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Reblaus

Daktulosphaira vitifoliae FITCH


Schadbild

Durch die Saugtätigkeit der Wurzelläuse krümmen sich die Enden der Faserwurzeln fast rechtwinklig ab und schwellen an (Nodosität). Auf den älteren Wurzeln bilden sich Knoten und Wucherungen (Tuberosität). Pilzen und Bakterien kommt dabei eine besondere Bedeutung zu, da sie diese Nodositäten und Tuberositäten besiedeln und Fäulnisprozesse auslösen. Solche Wurzelschäden führen zum Kümmern und Absterben der Reben.

Das Blattwerk der Europäerreben wird normalerweise nicht befallen, es gilt als "feldresistent". Trotzdem werden ab und zu vereinzelte Gallen beobachtet, die aber meistens leer oder mit einer toten Junglaus besetzt sind. Unterlagsreben und Amerikanerreben sind dagegen gegenüber Wurzellaus-Befall weitgehend immun, denn die Pflanze reagiert mit Korkbildung, wodurch Schäden verhindert werden. Sie können jedoch an den oberirdischen, krautigen Pflanzenteilen durch Blattrebläuse geschädigt werden.

Der Einstich der Reblaus verursacht auf der Blattunterseite eine gallenartige, stachelige Ausstülpung. Bei starkem Befall wird das Blatt stark deformiert, es vertrocknet und fällt ab. An befallenen Ranken, Blattstielen und Trieben kommt es zu Schwellungen.
 

Biologie des Schädlings

Die Reblaus tritt sowohl als oberirdische Form (Blattreblaus) und unterirdische Form (Wurzelreblaus auf. Im Frühjahr (April/Mai) schlüpft aus dem Winterei eine Junglaus und induziert die so genannte Maigalle, und zwar meist in Blattrandnähe. Oft findet man nur eine einzige pro Stock.

Es dauert einen Monat oder mehr, bis sich die Larve zum adulten Weibchen (Fundatrix) entwickelt hat, das mehrere Hundert Eier legt, aus denen die neuen Jungläuse (Gallicolae) schlüpfen. Diese Jungläuse wandern zu den Triebspitzen auf die jüngsten Blätter und bilden dort neue Gallen. Es folgen weitere 3 - 5 Generationen von Blattrebläusen, die teilweise durch Wind und Weinbergsarbeiten auch auf benachbarte Rebstöcke verfrachtet werden und dort neue Befallsherde bilden. Ein kleiner, morphologisch unterschiedlicher Teil der Läuse wandert im Verlauf der Vegetationsperiode in den Wurzelbereich ab, wo sich ebenfalls mehrere Generationen bilden.

Im Herbst entwickeln sich frische geschlüpfte Jungläuse nicht mehr weiter und überwintern als Hiemalis. Einige der Wurzelläuse (Radiciolae) entwickeln sich gegen Ende des Sommers zu geflügelten Weibchen (Sexuparae), welche zwei verschiedene Eitypen auf die Rebstöcke legen, aus denen sich Männchen bzw. Weibchen entwickeln. Nach der Paarung dieser Geschlechtstiere (Sexuales) legt das Weibchen ein einziges, befruchtetes Winterei unter die Rinde ab. Dieser vollständige Zyklus der Reblaus kann auf Unterlagsreben und Amerikanerreben beobachtet werden.

Auf den Europäerreben leben und überwintern die Rebläuse fast ausschließlich als Wurzelläuse im Wurzelbereich. Trotz Wintereiablage durch Geschlechtstiere, können sich die Blattrebläuse auf dem Blattwerk nicht richtig entwickeln und bilden keine Nachkommen.


Merkmale des Schädlings


Die Reblaus gehört zu den Zwergläusen. Die Entwicklung geht vom Ei über vier Larvenstadien zur adulten Reblaus (Oviparie). Während ihres Entwicklungszyklus bilden sich verschiedene Formen (Morphen), die sich äußerlich stark unterscheiden. Die ungeflügelten Weibchen (gelblichgrüne Blattrebläuse bzw. bräunlichgelbe Wurzelläuse) sind etwa 1,3 mm groß. Deren gelblichen, elliptischen Eier sind 0,3 mm lang, bei der Blattreblaus glänzend; bei der Wurzellaus matt. Die geflügelten Weibchen sind 1mm lang, ihre flach aufeinander gelegten Flügel überragen den Körper um die Hälfte. Die ungeflügelten Geschlechtstiere sind 0,3 mm (Männchen) bzw. 0,5 mm lang (Weibchen). Das grünlichbraune, walzenförmige Winterei ist etwa 0,3 mm lang.

Verbreitung


Die Reblaus stammt ursprünglich aus Nordamerika wurde aber in der Zeit von 1858 bis 1862 durch bewurzelte Wildreben nach Europa eingeführt und ist heute in nahezu allen Weinanbaugebieten verbreitet. Nur in wenigen Weinanbaugebieten (Chile, Argentinien, Teile Australiens) kommt sie bislang nicht vor.


Bedeutung


Die Reblaus führte im 19. Jahrhundert zu schweren Schäden in den Weinanbaugebieten und brachte den Weinanbau an den Rand des Zusammenbruchs. Dies hatte weit reichende politische und wirtschaftliche und kulturelle Konsequenzen. Durch die konsequente Umstellung auf Propfreben konnte die Reblaus stark zurückgedrängt werden und hat heute kaum mehr eine Bedeutung im Weinanbau.


Bekämpfung


Die direkte Bekämpfung der Wurzelläuse ist praktisch unmöglich. Durch das Aufpfropfen von Europäerreben auf resistente Unterlagen wird jedoch eine Schädigung der Rebe verhindert. In der Unterlagenproduktion und an Amerikanerreben kann eine direkte Bekämpfung der Blattrebläuse im Frühjahr mit Insektiziden durchgeführt werden. Die Reblaus gehört zu den Quarantäneschädlingen.