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17.01.2013 | 07:08 | Gentechnik 

Versuch mit transgenem Weizen wird verschoben

Üplingen - Das Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) wird ein Projekt zur Untersuchung des Ertrages und der Korneigenschaften von genetisch verändertem Winterweizen unter Freilandbedingungen verschieben.

Weizen
(c) proplanta
Die Forscher wollten 236 verschiedene Kreuzungslinien anbauen, um ertragsrelevante Parameter zu erfassen und Kornproben im Labor zu untersuchen. Sie erhoffen sich hiervon neue Erkenntnisse über den Einfluss einer transgenen Veränderung auf die Eigenschaften von vielen unterschiedlichen sogenannten Hochleistungsstämmen.

Aufgrund der Witterungsverhältnisse in den letzten Wochen sind die Bedingungen für eine Aussaat auf dem Versuchsgelände in Üplingen für die Vegetationsperiode 2012/2013 aber nicht gegeben.

Mit der Anfang Dezember erteilten Genehmigung zur Freisetzung von 236 transgenen Winterweizen-Kreuzungslinien in den zwei aufeinanderfolgenden Vegetationszeiträumen 2012/2013 und 2013/2014 in Üplingen planten Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) Gatersleben 43.020 transgene Pflanzen auszusäen. Nun verschiebt sich der Versuch um ein Jahr und die Aussaat wird im kommenden Herbst erfolgen.

Das IPK hatte den Antrag im April 2012 beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) eingereicht. Dieser wurde anschließend durch Experten des Robert-Koch-Instituts, des Bundesamtes für Naturschutz und des Bundesinstitutes für Risikobewertung überprüft. Hierbei ging es um eine Bewertung von Risiken, die unter Umständen mit der Freisetzung verbunden sein könnten. Im Ergebnis ihrer Überprüfung kamen die Experten zu dem Schluss, dass der Versuch mit den Marker- und Resistenzgenfreien Winterweizenlinien weder Menschen noch Tiere gefährdet und keine Gefahr für die Umwelt darstellt.

In den acht Monaten nach der Aussaat sollten transgene und Kontrollpflanzen auf einer Gesamtfläche von ca. 10.000 Quadratmetern auf dem Gelände der BioTechFarm GmbH und Co KG in Üplingen wachsen, um die Effekte der transgenen Veränderung in den 236 Kreuzungslinien zu untersuchen bzw. mit den nicht-transgenen Ausgangssorten zu vergleichen. Wissenschaftler des IPK Gatersleben hatten bereits im Vorfeld drei gentechnisch veränderte Basislinien hergestellt, indem sie ein Gen für einen Saccharosetransporter aus Gerste in die Winterweizensorte „Certo“ eingebracht haben.

Ein ebenfalls aus Gerste stammendes Steuerelement, ein sogenannter Promotor, sorgt für die Aktivität dieses Gens im sich entwickelnden Korn. Die Forscher entwickelten reinerbige Linien und kreuzten diese anschließend mit sieben Hochleistungsstämmen. Erste Anbauversuche mit den Marker- und Resistenzgen-freien Winterweizenlinien in Gewächshäusern des IPK zeigten eine Erhöhung des Korn- und Proteinertrages um etwa 20 Prozent. Übliche Steigerungen durch konventionelle Züchtungsmethoden bewegen sich im niedrigen einstelligen Prozentbereich.

Diese vielversprechenden Ergebnisse ermutigten die Forscher zur Beantragung eines Versuches unter Freilandbedingungen, da die Pflanzen dort viel stärkeren Schwankungen der Umgebungsbedingungen und eventuell auch Stresssituationen ausgesetzt sind. Nur unter natürlichen Umweltbedingungen lassen sich verlässliche Aussagen über die Ausprägung der transgenen Veränderung in unterschiedlichen Kreuzungen treffen.

„Eine Steigerung des Korneiweißertrages um etwa 20 Prozent im Gewächshaus ist für uns Motivation genug, die besonderen Mühen einer Freisetzung auf uns zu nehmen. Wir werden in den kommenden Monaten alle Vorbereitungen treffen und die Aussaat im Herbst 2013 vornehmen.“, erläutert die Projektleiterin Dr. Winfriede Weschke.

Ein ähnlicher Versuch der Gaterslebener Forscher wurde am 21. April 2008 von sechs Antigentechnikaktivisten zerstört. Begleitet von einem Kamerateam drangen sie im Schutze der Dunkelheit auf das Institutsgelände ein und verwüsteten etwa die Hälfte des Versuches. Der Verlust von mehr als 50 Prozent der Pflanzen verhinderte die Auswertung mit entsprechenden Konsequenzen für die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Mittlerweile sind die Aktivisten in einem Strafverfahren verurteilt worden. Das Zivilverfahren gegen die sechs Angeklagten, das bereits mehrere Instanzen durchlaufen hat, ist noch vor dem Landgericht Magdeburg anhängig. Zur Wiedergutmachung des entstandenen Schadens fordert das IPK von den Beschuldigten etwa 250.000 Euro. (ipk)
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