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19.04.2009 | 08:55 | Südafrikanische Farmer 

Weiße in Afrika - Angst vor neuem Kolonialismus

Johannesburg - Südafrikas Farmer schauen nach Norden.

Landwirtschaft in Kongo
(c) Renate W. - fotolia.com
Im bisher größten Land-Geschäft des Kontinents haben sie sich nach eigenen Angaben zehn Millionen Hektar Ackerboden in der Republik Kongo gesichert - knapp ein Drittel der Staatsfläche. Der gesamte Kap-Staat selbst verfügt gerade mal über etwas mehr als die Hälfte an Farmland. Nach Angaben des Farmer-Verbands AgriSA stehen 1.300 überwiegend weiße Farmer bereit, künftig am mächtigen Kongo-Strom die Scholle zu bestellen. Sie dürfen das Land 99 Jahre lang bewirtschaften, erklärte AgriSA-Vize-Präsident Theo de Jager.

Für diese Zeit falle keinerlei Pacht an. Das Abkommen ist der jüngste Fall in einem weltweiten Wettlauf um fruchtbare Agrarflächen in armen Ländern, der dort zunehmend die Angst vor einem neuen Kolonialismus schürt. Auf der viertgrößten Insel der Welt - dem vor Afrikas Küste gelegenen Inselstaat Madagaskar - scheiterte der südkoreanische Mischkonzern Daewoo gerade beim Versuch, die Hälfte der dortigen landwirtschaftlichen Nutzfläche langfristig zu pachten.

Die Ackerfläche von den Ausmaßen Schleswig-Holsteins sollte auf der koreanischen Halbinsel die Ernährung sichern und auf Madagaskar Arbeitsplätze schaffen. Die Pläne der Südkoreaner stießen bei der bitterarmen Insel-Bevölkerung auf Ablehnung - und werden als mitverantwortlich für die seit Januar schwelende schwere politische Krise angesehen. Auf der Insel artikulierte sich das Unbehagen der Bevölkerung in Protestkundgebungen, die UN-Ernährungsbehörde FAO meldete Bedenken an. Denn zuvor wurden ähnliche Fälle bekannt, bei denen sich Chinesen in Sambia, Simbabwe und Mosambik oder Araber im Sudan große Agrarflächen sichern ließen.

Auch die kongolesische Regierung in der Hauptstadt Brazzaville setzt auf den Aspekt Nahrungsmittelversorgung als Argument für ihre Verpachtung. Bisher importiert das fruchtbare Land am mächtigen Kongo-Strom die meisten Nahrungsmittel aus dem Ausland - vor allem aus Frankreich. «Den Farmern wurde eine Steuerbefreiung auf alle Erlöse für die nächsten fünf Jahre zugesichert. Zudem dürfen für den landwirtschaftlichen Betrieb Produkte wie Pflanzensamen, Düngemittel und Maschinen steuerfrei eingeführt werden», sagt de Jager. Alle erwirtschafteten Gewinne können ohne Abgaben ausgeführt werden.

Voraussichtlich ab Juni würden sich die ersten Farmer im Kongo niederlassen. Mais, Soya, Baumwolle und Kaffee sollen angebaut werden. Auch Geflügel- und Rinderfarmen sind geplant. Südafrikas weiße Farmer folgen in den Fußspuren der simbabwischen weißen Farmer, von denen viele nach ihrer Vertreibung in Nachbarländern mit offenen Armen empfangen wurden. Auch in Südafrika sorgt das brisante Thema Landreform für Unmut und Ungeduld. Während sie der einst vom heimischen Acker vertriebenen schwarzen Bevölkerung nicht schnell genug geht, dauert sie vielen weißen Farmern zu lange.

Viele haben schon vor Jahren eine Mitteilung der Regierung erhalten, dass auf ihre Farm Ansprüche der Vorbesitzer geltend gemacht würden. Bis dann vom Staat eine Entschädigung ausgehandelt wird, vergehen oft Jahre. Kredite gibt es wegen der Unsicherheit dann kaum noch, Investitionen bleiben aus. Zudem steigt der politische Druck auf die Kap-Farmer. Viele von ihnen schreckt auch die hohe Gewalt auf dem Lande, der immer wieder Hof-Besitzer und ihre Angehörigen zum Opfer fallen. AgriSA hat daher die Ankündigung der Kongo-Aktion zeitlich gut abgestimmt: am 22. April steht am Kap eine Wahl an, aus der nach den Prognosen eine Regierung unter Leitung von ANC-Chef Jacob Zuma hervorgehen dürfte. (dpa)
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