Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Online-Befragung der Universität Gießen von 1012 hessischen Verbrauchern. Den allermeisten Befragten sei nicht klar, dass der Hinweis «Ohne Gentechnik» nicht den völligen Verzicht auf diese Technik bedeutet, sagte Prof. Roland Herrmann bei der Vorstellung der Studie am Freitag in Frankfurt.
So darf etwa Rind- und Schweinefleisch auch dann als «Ohne Gentechnik» gekennzeichnet werden, wenn die Tiere erst in den letzten zwölf beziehungsweise vier Monaten kein Futter aus gentechnisch veränderten Bestandteilen bekommen haben. Knapp 80 Prozent der befragten Verbraucher erwarten bei Lebensmitteln mit der Kennzeichnung «Ohne Gentechnik» jedoch überhaupt keine gentechnisch veränderten Bestandteile im Futter. Etwas größer ist die Akzeptanz von gentechnisch hergestellten Medikamenten: Von einem Verzicht auf solche Mittel gehen nur 65 Prozent bei einem «Ohne Gentechnik»- Produkt aus.
Bei der allgemeinen Einstellung zur
Gentechnik dominiert bei den Befragten nach wie vor die kritische Haltung. Mehr als die Hälfte der äußerten sich besorgt über Auswirkungen auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit. Mehr als 90 Prozent der Befragten haben sich schon einmal Gedanken über den Einsatz von Gentechnik in der Nahrungsmittelerzeugung gemacht, das Label «Ohne Gentechnik» ist aber den meisten unbekannt - nur 27 Prozent gaben an, es schon einmal gesehen zu haben.
Auftraggeber der gezielten Befragung per E-mail, an der im vergangenen Oktober Menschen im Alter von 16 bis 59 Jahren teilnahmen, ist die Marketinggesellschaft Gutes aus Hessen (MGH). Nach Angaben von Herrmann ist die Untersuchung die erste repräsentative Verbraucherbefragung zu diesem Thema. Für MGH-Geschäftsführer Peter Klingmann zeigt das Ergebnis, dass die Verbraucher die geltende Regelung nicht akzeptieren. Den Landwirten empfiehlt er, zur Klarstellung ergänzende Hinweise wie «keine Fütterung von gentechnisch veränderten Organismen in der Mast». Zwar habe die neue Kennzeichnungsverordnung mehr Transparenz zum Ziel, sie habe aber auch Fachleute verwirrt.
Die Umweltorganisation
Greenpeace verteidigte die Kennzeichnungsregelung als ersten Schritt zu mehr Wahlmöglichkeit für die Verbraucher, forderte aber mehr Aufklärung. «Die "Ohne Gentechnik"-Kennzeichnung bringt die langersehnte Entscheidungsfreiheit für Verbraucher bei Milch, Eiern und Fleisch», sagte Greenpeace-Agrarexperte Alexander Hissting. Er mahnte jedoch eine bessere Information der Verbraucher über die Bedingungen für das Label an.
Bisher sei nicht erkennbar gewesen, ob Tiere jemals gentechnisch verändertes Futter erhalten haben, heißt es in einer Mitteilung der hessischen Grünen. Nach Erwartungen von Greenpeace werden künftig immer mehr Hersteller entsprechend gekennzeichnete Produkte anbieten, damit würden immer weniger gentechnisch veränderte Pflanzen verarbeitet. (dpa)