Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft

Allelopathie | Agrar-Lexikon

Allelopathie

Gegenseitige Beeinflussung von Pflanzen durch stoffliche Ausscheidungen, die im Extremfall zu einer direkten Schädigung der konkurrierenden Art führen können.

Der Begriff Allelopathie (griech. allèlon = gegenseitig, pàthe = Einwirkung) wurde durch H. Molisch 1937, der darunter reziproke biochemische Wechselwirkungen zwischen jeglichen pflanzlichen Organismen, einschließlich der Pilze und Bakterien, verstand, geprägt. Er schloß dabei sowohl nachhaltige als auch vorteilhafte Wechselbeziehungen mit ein.

Rice (1984) verwendet in seiner Monographie über dieses Thema eine ähnliche Definition. Wie Molisch betrachtete Rice Allelopathie als allumfassenden Begriff, der die meisten Formen biochemischer Wechselwirkungen einschließt, darunter auch die zwischen höheren Pflanzen und Mikroorganismen.

Muller (1970) hingegen, einer der bedeutendsten Pioniere der modernen Entwicklungen auf diesem Gebiet, zieht es vor, den Begriff Allelopathie auf Wechselbeziehungen zwischen höheren Pflanzen zu beschränken.

Aldrich (1984) unterscheidet zwischen echter und funktioneller Allelopathie:

- Echte Allelopathie ist die Freisetzung von Substanzen, die in ihrer
  ursprünglichen Form toxisch gegenüber anderen höheren Pflanzen sind.

 - Funktionelle Allelopathie ist die Freisetzung von Substanzen, die
   gegenüber höheren Pflanzen nach Transformation von Biomasse durch
   Organismen toxisch sind.

Duke & Lydon (1987) verstehen darunter sämtliche Wechselwirkungen bei denen sich Pflanzen chemischer Stoffe bedienen, um andere Organismen einschließlich Mikroorganismen, höhere Pflanzen und Insekten zu unterdrücken. Dieser Theorie zufolge führte die Evolution von Abschreckstoffen gelegentlich zur Produktion von Verbindungen, die aus der Pflanze austreten und von Blättern, Stengeln oder Wurzeln in die Umgebung sezerniert werden. Solche Substanzen könnten somit zufällig in die Wechselbeziehung zwischen einer höheren Pflanze und einer anderen verwickelt worden sein, und aufgrund der vorteilhaften Auswirkungen hinsichtlich der verminderten Konkurrenz hat die Pflanze sie weiterhin synthetisiert.

Die bei höheren Pflanzen an solchen Beziehungen beteiligten Verbindungen - als allelopathische Substanzen oder Toxine (Koline) bezeichnet - sind typische sekundäre Pflanzenstoffe von meist niederem Molekulargewicht und relativ einfacher Struktur. 

Gärtner und Bauern haben das Konzept der Allelopathie unbewußt schon seit vielen Jahren erkannt, indem sie beobachteten, daß einige Pflanzen gedeihen, wenn man sie nahe zusammen anbaut, andere jedoch nicht.

Ein Baum, von dem man schon seit langem weiß - bereits Plinius erwähnte in seiner „Historia naturalis“ (1. Jhrdt v. Chr.) von solchen Phänomenen -, daß er eine allelopathische Wirkung auf andere Arten ausübt wenn man diese in der Nähe anbaut, ist die Schwarze Walnuß. Der antagonistische Effekt der Walnuß wurde bereits bei solch unterschiedlichen Pflanzen wie Kiefern, Kartoffeln und Getreide nachgewiesen. Es gibt sogar Berichte, daß das Gift von Juglans nigra Apfelbäume abtötet, wenn man sie zu nahe anpflanzt (Schneiderhan 1927). 

Allelopathie Juglans nigraBild vergrößern
Allelopathischer Effekt am Beispiel vom Nußbaum (Juglans nigra)