Medienberichten zufolge erließ die Bukarester Regierung Anfang September eine Verordnung, nach der sogenannte „Problemtiere“ bis zum Ende des Jahres erlegt werden dürfen. Die
Verordnung sehe den Abschuss von bis zu 140 Bären und 97 Wölfen vor, hieß es. Die neue Regelung stehe dabei in direktem Widerspruch zur
Gesetzgebung der Europäischen Union. So seien letale Maßnahmen zur Populationskontrolle etwa nach EU-Recht nur erlaubt, wenn zuvor alle nicht-letalen Möglichkeiten ausgeschöpft worden seien - ein Aspekt, der in der Bukarester Verordnung Presseberichten zufolge vollkommen unberücksichtigt bleibt.
Der World Wide Fund for Nature (WWF) reagierte mit Kritik und forderte, die Verordnung außer Kraft zu setzen. Zudem monierte der
WWF die mangelnde Transparenz bei den Ausnahmegenehmigungen für die Abschüsse. Laut dem Naturschutzverband sind die Gründe für die wiederkehrenden Konflikte um die großen Raubtiere in Rumänien weitgehend menschengemacht. Beispielsweise sei das bestehende System zur Populationsüberwachung von Wildtieren primär auf wirtschaftlichen Profit ausgerichtet. Den Bären werde zudem die Nahrungsgrundlage entzogen, da in ihrem Lebensraum immer mehr „Waldfrüchte“ wie Pilze oder
Beeren gesammelt würden. Das zwinge die Tiere, zur Nahrungssuche auch in bewohnte Gebiete auszuweichen. Dort fänden sich alternative Nahrungsquellen, die insbesondere auch durch die unsachgemäße Entsorgung von Müll entstehen würden.
In Europa beherbergt Rumänien nach Angaben des WWF etwa 40 % der Braunbären außerhalb Russlands. Die
Bejagung der großen Raubtiere ist umstritten. So sah sich die Regierung im vergangenen Jahr veranlasst, Pläne zum Abschuss von fast 1.700 Bären, Wölfen und Wildkatzen zu begraben, nachdem es zu massiven Protesten in der Öffentlichkeit gekommen war.