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09.05.2009 | 11:50 | Obstbau 

Kein Verbraucher will Maden in den Kirschen

Dossenheim - Vor dem Hintergrund der weiterhin schwierigen Bekämpfung der Kirschfruchtfliege veranstaltete das Julius-Kühn-Institut am Institut für Pflanzenschutz in Obst- und Weinbau, Dossenheim, am 28. und 29. April ein internationales Fachgespräch mit mehr als 50 Experten.

Kirschfruchtfliege
(c) proplanta
Dabei wurde die aktuelle Situation in Praxis und Forschung intensiv diskutiert. Schwerpunktthemen waren Stand der chemischen Bekämpfung und Zulassungssituation, Möglichkeiten und Grenzen alternativer Verfahren, aktuelle Entwicklungen aus der Forschung sowie Einblick in die Situation der Fruchtfliegenbekämpfung in anderen Ländern, wie etwa innerhalb der EU, in den USA oder Kanada.
 
Das Fachgespräch zeigte, dass - trotz aller Bemühungen um alternative Verfahren - eine optimale Bekämpfung der Kirschfruchtfliege ohne Insektizide derzeit nicht möglich ist. Die Situation habe sich laut Experten durch das Auftreten der Amerikanischen Kirschfruchtfliege noch verschärft. Denn diese gefährde wegen ihres im Vergleich zur europäischen Art späteren Flugbeginns nun Sauerkirschen, die bisher kaum von der Europäischen Kirschfruchtfliege befallen wurden. Biologische Verfahren, wie etwa der Einsatz von Pilzen und Nützlingen, so etwa Nematoden, erreichten nicht die nötige Effizienz.

Ködersprays, die aus Futtersubstanzen und geringen Mengen Insektiziden bestehen und nur auf Teilbereiche der Kirschbäume gesprüht werden, könnten zukünftig an Bedeutung gewinnen. Sie sind in Deutschland in der Entwicklung, in den USA und Kanada bereits zugelassen. Nachteil ist ihre geringe Regenstabilität. Weitere Entwicklungsarbeiten sind also erforderlich. Zudem fehlen in Deutschland Erfahrungen, wie wirksam die Sprays unter Praxisbedingungen tatsächlich sind. 

Derzeit bleibt folglich den Anwendern allein die Bekämpfung mit Insektiziden. Für dieses Jahr wurde eine zweimalige Anwendung von Mospilan genehmigt. Die festgelegte Wartezeit bedingt jedoch einen größeren zeitlichen Abstand von Behandlungszeitpunkt bis Ernte, so dass der Befall nicht sicher unterbunden werden kann. Zudem hat der Einsatz des Mittels im vergangenen Jahr Wirkungsschwächen zu Tage gefördert.

Der zusätzliche, einmalige Einsatz von Dimethoat kann diese Problematik abfedern. Eine Genehmigung für Dimethoat sowie ein Antrag auf Genehmigung nach §18a sind für 2009 in Bearbeitung. Weil auch hier eine bestimmte Wartezeit eingehalten werden muss und die Kirschfruchtfliege während der gesamten Kirschreifezeit auftritt, ist die Anwendung beider Präparate in Kombination unerlässlich.

Der Kirschanbau in Deutschland kann nur erfolgreich bleiben, wenn die Bekämpfung der Kirschfruchtfliege und deren Maden sicher und dauerhaft ist. Denn vermadete Kirschen werden vom Verbraucher grundsätzlich abgelehnt, so die internationale Expertengruppe. Deshalb muss die Forschung zu alternativen Verfahren weiter verfolgt werden, kann jedoch nur langfristig zu Lösungen führen. Bisherige Erfahrungen zeigen, dass alternative Methoden meist geringere Wirkungsgrade als Insektizide erzielen. Auf lange Sicht ist eine effektive Bekämpfung der Kirschfruchtfliege nur durch Kombinationen verschiedener Verfahren zu gewährleisten. (ZVG)
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