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05.12.2017 | 11:45 | European Bee Award  

Bienenfreundliche Spritztechnik ausgezeichnet

Hohenheim - Pflanzenschutz ohne Gefahr für die Bienen: Das ist der Gedanke hinter einem speziellen Verfahren, mit dem Kulturpflanzen wie zum Beispiel Raps gegen Pilze und Schadinsekten behandelt werden können.

Bienenfreundliche Spritztechnik
4.000 €-Auszeichnung für Forschungsprojekt von Uni Hohenheim und Industriepartnern. Das Spritzsystem verhindert, dass Bienen mit dem Pollen Pflanzenschutzmittel aufnehmen. (c) proplanta
Das Pflanzenschutzmittel wird dabei nicht von oben auf die Blüte gespritzt, sondern gelangt unterhalb der Blüte an Blätter und Stiel der Pflanzen – die Bienen können sich auf der Blüte an Nektar und Pollen bedienen, ohne dass Rückstände im Honig zu befürchten sind.

Entwickelt und getestet wurde die Technik im Rahmen eines Projektes der Universität Hohenheim in Stuttgart mit Partnern aus Landwirtschaft und Agrartechnik. Am heutigen Dienstag erhält das Team dafür im Europäischen Parlament in Brüssel den European Bee Award der European Land Owners‘ Association.

Bislang werde unter Experten gestritten, ob und in welchem Maße auch Pflanzenschutzmittel, die als für Bienen ungefährlich eingestuft werden, trotzdem Bienen, aber auch Hummeln oder Schmetterlinge gesundheitlich beeinträchtigen können. „Doch nun haben wir die technischen Möglichkeiten, dieses Risiko zu vermeiden.“

Diese technischen Möglichkeiten hat das Team im Rahmen des Projektes FIT BEE entwickelt und auf den Markt gebracht. Die Metzinger Firma Lechler GmbH konstruierte dafür eine Unterblütenspritzeinrichtung mit spezieller Düsenanordnung: Dabei durchfahren die Düsen den Bestand unterhalb der Blüten und behandeln so nur den unteren Bereich der Pflanzen, anstatt Pflanzenschutzmittel  von oben auf die Blüten zu sprühen. „So ist die Pflanze geschützt, ohne dass die Bienen Pilz- und Insektenbekämpfungsmittel aufnehmen, die sich als Rückstände im Honig ablagern.“

Mittlerweile ist die Technik vom Julius-Kühn-Institut anerkannt und entspricht damit den Richtlinien für Pflanzenschutzgeräte des Bundesinstituts. Das Institut stuft die Technik außerdem als abdriftmindernd ein, bestätigt also, dass mit der DroplegUL-Technik weniger Pflanzenschutzmittel über den Wind weitergetragen werden.

Tests auf Versuchsfeldern: Keine Schäden, weniger Rückstände



Dass das funktioniert, zeigen aufwendige Tests auf den Versuchsflächen der Universität Hohenheim auf dem Heidfeldhof und dem Ihinger Hof sowie auf Anbauflächen der Südwestdeutschen Saatzucht. Die Firma Bayer, ebenfalls als Industriepartner im Boot, brachte in sogenannten Zeltversuchen Pflanzenschutzmittel mit der neuen Methode aus. Die Firma Syngenta testete die Wirkstoffverteilung innerhalb des Bestandes.

Das Ergebnis: Weniger Kontakt zwischen Bienen und Pflanzenschutzmitteln, weniger Rückstände in Honig und Pollen. Und das ohne Nachteile für die Landwirte: Die befürchteten Schäden an den Pflanzen durch das „Durchkämmen“ der Reihen mit den hängenden Dropleg-Rohren, der Unterblütenspritzeinrichtung, traten nicht ein. Auch vermehrte Ablagerungen der Pflanzenschutzmittel im Boden ließen sich bislang nicht feststellen, da die Blätter unterhalb der Blüten die Mittel auffangen. Aus den Tests zur Verteilung zieht Dr. Wallner ein positives Fazit: „Die Verteilung der Mittel im Bestand war sehr gut. Im Vergleich zur konventionellen Überkopfbehandlung  wird deutlich mehr Mittel im Bereich der Stängel und Blätter angelagert - dort wo der Pilz sitzt.“

Hintergrund: Fit Bee Projekt



In dem von 2012 bis 2015 laufenden Projekt FIT BEE befassten sich Forscher und Praktiker in einem breiten Bündnis unter Federführung der Universität Hohenheim mit regelmäßig auftretenden Bienenschäden. Die Konflikte zwischen Pflanzen- und Bienenschutz waren dabei ein Teilprojekt. Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) förderte FIT BEE mit 2,3 Millionen Euro. Rund 500.000 € gingen davon direkt an die Universität Hohenheim, etwa 320.000 Euro flossen in die Entwicklung der Dropleg-Methode. Die Industriepartner Lechler, Bayer und Syngenta steuerten weitere Mittel bei, die Südwestdeutsche Saatzucht stellte Versuchsflächen zur Verfügung.
Pd
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