Prozent pro Jahr, und das in einem dicht besiedelten Land.
Wir betreten hier Neuland und müssen den Umgang mit dem großen Raubtier erst lernen. Die vor Jahren noch verkündete «natürliche Scheu» gibt es offenbar nicht, wie uns zahlreiche Jungwölfe im Frühjahr deutschlandweit gezeigt haben.
Frage:
Was schlagen Sie vor?Antwort: Wenn das Zusammenleben mit dem Wolf klappen soll, müssen wir ihn als großes Raubtier respektieren. Ein absolutes Tabu ist das Füttern der Wölfe, wie es tatsächlich in einigen Foren empfohlen wird. Wer Wölfe füttert, gefährdet die gesamte Art.
Frage:
Sollte man Wölfe unter bestimmten Umständen schießen?Antwort: Neugierigen Wölfen müssen wir zuallererst Scheu beibringen und für verhaltensauffällige Tiere muss es bundesweit abgestimmte Vorgehensweisen geben. Die Politik ist gefordert - auch auf Grundlage von Erfahrungen in anderen europäischen Ländern - zu entscheiden, wann ein Wolf geschossen werden muss. Die Sicherheit der Menschen muss höchste Priorität haben.
Wir müssen die Sorgen der Betroffenen Menschen vor Ort ernst nehmen. Die meiste Unterstützung findet der Wolf in Großstädten, dort wo die Sehnsucht der Menschen nach Wildnis am größten ist und der Wolfskontakt am unwahrscheinlichsten. Wir erwarten klare Aussagen von der Politik, wie Konflikte im Sinne von Mensch-, Tier- und
Artenschutz gelöst werden.
Zur Person: Hartwig Fischer (66) ist seit 2011 Präsident des Deutschen Jagdverbandes. Von 2002 bis 2013 saß der gelernte Einzelhandelskaufmann für die
CDU im Bundestag. (dpa)