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05.12.2014 | 06:35 | Neue Gebührenrichtlinie 
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Hessischer Sparkurs greift auf Wald über

Wiesbaden - Wegen der Schuldenbremse in Hessen sollen tausende Waldbesitzer künftig mehr für die Dienste staatlicher Förster zahlen.

Waldbewirtschaftung in Hessen
Hessen hat viel Wald, und es hat viele private Waldbesitzer. Die meisten lassen die staatlichen Revierförster für sich arbeiten. Doch der Sparkurs des Landes macht vor dem Wald nicht halt. (c) proplanta
Nach massiver Kritik des Waldbesitzerverbandes zeigte sich Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) aber zu Gesprächen über die neue Gebührenrichtlinie bereit.

«Sie ist nicht in Stein gemeißelt», sagte Hinz am Donnerstag im Umweltausschuss des Landtags in Wiesbaden. Der Verband rechnet vor, dass der Landesbetrieb Hessen-Forst seine Gebühren 2015 um das 5- bis 15-Fache steigern wird. Betroffen seien bis zu 60.000 Besitzer kleiner und kleinster Waldstücke.

Von 880.000 Hektar Wald in Hessen sind 210.000 in Privathand, davon wird wiederum die Hälfte von Hessen-Forst betreut. Die Förster beraten die Besitzer, wählen zur Holzernte Bäume aus, organisieren Holzschlag, Abtransport und Verkauf. Dafür zahlen Besitzer von 5 bis 50 Hektar Wald bisher jährlich eine Pauschale von 2,01 Euro je Hektar.

Größere Betriebe zahlen mehr, Waldbesitzer mit weniger als fünf Hektar zahlen nichts. Seit 2007 sind die Gebühren unverändert. Das deckt bei Hessen-Forst nur einen Bruchteil des Aufwands. Hinz hat zwei Ziele: Um das Haushaltsdefizit zu senken, sollen die Kosten wenigstens zur Hälfte abgedeckt werden; zugleich soll das System gerecht sein. Das Land will ab 2015 eine Beteiligung von 15 bis 20 Prozent am Holzerlös kassieren.

«Das halten wir deswegen für gerecht, weil es auch Jahre gibt, in denen Waldbesitzer kein Holz ernten», sagte Hinz. 3,6 Millionen Euro sollen jährlich in die Kasse kommen.

Viele Beratungsdienstleistungen von Hessen-Forst seien weiter kostenlos, sagte die Ministerin. Dies sei politisch gewollt, weil der Wald dem Umweltschutz und der Erholung diene. «Der Wald ist aus unserer Sicht nicht nur ein Wirtschaftsgut.»

Die geplante Beteiligung am Erlös sei viel zu hoch angesetzt, sagte dagegen Christian Raupach, Geschäftsführer des Waldbesitzerverbandes in Hessen. «Das ist überhaupt nicht gerecht.» Gerade für kleinere Waldbauern mit schlechterem Baumbestand oder schwierigen Steillagen lohne sich die Bewirtschaftung nicht mehr.

Die Fraktionen im Ausschuss waren sich einig, dass die derzeitigen Gebühren zu niedrig seien. Das neue System setze aber falsche Anreize, sagte der FDP-Abgeordnete Jürgen Lenders. «Kleine Waldbesitzer sind gezwungen, Flächen aus der Bewirtschaftung zu nehmen.» Zu erwarten sei, dass die Förster um höherer Einnahmen willen auf das Fällen wertvoller Baumbestände dringen.

Außerdem dürfe der Haushalt nicht auf «Spekulationsgewinne» setzen. Für Waldbesitzer sei es schwierig, binnen kurzer Zeit kommerzielle Partner zu finden, wenn Hessen-Forst seine Preise steigere, sagte Heinz Lotz (SPD).

Die neuen Gebühren sollen eigentlich im Januar in Kraft treten. Durch die Gespräche soll es höchstens eine Verzögerung um drei Monate geben, sagte Hinz. Schwarz-Grün stimmte gegen Anträge, die Neuregelung auf 2016 zu verschieben. (dpa/lhe)
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Kommentare 
Bernd Gläßel schrieb am 06.12.2014 07:37 Uhrzustimmen(113) widersprechen(104)
Höchste Zeit das die Geiz ist Geil Mentalität der Waldbesitzer beendet wird
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