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09.06.2013 | 16:12 | Nettoprimärproduktion 

Landnutzungsintensität im 20. Jahrhundert verdoppelt

Klagenfurt - Das Wachstum grüner Pflanzen – ein Maß dafür ist die „Nettoprimärproduktion“, kurz NPP – ist die energetische Basis für alles Leben auf der Erde.

Intensivierung der Landwirtschaft
(c) proplanta
Der Anteil der NPP, den sich die Menschheit durch Land- und Forstwirtschaft, Bioenergieproduktion und Vegetationsfeuer aneignet (HANPP), hat sich im letzten Jahrhundert verdoppelt. Wissenschafterinnen und Wissenschafter des Instituts für Soziale Ökologie der AAU haben nun festgestellt, dass Land zwar effizienter, aber gleichzeitig auch immer intensiver genutzt wird.

Ein verstärkter Ausbau der Bioenergienutzung würde die HANPP massiv nach oben treiben, warnen die ForscherInnen in einer Studie, die diese Woche im renommierten Fachjournal PNAS (Proceedings of the National Academy of Sciences) veröffentlicht wird.

Die kontinuierlich wachsende Weltbevölkerung und deren steigender Ressourcenhunger ist in vielerlei Hinsicht beunruhigend, insbesondere für die Nachhaltigkeit gegenwärtiger und zukünftiger Nutzung natürlicher Ressourcen. Ein wichtiger Messwert dafür ist der so genannte HANPP-Indikator. HANPP steht für „Human Appropriation of Net Primary Production“ und gibt Auskunft darüber, wie stark sich menschliches Handeln auf die Biosphäre auswirkt.

Die HANPP zeigt an, welcher Prozentsatz der jährlichen pflanzlichen Biomasseproduktion auf der globalen Landfläche durch Landnutzung, etwa Land- und Forstwirtschaft, Bioenergieproduktion, Siedlungstätigkeit, Degradation oder menschlich verursachte Vegetationsfeuer, für Ökosysteme verloren geht.

Eine im renommierten PNAS-Journal veröffentlichte Studie analysiert nun erstnmals die Trends in HANPP von 1910 bis 2005. Die Autorinnen und Autoren, darunter Fridolin Krausmann, Karl-Heinz Erb, Simone Gingrich, Helmut Haberl, Veronika Gaube, Christian Lauk und Christoph Plutzar vom Institut für Soziale Ökologie und Tim Searchinger von der Princeton University, kommen zu einem erstaunlichen Ergebnis: Während die Weltbevölkerung im letzten Jahrhundert um das Vierfache und die ökonomische Leistung um das 17-fache gewachsen ist, hat sich die HANPP „nur“ verdoppelt.

„Dies zeigt uns, dass die Landnutzung weltweit zunehmend effizienter wird: Die Produktion von Nahrung und anderen Produkten ist viel stärker gestiegen als die HANPP. Dennoch ist die HANPP im letzten Jahrhundert von 13 auf 25 Prozent gestiegen“, so der Erstautor des Artikels, Fridolin Krausmann.

Obwohl der weltweite Konsum stark gestiegen ist, ging die Menge der pro Kopf und Jahr geernteten und genutzten Biomasse deutlich zurück. Krausmann dazu: „Ein Grund dafür ist, dass global gesehen Bioenergie zunehmend durch Fossilenergie ersetzt wurde. Außerdem ist die Effizienz bei der Umwandlung von Biomasse zu Produkten wie etwa Nahrungsmitteln deutlich gestiegen.“

Einen deutlichen Wermutstropfen gebe es laut den StudienautorInnen aber dennoch: So geht die große Steigerung der Effizienz bei den Ernteerträgen oft auf Kosten der Ökologie. „Wir setzen für die Steigerung der landwirtschaftlichen Erträge verstärkt fossile Energie ein, nützen Böden zu sehr aus, verwenden zunehmend Methoden der industriellen Massentierhaltung und nehmen Verlust an Biodiversität in Kauf“, so Krausmann.

Die Autorinnen und Autoren gehen davon aus, dass bei einer Fortsetzung der bisherigen Trends die HANPP bis 2050 weltweit nur geringfügig, auf Werte bis 29 Prozent, zunehmen würde. Wenn allerdings die Bioenergie so stark ausgebaut werden sollte, wie dies etwa in manchen Szenarien des IPCC für möglich gehalten wird, könnte der Wert auf bis zu 44 Prozent ansteigen und damit deutlich stärker steigen als in den letzten Jahrzehnten.

Die Forscherinnen und Forscher warnen: „Bei Bioenergie ist Vorsicht geboten. Die Nutzung riesiger Flächen für Bioenergieproduktion kann sich negativ auf Ernährungssicherheit, Waldbestände, Böden und Biodiversität auswirken. Überzogene Erwartungen an Bioenergie können letztlich dazu führen, das Ziel einer Reduktion der Treibhausgase zu verfehlen. Vor allem gilt es auf nachhaltige Intensivierung der Landnutzung zu setzen und die möglichen negativen Folgen von ökologisch kontraproduktiven Formen der Landnutzungsintensivierung zu vermeiden.“ (PD)
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