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30.06.2019 | 07:41 | Wetterrückblick Juni 2019 

Wetter in der Schweiz im Juni 2019

Zürich - Die Schweiz erlebte den zweitwärmsten Juni seit Messbeginn. In der ersten Monatshälfte führten Starkniederschläge zu Hochwasser mit zum Teil erheblichen Schadensfolgen.

Juniwetter
Juni mit großer Hitze. (c) proplanta
Das letzte Monatsdrittel war fest im Griff einer massiven Hitzewelle. An vielen Messstandorten stieg die Maximumtemperatur auf neue Junirekorde. Lokal gab es sogar neue absolute Hitzerekorde.

Zweitwärmster Juni



Die Schweiz lag während des ganzen Monats entweder am Rand von wechselnden Tiefdruckgebieten im Nordwesten oder im Einflussbereich von eher kurzfristigen Zwischenhochs. Dadurch wurde fast permanent feuchtwarme Luft aus südlicher oder südwestlicher Richtung in die Schweiz geführt.

Kurz vor Monatsende zeichnet sich landesweit der zweitwärmste Juni seit Messbeginn 1864 ab, zusammen mit dem Juni 2017. Die erwartete Monatsmitteltemperatur liegt bei 15,2 °C. Alleiniger Rekordhalter bleibt der Juni aus dem Hitzesommer 2003 mit überragenden 17,3 °C.

Die Nordschweiz unterhalb von 1000 m registrierte mit 18,5 °C den drittwärmsten Juni seit Messbeginn. Neben dem Juni 2003 mit 21,6 °C war hier auch der Juni 2017 mit 19,3 °C wärmer.

Der langjährige Verlauf der Junitemperatur zeigt ab Messbeginn bis gegen das Ende des 20. Jahrhunderts  keinen langfristigen Trend, weder zu milderen noch zu kühleren Verhältnissen. Anschliessend springt die Junitemperatur in ganz kurzer Zeit auf ein rund 2 Grad höheres Niveau.

Sonnig und heiss



Der meteorologische Sommer machte seinem Namen zu Beginn alle Ehre. Im Einfluss eines Hochs bekam das ganze Land in den ersten drei Tagen viel Sonne ab. An vielen Messstandorten nördlich der Alpen gab es die ersten Sommertage (Tagesmaximum über 25 °C) just am 1. Juni. Im Tessin reichte es in den tiefen Lagen schon im Mai zu vereinzelten Sommertagen.

Mit aufkommender Südwestströmung folgte im Churer Rheintal am 3. Juni der erste Hitzetag (Tagesmaximum über 30 °C). In Bad Ragaz wurden am 4. Juni sogar 32,3 °C erreicht. Am gleichen Tag wurde die 30-Grad-Marke auch an mehreren Stationen im Mittelland und Jura überschritten (Wynau 30,8 °C, Basel/Binningen 32,0 °C, Delémont 31,2 °C). Die Tagesmitteltemperatur überstieg in dieser Phase die Norm 1981‒2010 stellenweise um mehr als 7 °C, zum Beispiel an Bergstandorten wie dem Napf mit einem Überschuss von 9,1 °C.

Heftige Niederschläge aus Süden



Mit dem Durchgang einer Kaltfront kühlte sich die Luft über der Schweiz in der Nacht auf den 6. Juni markant ab. Anschliessend blieb die Schweiz bis über die Monatsmitte hinaus meist im Einfluss einer feuchtlabilen Süd- bis Südwestströmung und unterschiedlich kräftigem Föhn.

Am 10. Juni erreichte der stürmische Südwind sein Maximum mit Böenspitzen bis 136 km/h auf dem Gütsch ob Andermatt. Im Nordtessin brachten erste kräftige Gewitter stellenweise mehr als 100 mm Niederschlag. Über den gesamten Zeitraum vom 9. bis 12. Juni kamen so im Oberwallis, im Bedretto-Tal und in der Leventina teilweise über 160 mm Niederschlag zusammen.

Während des Niederschlagsereignisses fielen hohe 1-Tages-Niederschlagssummen. Binn im Oberwallis registrierte mit 154 mm die sechsthöchste 1-Tagessumme seit Messbeginn im Jahr 1900. In der nachfolgenden Darstellung der jährlich höchsten 1-Tages-Niederschlagssummen ergibt sich Rang 5, da im extremen Oktober 2000 in Binn die höchste und vierthöchste 1-Tages-Niederschlagssumme fiel.

Im Oberwallis und im Gotthardgebiet gab es vor allem am 10. Juni sehr hohe Niederschlagsmengen. Im angrenzenden Graubünden folgte der Hauptschub am 11. Juni, wobei hier bereits an den beiden Vortagen grössere Mengen registrierte wurden. Im gesamten betroffenen Gebiet kam es zu Hochwasser und lokalen  Überschwemmungen mit Schadensfolgen. Im St. Galler Rheintal trat der Rhein auf einer längeren Strecke über die Ufer.

Zwischenhochs und Gewitterluft



Die Südwestströmung behielt auch vom 13. bis 22. Juni ihre Vormachtstellung. Sie wurde nur tageweise von Zwischenhochs unterbrochen. In der herangeführten feuchtmilden Luft entstanden verbreitet immer wieder Gewitter.

Am 15. Juni durchquerte ein mächtiger Gewitterkomplex die ganze Schweiz. Im westlichen Genferseegebiet fielen innert weniger Stunden 30 bis 50 mm Regen begleitet von kräftigem Hagel und starken Windböen. Keller und Strassen wurden überflutet und es gab Behinderungen durch umgestürzte Bäume.

Im Val de Ruz brachte am 22. Juni ein starker Gewittersturm lokal über 100 mm, abgeschätzt aus Radardaten. Das viele Wasser führte zu grossen Schäden an Häusern, Strassen und Fahrzeugen.

Wüstenluft bringt grosse Hitze



Ab dem 23. Juni lag die Schweiz in einer anhaltenden Süd-Südost-Strömung. Zwischen einem Tief über dem Atlantik und einem Hoch über Zentraleuropa floss heisse Saharaluft heran. Bei viel Sonnenschein von früh bis spät stieg die Tagesmaximum-Temperatur ab dem 24. Juni bis zum Monatsende in den tieferen Lagen beidseits der Alpen regelmässig auf über 30 Grad. Zwei Tage später erreichten die Werte verbreitet 34 bis 36 °C.

Die Hitze brachte am 26. Juni an über 40 Messstandorten neue Juni-Rekorde der Tagesmaximum-Temperatur. Sechs Messstandorte in höheren Lagen registrierten neue absolute Rekorde. Darunter befinden sich zwei Standorte mit homogenen Messreihen der Tagesmaximum-Temperatur von über 100 Jahren. Davos zeichnete den neuen Rekordwert von  29,8 °C auf. Der bisherige Höchstwert lieferte der 5. Juli 2015 mit 29,3 °C. Auf dem Säntis stieg das Tagesmaximum auf 21 °C. Der bisherige Rekord vom 27. Juli 1983 lag bei 20,6 °C.

Eine der intensivsten Hitzeperioden seit Messbeginn



Die vom 25. Juni bis am 01. Juli anhaltende Hitze mit über 30 Grad führte zu einer der intensivsten siebentägigen Hitzeperioden seit Messbeginn vor über 100 Jahren. Genf und Basel registrierten mit einem mittleren Tagesmaximum von rund 34 Grad die viertheisseste 7-Tages-Periode seit Messbeginn. Rang 4 war es auch in Bern und in Locarno-Monti mit Werten zwischen 33 und 34 °C.

Klares Signal der Klimaänderung



Intensive anhaltende Hitzeperioden über eine Woche sind in den letzten Jahrzehnten häufiger geworden. In Regionen, die immer wieder davon betroffen waren, wie zum Beispiel der Westschweiz, folgen sie sich heute in kürzeren Zeitabständen. Regionen, die in der Vergangenheit kaum solche Hitzeperioden registrierten, müssen auch heute mehr oder weniger regelmässig damit rechnen. Das heutzutage häufigere Auftreten von Hitzewellen ist eines der ganz klaren Signale der laufenden Klimaänderung.

Noch mehr Hitze in Zukunft



Die ans Mittelmeer angrenzenden Grossregionen Europas, und damit auch die Schweiz, sind weltweit von einer der stärksten Zunahmen von Hitzeextremen betroffen. Dieser Trend lässt sich bereits in den vergangenen Jahrzehnten beobachten und wird sich sehr wahrscheinlich auch in Zukunft fortsetzen (Quelle: CH2018: Klimaszenarien für die Schweiz).

Die Sommerlinden blühen



Mit der Blüte der Sommerlinde wird der phänologische Hochsommer eingeläutet. Ab Anfang Juni konnte ihr Blühbeginn und ab etwa Mitte Juni ihre Vollblüte im Flachland beobachtet werden. Der Blühbeginn fand bisher wenige Tage später statt als im Mittel der Jahre seit 1996, während sich die Vollblüte bisher ungefähr um ein mittleres Datum der 30-jährigen Vergleichsperiode 1981-2010 einordnen lässt. Zur Blüte der Winterlinde, die unterhalb von 600 m im Mittel am 27. Juni blüht, liegen erst wenige Meldungen vor.

Schon ab Ende Mai und dann vor allem in der ersten Junihälfte blühte der Schwarze Holunder, auch dieser ziemlich genau im Mittel der Periode 1981-2010. In den Bergen wurde im Juni der Nadelaustrieb der Fichten zwischen etwa 1000 und 1500 m beobachtet, normal bis leicht später als im Mittel. Die Wiesenmargeriten blühten bis gegen 1500 m, auch sie ungefähr zu einem mittleren Zeitpunkt.

Trotz dem sehr warmen Juni hatte die Vegetation keinen Vorsprung auf eine mittlere Entwicklung. Der Grund dafür liegt vor allem an den tiefen Temperaturen im Mai, denn für den Blühzeitpunkt von Linden und Schwarzem Holunder sind die Temperaturen der Monate April bis Juni entscheidend. In diesem Jahr lag die Temperatur von April bis Juni im Mittel der Schweiz 0.5 °C über der Normperiode 1981-2010.

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