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29.04.2009 | 18:30 | Bauernprosteste 

10.000 Bauern protestieren gegen niedrige Milchpreise

Stuttgart/Hannover/Berlin - Rund 10.000 Bauern haben am Mittwoch in Stuttgart und Hannover gegen niedrige Milchpreise protestiert.

Milchbauernprotest
(c) proplanta
«Wir stehen mit dem Rücken an der Wand», sagte Romuald Schaber, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM), am Mittwoch vor mehr als 1.500 Kollegen in der niedersächsischen Hauptstadt. Er fordert ein Festhalten an der sogenannten Milchquote, die vorgibt, wie viel Milch ein Betrieb produzieren darf. Damit könnten niedrige Milchpreise verhindert werden.

Die Quote soll EU-weit bis 2015 auslaufen. Der Milchpreis liegt derzeit unter 20 Cent, die Bauern fordern etwa das Doppelte. Die Kundgebungen in Hannover und Stuttgart waren Teil europaweiter Bauernproteste.

In Stuttgart waren laut Polizeiangaben rund 8.000 Teilnehmer aus Baden-Württemberg und Bayern zusammengekommen. «Wir wollen faire Rahmenbedingungen für einen fairen Preis», sagte BDM- Vorstandsmitglied Georg Wallner. In weiteren Beiträgen hieß es, eine Anpassung der Produktion an die Nachfrage sei nötig, weil die knapp 100.000 deutschen Milchbauern in der Handelskette mit etwa 300 Molkereien und zehn großen Einzelhandelsketten das schwächste Glied seien.

Das Bundeslandwirtschaftsministerium forderte den Einzelhandel zum Einlenken auf. «Der Einzelhandel trägt auf Grund seiner Preispolitik in marktbeherrschender Stellung die Hauptverantwortung für die derzeit sehr schwierige Lage der Milchwirtschaft», sagte der Parlamentarische Agrar-Staatssekretär Gerd Müller (CSU) der Deutschen Presse-Agentur dpa. In den jetzigen Milchpreis-Verhandlungen mit den Molkereien müsse der Handel ein positives Signal für die Milcherzeuger setzen. Dagegen hatte der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) am Vortag am Rande des Spitzengesprächs von Agrarministerin Ilse Aigner (CSU) erklärt, die Preisgespräche seien abgeschlossen und könnten nicht wieder eröffnet werden.

Konkrete Preise wurden noch nicht bekannt. In Fachkreisen wird aber erwartet, dass der durchschnittliche Erzeugerpreis für die Bauern, der zuletzt im Durchschnitt bei 20 Cent je Liter lag, weiter absacken dürfte. Schaber hatte am Vortag bestätigt, dass die Preise für Trinkmilch, Joghurt und Quark weiter nach unten verhandelt worden seien. «Wir wissen (aber) noch nicht wieviel.»

Die Landwirte befürchten durch den Wegfall der Milchquote, dass die Preise für Milch ins Bodenlose fallen könnten. «Hohe Qualität hat seinen Preis. Wir können nicht für neun Cent pro Liter Milch produzieren. Das mag in Indien funktionieren. Hier wäre damit eine Existenz nicht möglich», sagte Milchbäuerin Gabi Geppert in Hannover.
«Wir haben es hier mit einer vollkommen verrückten Politik zu tun, die gerade dabei ist mit der Liberalisierung der landwirtschaftlichen Märkte zu scheitern», sagte BDM-Chef Schaber. (dpa)
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