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09.05.2015 | 00:25 | Fischfang 

Fangzahlen sinken nicht nur wegen schrumpfender Fischbestände

Berlin / Palma de Mallorca - Rückläufige Fangzahlen müssen nicht immer auf schrumpfende Fischbestände zurückgehen.

Fischfang
Wenn kaum ein Fisch mehr anbeißt, wo das Anglerglück einst groß war, muss das nicht zwingend bedeuten, dass es keine Fische mehr gibt. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher nach Videoanalysen vor Mallorca. Es könne auch eine Population von Vorsichtigen entstanden sein. (c) proplanta
Ein anderer möglicher Grund sei, dass sich über Generationen diejenigen Fische erfolgreicher vermehren, die einen größeren Hang zur Vorsicht in den Genen tragen, schließen Forscher nach Versuchen mit Angelködern vor Unterwasserkameras. Dies gelte vor allem in intensiv befischten Fanggründen, berichtete das Team im «Canadian Journal of Fisheries and Aquatic Sciences».

«Die von uns gesammelten Daten lassen vermuten, dass in stark befischten Gebieten die Fangraten einiger Fische stark zurückgehen können, ohne dass die Fischbestände proportional sinken», sagte der Erstautor der Studie, Josep Alós, der derzeit am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) forscht. Studienleiter Professor Robert Arlinghaus vom IGB betonte, dass das Forschungsprojekt auch eine Bedeutung für die sogenannte Langleinenfischerei haben könnte, mit der Fischer unter anderem Thunfischen, Dorschen oder Schwertfischen nachstellen.

Auch dabei könnten sich eventuell die Tiere langfristig stärker vermehren, die die Haken eher meiden. Die gängigen Methoden zur Bestandserhebung gehörten auf den Prüfstand, die möglichen Verhaltensänderungen sollten in Schlussfolgerungen mit einbezogen werden. «Vielleicht beherbergen befischte Gebiete mehr Fische als wir manchmal glauben», erklärte Arlinghaus.

Für die Studie wurden die Bestände zweier kleiner Fischarten vor Mallorcas Küste über mehrere Jahre hinweg untersucht. Gewählt wurden 54 Testgebiete, die vergleichbare Lebensräume aufwiesen, sich aber dadurch unterschieden, wie stark Angler sie nutzen. Mit Unterwasser-Videoaufnahmen ermittelten die Wissenschaftler, wie der Schriftbarsch, ein kleiner Raubfisch, und die Ringelbrasse, ein Allesfresser, auf mit vergleichbaren Ködern bestückte Angelhaken reagieren. Maßgeblich war dabei das Erscheinen des Fisches im Kameraausschnitt bis zum Biss an einem von fünf Ködern. Gleichzeitig ermittelten die Wissenschaftler die Häufigkeit der Fische.

Während Schriftbarsche in Meeresschutzgebieten ohne Druck von Anglern aggressiv die Köder attackierten, taten sie das in den befischten Gebieten kaum mehr. Die Ringelbrasse dagegen war in allen Gebieten vergleichbar schlecht zu fangen. Ein möglicher Grund sei, dass die aggressivsten Jäger unter den Schriftbarschen mit der Zeit aus dem Bestand ausselektiert wurden, erläutern die Forscher ihre Theorie. Die Vorsichtigen hingegen überlebten eher und konnten ihre Eigenschaften über ihr Erbgut an mehr Nachwuchs weitergeben.

Eine andere Hypothese neben dieser generationenübergreifenden Selektion auf «Unfangbarkeit» sei, dass die Fische direkt lernen, dass bestimmte Köder gefährlich sind. Jedoch hätte dann auch die Ringelbrasse eine Reaktion auf Beangelung zeigen müssen, geben die Forscher zu bedenken. (dpa)
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