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30.08.2009 | 08:59 | Feldhamster  

Zucht zur Rettung aussterbender Feldhamster

Mülhausen - Was bei den Störchen gelungen ist, könnte auch die Feldhamster im Elsass vor dem Aussterben retten.

Feldhamster
(c) proplanta
Die niedlichen Nager mit beige-schwarz-braunem Fell werden gezüchtet. Hamsterkäfige stehen im Zoo von Mülhausen, im Storchenaufzuchtzentrum in Hunawihr und in Elsenheim. «Wir haben kürzlich 150 Tiere in die Freiheit entlassen», sagt Jean-Paul Burget von der Hamsterschutzvereinigung «Sauvegarde Faune Sauvage» in Wittenheim bei Mülhausen.

Das Elsass ist einzige Zuflucht der bis zu 30 Zentimeter großen Feldhamster, wissenschaftlich Cricetus cricetus genannt. Sollten auch die letzten 300 wildlebenden Feldhamster durch Mais-Monokulturen, Besiedlung und Straßenbau aus ihrer Kernregion im Umland von Straßburg auf Nimmerwiedersehen vertrieben werden, dann gäbe es keine Hamster mehr in Frankreich.

Die Tierschützer mobilisieren alle Mittel, weil ihnen die Biodiversität ihrer Heimat am Herzen liegt. «Ein EU-Verfahren gegen Frankreich wegen unzureichenden Schutzes der Feldhamster könnte in etwa einem Jahr beginnen», sagt Burget. Er und seine Vereinigung haben vor zwei Jahren die EU-Kommission alarmiert, die - langsam, aber sicher - Frankreich an seine Naturschutz-Pflichten erinnert. Ein Urteilsspruch der EU-Richter in Luxemburg könnte Frankreich bis zu 150 Millionen Euro für die Erhaltung des Lebensraums der Feldhamster kosten. Das hilft der biologischen Vielfalt: wo Hamster gern leben, finden auch andere bedrohte Tiere wie Kiebitze, Bussarde, Kröten und Frösche Futter und Unterschlupf.

In ganz Europa und auch in Deutschland stirbt der Feldhamster aus. «Man kann nicht sagen, dass Staaten wie Frankreich und Deutschland nichts tun, aber es ist zu wenig, um die Tiere wirkungsvoll zu schützen», sagt Frederic Burner von der Umweltschutzvereinigung APELE in Straßburg. Erforderlich wäre ein ausreichend großes Territorium, das mit Gemüse, Weizen, Mais und Luzerne bepflanzt ist, und wo es genügend Platz für die Erdbauten der Hamster gibt. «Mit etwa 5000 Tieren wäre der Bestand gesichert», schätzt Burner.

Vereinzelt haben sie Landwirte überzeugen können, bei der Ernte einen Streifen Getreide oder Mais am Feldrand stehen zu lassen, damit die Hamster Futter für den Winter einlagern können. Etwa zwei Kilogramm Nahrung braucht ein Tier, um den Winter zu überstehen. «Mais schimmelt im Winter, damit kann kein Hamster überleben», sagt Burget. Noch in den 1970er Jahren gab es so viele Feldhamster, dass sie auch in Deutschland als Agrarschädlinge und Getreidefresser gejagt wurden. Um sie zu töten, setzte man vielfach ihre Erdhöhlen unter Wasser. «Wir mussten umdenken», sagt der Landwirt Christian bei Straßburg. «Früher haben wir die Hamster getötet, und es gab immer noch genug. Heute ist das vorbei».

Das Problem ist mit der Hamsterzucht allein nicht zu lösen. «Um zu überleben, brauchen sie die richtigen Biotope», sagt Burget. Bescheidene staatliche Hamsterschutzpläne werden vielfach durch Lokalpolitiker untergraben, denen Straßenbau, Stadtentwicklung und Industrie-Ansiedlungen wichtiger sind. «Im Elsass werden jedes Jahr 1.200 Hektar Land urbanisiert und Mais wird auf fast 80 Prozent der Ackerflächen angebaut», sagt Burget. Ein Hamsterparadies sieht anders aus: mit kleinen Parzellen, wo Gemüse, Getreide und Gras wachsen. (dpa)
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