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Praktikum auf einem Milchviehbetrieb | Auslandserfahrungen im Agrarbereich

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Praktikum auf einem Milchviehbetrieb
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Titel:

Praktikum auf einem Milchviehbetrieb

Beschreibung: Moin Moin,

mein Name ist Julia, ich bin 24 Jahre alt und ich habe im vergangenen WS 11/12 ein Praxissemester eingelegt. Ich studiere Agrarwissenschaften an der Uni in Kiel mit dem Schwerpunkt Nutztierwissenschaften.

Vor genau einem Jahr im Juni hörte ich an einem Karrieretag in der Uni einen Vortrag, in dem sich Firmen, und somit auch potentielle Arbeitgeber, vorstellen. Eine Aussage blieb den ganzen Nachmittag in meinem Kopf hängen: „Wir suchen Menschen mit Auslandserfahrung (en) – aber erzählen Sie uns bitte nicht, dass sie in Australien oder Kanada waren.“ - Wow, das war direkt. Als ich von dem interessanten Nachmittag nach Hause ging, passierte ich das Schwarze Brett des Praktikantenamtes unserer Agrarfakultät.

„Paraguayische Estancia sucht engagierte/n Praktikant/in.“

Südamerika, wenn das keine Erfahrung wäre, dann weiß ich auch nicht. Das Angebot klang sehr einladend. Ich meldete mich via Email bei der deutschen Betriebsleiterin, die seit Mitte der 70er Jahre in Paraguay lebt. Sie antwortete rasch und ich wusste, dass es im Wintersemester für mich von Ende November bis Ende Januar nach Paraguay ginge. Ich arbeitete den Sommer über im Labor und an der Waage des örtlichen Landhandels und finanzierte mir somit den Flug (immerhin 1200€), die Impfungen (ca.350€) sowie das nötige Taschengeld.

Dann sollte es los gehen: Nach zahlreichen, kostspieligen Impfungen (Hep.A+ B, Thyphus, Tollwut, Tetanus und Malariatabletten) ging mein Flieger Ende November von Hamburg über Frankfurt und Sao Paulo nach Ciudad del Este. Ciudad del Este ist die zweitgrößte Stadt in Paraguay und grenzt in einem Dreiländereck an Brasilien und Argentinien. Meine Chefin für die nächsten Monate empfing mich herzlich am Flughafen und wir fuhren von dort ca. 2,5 Std. zu dem Betrieb.

Kurzer Betriebsspiegel:

100 Milchkühe, sbt plus Nachzucht, 100 Zebus in Mutterkuhhaltung, 30 Vollblutpferde (sehr hochwertige Tiere, die für die Rennstrecke ausgebildet werden), Hundezucht (Rhodresian Rideback und Dänische Doggen). Hinzu kommen noch eine fünfköpfige Büffelfamilie, Hühner, Schafe und ein störrisches Maultier. Auf der Ackerfläche von ca. 250ha wächst als Sommerfrucht Soja und als Winterfrucht Mais.

Sehen Sie sich es gerne an unter http://borschel.casillados.ch/

Auf dem Betrieb angekommen, war ich total beeindruckt, da die Chefin für die Praktikanten eigens ein neues, großzügiges 2-Zimmerhaus mit Duschbad, Terrasse und offener Küche errichtet hatte. Eine zweite Praktikantin stellte sich mir vor. Sie war für den Pferdebereich zuständig (Fütterung, Pflege, Beritt, Anpaarung, Gesundheit, etc.). Ich wiederum war für den Milchviehbereich zuständig.

Mein Tag began morgens um 5:45 im Doppel-5er Tandem Melkstand - gerade noch pünktlich zur dritten (und letzten) Gruppe. Ich arbeitete mit zwei paraguayischen Arbeitern zusammen im Melkstand und unterhielt mich mit Ihnen auf gebrochenem Spanisch und mit Händen und Füßen. Für die beiden begann der Tag allerdings schon um 3:00 nachts. Dann wird nämlich die  1. Gruppe von der Weide geholt und in den Vorhof geleitet.

Insgesamt werden die 100 Tiere zweimal täglich jeweils von 03:00 bis 7:30 gemolken. Das ist eine lange Zeit, aber leider auch die einzige Möglichkeit ihnen ihre nötige Kraftfutterration zu geben. Deshalb wird gewartet bis jede Kuh aufgefressen hat. Nach meiner Melkzeit kontrollierte ich die Silagetröge auf den Weiden, die täglich mit frischer Maissilage aufgefüllt werden. Was übrig blieb, sammelte ich in Säcke und entsorgte es, da durch die Hitze (Temperatur tagsüber bis zu 35°C) die Silage sehr schnell trocknete und von den Tieren nicht mehr gefressen wurde.

Nach einer Kräftigung beim Frühstück, bei der wir den Tag besprachen, erledigte ich anfallende Arbeiten wie z.B. das Kontrollieren und Ausbessern der Zäune und Tränken, das Impfen der Kühe, die Klauenpflege, Streicharbeiten im Melkstand oder die Kontrolle der Nachzucht. Kein Tag war wie der andere und ich erlebte jeden Tag etwas Neues.

Nach einer wohltuenden Siesta und einem Kaffee ging e dann um 14:30 wieder in Richtung Weide, um die Tiere zum Melken zu holen.

Abends nach dem Reinigen knipste ich mit meinen zwei paraguayischen Arbeitskollegen das Licht aus und wir trafen uns mit der Betriebsleiterin auf der Terrasse oder am Pool und aßen gemeinsam. Viele aufregende Geschichten berichtete die Wahlparaguayerin unter dem atemberaubenden Sternenhimmel von Paraguay. Eine Zeit, die ich nicht missen möchte.

Ich habe viel über die Tiere und über mich gelernt und bin der Familie sehr dankbar für die warmherzige Fürsorge.
Schlagworte
Paraguay Milchvieh
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