Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
30.04.2019 | 07:49 | Wetterrückblick April 2019 

Wetter in der Schweiz im April 2019: Zwischen Rekordschnee und Sommerwärme

Zürich - Der April 2019 präsentierte zum Monatsbeginn tiefverschneite Alpentäler mit Rekordschneemengen. Im letzten Monatsdrittel registrierte die Alpennordseite dank kräftigem Südföhn den ersten Sommertag.

Aprilwetter in der Schweiz
April mit Rekordschnee und Sommerwärme. (c) proplanta
Im landesweiten Mittel bewegte sich die Monatstemperatur 0,6 °C über der Norm 1981‒2010. Die Niederschlagsmengen lagen im Norden und im Wallis regional unter, im zentralen und östlichen Alpenraum sowie im Süden über der Norm.

Rekordschnee



Nach einem milden Start am 1. und 2. April mit viel Sonnschein in der ganzen Schweiz und Höchsttemperaturen zwischen 18 und 21 Grad, griff der April auf sein winterliches Repertoire zurück. Am 3. und 4. April floss aus Süden milde und feuchte Luft über die Alpen, während die Alpennordseite aus Westen von kalten Luftmassen erfasst wurde.

Die aus Süden über die Kaltluft gleitende feuchte Luft löste am zentralen Alpennordhang extreme Neuschneefälle aus. In Guttannen (1055 m) im Berner Oberland fiel vom 4. auf den 5. April 2019 mit 99 cm ein neuer 1-Tages Neuschneerekord. Seit Messbeginn 1877 lieferte in Guttannen kein Winter mehr Neuschnee innerhalb eines Tages. Der bisherige Rekord aus dem Jahr 1999 lag bei 89 cm, gefallen ebenfalls im April.

Die 2-Tages Neuschneesumme vom 3. und 4. April 2019 erreichte in Guttannen 160 cm. Das liegt weit über dem bisherigen 2-Tages Rekord. Zudem ist es die sechsthöchste je im Messnetz von MeteoSchweiz erfasste 2-Tages Neuschneesumme. Der Rekord liegt bei 215 cm, gemessen auf dem Berninapass im April 1999.

Göschenen (950 m) im Urner Reusstal registrierte am 3. und 4. April 2019 mit 148 cm ebenfalls einen neuen 2-Tages Aprilrekord. Der bisherige 2-Tagesrekord vom April 1975 lag bei 135 cm. Die Messreihe von Göschenen reicht bis 1901 zurück.

Viel Neuschnee auch im Süden



Für den 3. April 2019 meldete Bosco-Gurin (1486 m) eine 1-Tages Neuschneesumme von 78 cm. Das ist für den April die zweithöchste 1-Tages Neuschneesumme seit Messbeginn 1961. Mehr Aprilschnee innerhalb eines Tages fiel in Bosco-Gurin nur vom 9. auf den 10. April 1998 mit 91 cm.

Die 1-Tages Neuschneesumme von 78 cm ist die zehnthöchste, die am Messstandort Bosco-Gurin je gemessen wurde. Am meisten Neuschnee innert Tagesfrist fiel vom 25. auf den 26. Dezember 2013 mit 110 cm.

Die 2-Tages Neuschneesumme vom 3. und 4. April 2019 lag in Bosco-Gurin bei 115 cm. Damit registrierte Bosco-Gurin die dritthöchste 2-Tages Neuschneesummen für den Monat April seit Messbeginn. Sie gehört aber nicht zu den 10 höchsten je an diesem Messstandort gemessenen 2-Tages Neuschneesummen.

Kleiner Neuschneerekord im Flachland



Neben den grossen Neuschneemengen in den Alpen fiel im Norden auch etwas Schnee bis in Tieflagen. Genf erwachte am 4. April mit einer Neuschneedecke von 6 cm, ein neuer Monatsrekord. Der bisherige Genfer Aprilrekord lag bei 4 cm, gefallen am 9. April 1970.

Aprilwetter



Nach einem kurzen Zwischenhoch am 5. April führte eine vom 6. bis am 10. April anhaltende Süd- bis Südostströmung milde und feuchte Mittelmeerluft in die Schweiz. Häufige Wechsel zwischen Sonnschein und Wolken sowie lokalen Schauern und Gewittern hinterliessen den typischen Aprilwetter Eindruck. Die Tageshöchstwerte erreichten nördlich der Alpen um 14 bis 15 °C, auf der Alpensüdseite bis 20 °C.

Skandinavien-Hoch bringt Frühlingswärme



Vom 11. bis am 21. April wurde ein kräftiges Hochdruckgebiet über Nordeuropa wetterbestimmend. Mit Bise gab es auf der Alpennordseite zunächst nur wenig Sonnenschein. Ziemlich sonnig war es hingegen im Genferseegebiet, im Wallis und auf der Alpensüdseite. Ab dem 15. war die Sonne dann in der ganzen Schweiz das bestimmende Wetterelement. Die Tageshöchstwerte stiegen beidseits der Alpen auf 22 bis 24 °C.

Das Hochdruckwetter wurde zweimal kurz unterbrochen. Am 14. fiel beim Vorbeizug von Höhenkaltluft im Norden Schnee bis auf 400 m, im Süden bis auf 1600 m. Am 16. brachte eine schwache Störung aus Westen vor allem nördlich der Alpen etwas Niederschlag.

Anhaltender Südföhn



Ab dem 22. April übernahm der Südföhn für mehrere Tage das Wetteregime. Im langjährigen Mittel ist der April der Monat mit der grössten Südföhnhäufigkeit. Im April 2019 war er ungewöhnlich ausdauernd. Am bekannten Föhnstandort Altdorf im Urner Reusstal wehte er insgesamt 185 Stunden (Stand 26.4.).

Mehr Föhnstunden brachte der April in Altdorf seit Beginn der automatischen Messungen im Jahr 1981 nur in den Jahren 1983 (223 h), 1993 (211 h), 2000 (217 h), 2009 (186) und im vergangenen Jahr 2018 mit 190 Stunden.

Neben der hohen Monatssumme lieferte der April 2019 in Altdorf auch eine der längsten Föhnperioden überhaupt. Ohne Unterbruch blies er hier vom 20. April ab 01.30 Uhr bis am 24. April um 15.30 Uhr, insgesamt während 86 Stunden oder 3.5 Tagen. Das ist die fünft längste Föhnperiode in Altdorf seit Aufnahme der automatischen Messungen vor knapp 40 Jahren.

Sommer im Norden, Regen im Süden



Der warme und kräftige Südföhn reichte bis an die Nordgrenze der Schweiz. Dank Föhnunterstützung registrierten die Regionen Basel, die nördlichen Teile der Kantone Aargau und Zürich sowie der Kanton Schaffhausen am 24. April mit über 25 °C einen Sommertag, am Abend im Westen begleitet von kräftigen Gewittern. In den Föhntälern erreichten die Böenspitzen 80 bis 110 km/h, in Gipfellagen bis 150 km/h. Am 25. stieg die Temperatur in der Nordschweiz nochmals auf 23 bis knapp 25 °C.

Auf der Alpensüdseite war es derweil trüb und nass. Vom 23. bis am 25. April fielen verbreitet 80 bis 170 mm, im westlichen Tessin auch 180 bis 250 mm Niederschlag. Die Temperatur blieb dabei meist unter 17 °C.

Temperatursturz im Norden



Vom 26. bis am 28. April floss aus Westen und Nordwesten feuchtkalte Atlantikluft zur Schweiz. Auf der Alpennordseite fielen verbreitet kräftige Schauer. Die Tageshöchstwerte erreichten nördlich der Alpen noch 12 bis 14 °C. In der kühlen Luft sank die Schneefallgrenze bis auf 1000 m.

Auf der Alpensüdseite endete die Niederschlagstätigkeit am 26. April. Der anschliessende bis ins Südtessin reichende Nordföhn brachte recht sonnige Verhältnisse und Tageshöchstwerte von 18 bis 21 °C.

Vegetationsentwicklung weiterhin mit Vorsprung



Erste blühende Kirschbäume wurden bereits Ende März entdeckt. Vermehrt konnten die weissen Kirschblüten auf der Alpennordseite ab Anfang April beobachtet werden. Unterhalb von 600 m ü. M. blühten die Kirschbäume im Durchschnitt der Stationen am 7. April und wiesen damit einen grossen Vorsprung von 9 Tagen auf das Mittel der Vergleichsperiode 1981‒2010 auf.

Gleichzeitig zeigten sich die Wiesen übersäht von gelb blühendem Löwenzahn, auch dieser mit einem grossen mittleren Vorsprung von 11 Tagen auf die Vergleichsperiode. Dieser Vorsprung ist das Resultat der zu warmen Monate Februar und März.

Kurz danach, noch in der der ersten Aprilhälfte, zeigten sich die Nadeln der Lärchen und die Blätter der Haselsträucher, der Rosskastanien und der Vogelbeeren. Auf den Wiesen blühte das Wiesenschaumkraut. Der Vorsprung auf das Mittel ging bei diesen Arten auf 4‒8 Tage zurück, da einige kühlere Tage die Vegetationsentwicklung etwas bremsten.

Am 13. April blühten die Birnbäume mit einem Vorsprung von 8 Tagen, dies wieder für den Durchschnitt der Stationen unterhalb von 600 m ü. M. Erste blühende Apfelbäume wurden im Tessin schon Anfang April und auf der Alpennordseite ab dem 11. April beobachtet. So richtig setzte die Blüte an mehreren Standorten ab dem Ostersonntag, dem 21. April ein. Auch die Apfelblüte hatte zu diesem Zeitpunkt einen Vorsprung von 8 Tagen. Dieser Wert basiert jedoch noch auf deutlich weniger Meldungen als bei den Birnbäumen.

Ab Mitte April und vermehrt ab dem 20. April konnte das Ergrünen der Wälder beobachtet werden. Die Blattentfaltung von Buche, Linden und Bergahorn wies bis zum aktuellen Zeitpunkt einen Vorsprung von 3‒5 Tagen auf das Mittel auf, wobei auch hier noch nicht so viele Meldungen vorliegen.

Wetterrückblick


> Zum Wetterrückblick für die Schweiz

Wetteraussichten


> Zur aktuellen Profi-Wetterprognose für die Schweiz
> Météo Professionnel
> Meteo Professionale
meteo-swiss
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Wetter in der Schweiz im März 2024 - Mild und regional nass

 Wetter in der Schweiz im Winter 2024 - So mild wie noch nie

 Wetter in der Schweiz im Februar 2024 - Mildester Februar seit Messbeginn

 Wetter in der Schweiz im Januar 2024: Mild und regional nass

 Wetter in der Schweiz im Dezember 2023: Sehr nass und mild

  Kommentierte Artikel

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken

 Entwaldungsfreie Lieferketten: EU-Kommission zur Klärung aufgefordert

 Bund Naturschutz: Kein kategorisches Nein mehr zum Wolfsabschuss

 Nach Atomausstieg boomen erneuerbare Energien in Niedersachsen

 Massive Flächenverluste in Bayern

 Umsatzsteuersätze: Union will Reform

 Nachhaltiges Investieren lohnt sich

 Agrarstrukturwandel in Bayern schreitet voran