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05.01.2009 | 07:39 | Schmerzhaftes Schnabelkupieren: In Österreich praktisch abgeschafft - in Europa an der Tagesordnung 

Tier-Experten vergleichen: Legehennenhaltung in Österreich deutlich tierfreundlicher

Wien - Seit 31. Dez. 2008 gilt in Österreich das vorzeitige Käfigverbot für die Legehennenhaltung - damit zählt die heimische Regelung zu den aus der Perspektive des Tierschutzes europaweit führenden.

Legehenne
(c) proplanta
Und, wie die intensive Debatte der letzten Wochen in Deutschland zeigt: Auch in anderen Fragen der Legehennenhaltung - z.B. beim schmerzhaften Schnabelkupieren - sind die Standards in Österreich führend im europäischen Vergleich.

In Deutschland warfen in den letzten Wochen Tierschützer Großbetrieben im ehemaligen Ostdeutschland vor, dass ihre teilweise mehr als 50.000 Hühner nicht über den gesetzlich vorgeschriebenen Auslauf verfügen und daher fälschlicherweise als Bio- oder Freilandhühner deklariert sind. Kleinere Betriebsgrößen und strengere Kontrollen garantieren, dass derartige Beanstandungen für Österreich auszuschließen sind.

Aber auch die deutlich höheren heimischen Standards in der Tierhaltung gewährleisten, dass Boden- und Freilandhaltungseier aus Österreich zu bevorzugen sind: Das schmerzhafte und grausame Schnabelkupieren ist bei österreichischen Legehennen praktisch abgeschafft; in Deutschland und Holland, den wichtigsten Exportländern für Eier, steht es allerdings auf der Tagesordnung. Die Tierschutz-Experten der GAN (Gesellschaft für artgemäße Nutztierhaltung) empfehlen daher: Nicht nur beim Schalenei, sondern auch bei Eiern für die Lebensmittelherstellung und Gastronomie müsse österreichischen Produkten der Vorzug gegeben werden.


Schmerzhaftes Schnabelstutzen - in Europa gängige Praxis

"Wenn Legehennen unter unzureichenden Bedingungen gehalten werden, beispielsweise mit zu wenig Platz, schlechtem Stallklima oder ohne Beschäftigungsmaterial, wie z.B. in Käfigen, dann neigen sie leichter zu Federpicken und Kannibalismus", erklärt Univ.Prof. Dr. Josef Troxler von der Veterinärmedizinischen Universität Wien, der als wissenschaftlicher Beirat die GAN berät.

"In vielen Ländern ist daher vorbeugendes Schnabelstutzen bzw. -kupieren die gängige Praxis: Dabei werden weiblichen Küken routinemäßig in den ersten 10 Lebenstagen ohne Betäubung die Schnäbel teilweise oder fast ganz abgeschnitten. Der Schnabel ist bei Hühnern allerdings ein empfindsames Sinnesorgan, zum Tasten und Körner picken. Seine Ausstattung mit Tastkörperchen und seine Funktion macht ihn mit den menschlichen Fingerspitzen vergleichbar", so Univ.Prof. Dr. Josef Troxler.

Das Schnabelstutzen erfolgt ohne Betäubung; da sich im Hühnerschnabel zahlreiche Nervenendigungen befinden, gilt es als überaus schmerzhaft. Es führt überdies zum Verlust des Tastsinns.

"In Österreich wurde das Schnabelstutzen schon vor rund zehn Jahren diskutiert. Nach einem Mediationsverfahren zwischen Bauern, Tierschützern und der Wissenschaft wurden die Haltungsbedingungen für Legehennen so angepasst, dass Federpicken und Kannibalismus praktisch der Vergangenheit angehören. Schnabelstutzen wird daher nur mehr vereinzelt, in sehr wenigen Ausnahmefällen, durchgeführt", berichtet Mag. Susanne Fromwald, Geschäftsführerin der Gesellschaft für artgemäße Nutztierhaltung.


Österreichische Legehennenhaltung vorbildlich

"Österreichische Bauern zeigen, dass es auch anders geht", so Susanne Fromwald. Die Gesellschaft für artgemäße Nutztierhaltung, Dachorganisation der großen Tierschutzverbände für die Kontrolle der Tierhaltung in der Landwirtschaft, fordert daher von KonsumentInnen, aber auch vom Lebensmittelhandel und Lebensmittelverarbeitern die klare Konsequenz: "Nach wie vor werden große Mengen an Bodenhaltungseiern aus Holland, Deutschland oder Polen nach Österreich importiert - zum Verkauf als Frischeier im Handel, aber auch für die Verarbeitung. Im Sinne der artgerechten Tierhaltung, aber auch zur Unterstützung der vorbildlichen Praxis der heimischen Landwirte, empfehlen wir dringlichst, heimische Produkte zu bevorzugen."


Keine klaren Vorgaben in den anderen EU-Mitgliedsländern

In allen EU-Ländern ist das Kupieren des Schnabels bei Küken im Alter von weniger als 10 Tagen zugelassen, die Praxis zeigt, dass es in der Boden- und Freilandhaltung in Deutschland, Holland und Polen regelmäßig und systematisch angewendet wird. In der Bio-Produktion ist das Schnabelkupieren jedoch untersagt.

In Österreich hat das Schnabelstutzen in den letzten Jahren durch Anpassung der Haltungsbedingungen völlig an Relevanz verloren. Die drei wesentlichen Kennzeichnungssysteme für Eier -"Tierschutzgeprüft", "KAT Österreich" und neuerdings auch das "AMA Frischei"-Zeichen - untersagen vorbeugendes Schnabelstutzen und lassen es nur im begründeten Einzelfall zu. (ots)
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