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Amerikanischer Baumwollkapselwurm | Baumwollschädlinge

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Amerikanischer Baumwollkapselwurm

Helicoverpa zea BODDIE (früher Heliothis zea)
American bollworm, New World bollworm


Schadbild


Die Raupen befallen die Blütenknospen, Blüten und die Kapseln, obwohl sie auch an den Blättern fressen können. Die Raupen fressen sich in die Organe ein und fressen deren Inneres aus. Deutliches Zeichen sind ausgehöhlte Blütenknospen und Kapseln mit einem deutlichen Einbohrloch. Derart geschädigte Knospen und Kapseln fallen nach Vergilbungserscheinungen ab, während ältere Kapseln an der Pflanze belieben, sich aber nicht öffnen. Der Fraß schafft auch Eintrittspforten für Schimmelpilze und Bakterien.
 

Biologie des Schädlings


Die Falter legen ihre Eier einzeln, aber in kleineren Gruppen ab. Zumeist wird dabei die Nähe der Blüten bevorzugt. Weibchen können bis weit über 1000 Eier ablegen. Im Zuge der Entwicklung werden 6 Larvenstadien durchlaufen – die Raupen erreichen dadurch eine Länge bis zu 4,5 cm – und fressen bevorzugt Blütenknospen und junge Kapseln, die sie vollkommen aushöhlen. Die Entwicklung dauert zwischen 14 und 25 Tagen, bei niedrigeren Temperaturen auch bis zu 60 Tage. Zur Verpuppung verlässt die Raupe die Baumwollpflanze und gräbt eine kleine Erdhöhle, die sie mit Spinnseide auskleidet und in der sie sich verpuppt. In jedm Jahr können sich mehrere Generationen entwickeln. In den Tropen dauert der Lebenszyklus nur 28 - 30 Tage (bei 25 °C), so sind 10 - 11 Generationen in einem Jahr möglich, im nördlichen Teil der USA sind es allerdings nur zwei und in Kanada nur eine Generation.

Merkmale des Schädlings

Beim Baumwollkapselwurm handelt sich um die Raupe eines Nachtschmetterlings, der zu den Eulenfaltern (Noctuidae) zählt. Die Vorderflügel sind graubraun gefärbt, mit dunklen, unregelmäßigen Bändern sowie einer dunklen Zone nahe den Spitzen. Die Hinterflügel sind weiß und tragen unregelmäßige dunkle Flecken. Die Raupe ist weichhäutig und besitzt eine Kopfkapsel sowie Bauchbeine an den Hinterleibssegmenten. Ihre Färbung variiert von bräunlich bis grünlich, das Zeichnungsmuster ist durch zahlreiche Längsstreifen gekennzeichnet. Sie tragen Borsten, die auf kleinen, Schildchen der Körperoberfläche entspringen. Die Eier sind zunächst weiß, vor dem Schlüpfen dunkler, halbkugelig und etwa 0,5 mm groß.


Verbreitung

Die Verbreitung von H. zea ist auf die Neue Welt beschränkt. Diese Art tritt in ganz Nord- und Südamerika auf. Zwischen Kanada (British Columbia) und Paraguay/Argentinien und einschließlich der Westindischen Inseln auf. In Europa und Asien kommt H. zea nicht vor. In klimatisch günstigen Jahren wandern die Falter auch weiter nord- und südwärts und erzeugen dort Nachkommen, die aber im darauf folgenden Winter überwiegend zugrunde gehen.

Bedeutung


H. zea ist einer der wichtigsten Schädlinge im Baumwollanbau in der Neuen Welt. Eine Larve von durchschnittlicher Größe kann 3 - 4 Blütenknospen und 2 Knospen beschädigen. In Nord-Amerika ist H. zea der bedeutendste Kulturschädling (nach Cydia pomonella, dem Apfelwickler), die jährlichen Schäden zusammen mit Heliothis virescens (Amerikanische Tabakeule) belaufen sich auf 1.000 Mio. US$, trotz des Einsatzes von Insektiziden mit einem Wert von 250 Mio. US$. Die Gründe dafür sind die hohe Fruchtbarkeit, der große Wirtspflanzenkreis und die hohen Mobilität der Falter und Raupen. Die hohe wirtschaftliche Bedeutung ist auch darin begründet, dass H. zea die Reproduktionsorgane befällt (Baumwollkapsel, Schoten, Kolben) und somit direkt einen Einfluss auf den Ertrag hat.


Bekämpfung


Zur Verminderung des Befallsdrucks von H. zea werden folgende anbautechnischen und pflanzenbaulichen Maßnahmen empfohlen:

- Beseitigung der Ernterückstände und Unkräuter (Wirtspflanzen!)
- tiefes Pflügen
- Saatzeitpunkt
- Sortenwahl (z.B. bewirken unbehaarte Sorten einen deutlichen Rückgang der Eiablage)
- Einsatz von Wachstumsregulatoren (Beschleunigung der Reife)
- Erhaltung der Nützlingsfauna – H. zea kann durch natürliche Feinde (u.a. Trichogramma spp.) unter der wirtschaftlichen Schadschwelle gehalten werden


Der Einsatz von Insektiziden wird jedoch noch am häufigsten praktiziert. Ihr Einsatz führt aber fast überall zu Resistenzen und zu einem raschen Wiederaufbau der Populationen. Dies bringt die wohlbekannte Pestizid-Tretmühle in Bewegung. Es sollten ökologische tragbare Maßnahmen ergriffen werden, und zwar sollten Insektizide nach dem Schadschwellenprinzip und unter dem Gesichtspunkt der Nützlingsschonung eingesetzt werden: Einsatz von Bt- und Kernpolyedervirus-Präparaten und selektiv wirkenden Insektiziden.

Anmerkungen


Die Taxonomie ist problematisch. Früher wurden H. zea und H. armigera unter dem Artnamen Heliothis armigera  zusammengefasst. Erst Hardwick (1965) zeigte auf, dass sich die beiden Arten unterscheiden; ihre genaue Identifizierung ist anhand des Genitalapparates möglich. Darüber hinaus beschrieb er die neue Gattung Helicoverpa, zu der auch die beiden Arten zählen.
Der Name Heliothis zea und Heliothis armigera ist aber in der Literatur weiterhin verbreitet, da die Übernahme des neuen Namens Helicoverpa weitgehend abgelehnt wird.
Helicoverpa zea frisst an einer BaumwollkapselBild vergrößern
Helicoverpa zea frisst an einer Baumwollkapsel.
Falter von Helicoverpa zeaBild vergrößern
Falter von Helicoverpa zea