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14.08.2012 | 11:13 | Energieforschung 

Wildblüten statt Mais-Monokulturen

Berlin - Jetzt schalten sich auch noch die Imker in die deutsche Energiewende ein.

Biene
(c) proplanta
«Wildpflanzen für Biogas-Anlagen anzubauen wäre für die Bienenhaltung die optimale Alternative zum Maisanbau», sagt Petra Friedrich vom Deutschen Imkerbund. Denn längst ziehen sich durch Deutschland riesige Mais-Einöden, selbst die Grünen zweifeln inzwischen an Art und Weise des Biomasse-Booms.

Um das Maisproblem zu lösen, sind daher dringend Alternativen notwendig. Auch damit die Bienen weiterhin genug Nahrung finden und sich vermehren können.

Sprichwörtlich wie Pilze schießen bundesweit neue Biogas-Anlagen aus dem Boden - denn anders als Sonne und Wind können diese Anlagen wie Kohle- und Atomkraftwerke kontinuierlich die gleiche Menge an Strom liefern und somit Schwankungen ausgleichen.

Doch der Maisanbau dafür - die Verwendung wurde mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) bereits auf 60 Prozent gedeckelt - wird zu einem ökologischen Problem.

Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina hatte Ende Juli die Biogas- und Biosprit-Strategie scharf kritisiert.

Anders als Photovoltaik oder Windenergie sei Bioenergie mit höheren Umweltbeeinträchtigungen verbunden, hieß es mit Blick auf die Böden und den hohen Einsatz von Düngemitteln für die Energiepflanzen.

Derzeit werden nach Angaben des deutschen Biogasrates rund 13 Prozent der Maisanbauflächen zur Energieerzeugung in Biogas-Anlagen genutzt.

Grünen-Fraktionsvize Bärbel Höhn bringt Wildblüten als Alternative ins Spiel. In mehreren Modellprojekten wird bundesweit derzeit - auch von Energieversorgern - geprüft, ob Sonnenblumen, Natternkopf oder Wegwarte helfen könnten, die Maisverwendung etwas zu bremsen.

Die Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe (FNR) führt hierzu ein entsprechendes Projekt «Energie aus Wildpflanzen» durch. Und die bayerische Landesanstalt für Wein- und Gartenbau hat mit einem Saatguthersteller entsprechende Tests an trockenen und nassen Standorten angeleiert.

Es komme vor allem auf die Mischung der Wildpflanzen an, um ähnliche Energieerträge wie mit Mais zu erzielen.

Biogasrat-Geschäftsführer Reinhard Schultz sieht darin eine gute Alternative, ebenso in einer stärkeren Resteverwertung, etwa von Lebensmitteln aus der Gastronomie oder der Hopfenproduktion.

«Da verändert sich das Bild bereits massiv», sagt er. Nicht Biogas sei primär an dem Maisproblem schuld, sondern die Futtermittelnachfrage in Ländern wie Niedersachsen für die boomende Intensivtierhaltung.

Der bayerische Landwirt Peter Rehm berichtet, dass im Landkreis Donau-Ries bereits 108 Hektar mit Malvenpflanzen oder Sonnenblumen bestückt worden seien.

Zwar läge der Energieertrag nur bei etwa 50 Prozent im Vergleich zum Mais, aber dafür sei weniger Arbeits- und damit Kosteneinsatz notwendig. Und die Honighersteller würden auch profitieren. Unterstützt würden die Projekte auch vom bayerischen Jagdverband, da so wieder mehr Lebensraum für Wild geschaffen würde.

Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) sieht trotz der Kritik Biomasse als wichtigen Baustein der Energiewende an. Sie steuerte im ersten Halbjahr 5,7 Prozent der Stromproduktion bei. Der Maisanbau hat aber die Grünlandflächen in Deutschland drastisch sinken lassen.

Von 1990 bis 2009 hätten sich diese um 875.000 Hektar verringert, betont das Bundesamt für den Naturschutz. Dies habe dramatische Folgen für Pflanzen- und Schmetterlingsarten.

Eine Umwandlung in Ackerflächen gilt als klimaschädlich, da Grünland hohe Mengen an CO2 bindet, das beim Umbrechen wieder aus den Böden entweicht.

Hinzu kann eine mögliche Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion kommen - in Deutschland gibt es schon 7.100 Biogasanlagen, in denen Energie erzeugt wird. Dennoch ist hierzulande das Problem «Tank statt Teller» noch nicht so virulent, auch weil Mais nur einer von vielen Brennstoffen ist und im Biokraftstoffbereich auf Raps oder Rüben gesetzt wird.

Die Agentur für erneuerbare Energien betont, dass weltweit bisher genug Ackerflächen vorhanden sind, um Teller, Trog und Tank zu füllen. Doch die Frage ist schon: Wie lange noch?

Imkerbund-Sprecherin Petra Friedrich ist bisher - auch wegen der geringeren Energieausbeute - skeptisch, ob das Maisproblem durch einen verstärkten Wildpflanzenanbau wirklich gelöst werden kann.

Bauern würden ohne Förderung kaum Interesse für diese Variante haben. Aber einen neuen Wildblumen-Bonus plant die Regierung bisher nicht. (dpa)
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