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08.02.2019 | 09:34 | Volksbegehren Artenvielfalt 
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Bienenretter erleben Ansturm - Söders Dialogbereitschaft steigt

München - Wegen des großen Ansturms auf das Volksbegehren Artenvielfalt hat Bayerns Ministerpräsident Markus Söder einen runden Tisch und ein umfassendes Gesetz für mehr Natur- und Artenschutz angekündigt.

Artenschutz in Bayern
«Rettet die Bienen»: Mit diesem Slogan werben die Initiatoren für das Volksbegehren Artenvielfalt - und schon zur Halbzeit zeichnet sich ein Erfolg ab. Deshalb reagiert nun auch Ministerpräsident Söder. (c) proplanta
Das will er unabhängig vom Ausgang des Volksbegehrens bis zum Frühsommer vorlegen - möglichst im Dialog und im Konsens. Zu dem runden Tisch will er deshalb die Initiatoren des Volksbegehrens, Naturschutzverbände, aber eben auch den Bauernverband einladen.

«Wir wollen die Verbände und die Menschen an der Gesetzgebung beteiligen. Mein Ziel ist, dass wir bis zum Frühsommer einen unideologischen Gesetzentwurf erarbeiten, der alle mitnimmt», sagte Söder am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur in München und betonte: «Das Motto muss sein: Rettet die Bienen und die Bauern.»

«Unabhängig vom Ausgang des Volksbegehrens will ich zu einem runden Tisch einladen, um einen parteiübergreifenden Konsens zu erzielen», erklärte er. «Wir müssen alle mitnehmen: Naturschutzverbände, Jäger, Fischer, Landschaftspfleger und natürlich den Bauernverband. Ich möchte ausloten, ob es uns gelingt, ein besseres Gesetz zu machen.» Natur- und Artenschutz gehe nur mit und nicht gegen die Bauern. «Das Volksbegehren darf nicht zu einem Höfesterben führen», betonte er.

Die Initiatoren des Volksbegehrens reagierten vorsichtig optimistisch auf Söders Ankündigung: «Umso wichtiger ist es, das Volksbegehren zu einem großen Erfolg zu führen. Damit Worten tatsächlich auch Taten folgen», sagte der Vorsitzende des Landesbundes für Vogelschutz, Norbert Schäffer.

Der Chef der Grünen im bayerischen Landtag, Ludwig Hartmann, warnte Söder vor Tricksereien: «Das Volksbegehren Artenvielfalt wirkt und es lässt sich auch nicht an einem Runden Tisch wegmoderieren.» Hunderttausende Bayern stünden dieser Tage vor den Rathäusern Schlange, um für ganz konkrete Forderungen zum Schutz bedrohter Tiere und Pflanzen zu unterschreiben.

«Die schwarz-orange Landesregierung muss diese Maßnahmen auf den Weg bringen, statt weiter in wirkungslosen Konsensrunden an Freiwilligkeit zu appellieren», betonte Hartmann. Er appellierte an alle Bürger, weiter für mehr Artenschutz in Bayern zu unterschreiben. «Nur wenn der Druck hoch bleibt, können wir die schwarz-orange Landesregierung zum Handeln zwingen.»

Tatsächlich handelt Söder mit seiner Ankündigung unter Zugzwang: Sowohl die Initiatoren als auch die Staatsregierung gehen inzwischen fest von einem Erfolg des Volksbegehrens aus. Dazu müssten bis zum 13. Februar knapp eine Million Unterschriften zusammenkommen. Und zur Halbzeit haben schon knapp 700.000 Menschen in den Rathäusern unterschrieben.

Wird die Hürde genommen, kann der Landtag das Volksbegehren direkt umsetzen. Sollte er es aber ablehnen, hat die Bevölkerung bei einem Volksentscheid das letzte Wort. Oder es gibt einen alternativen Gesetzentwurf, über den beim Volksentscheid abgestimmt wird.

Das laufende Volksbegehren zielt auf Änderungen im bayerischen Naturschutzgesetz. Biotope sollen besser vernetzt, Uferrandstreifen stärker geschützt und der ökologische Anbau gezielt ausgebaut werden.

Kritiker wie der Bauernverband warnen aber etwa vor den geforderten Mindestflächen für den ökologischen Anbau, oder aber vor zu strikten zeitlichen Einschränkungen für das Walzen und Mähen von Wiesen.

«Das Herz hat Sympathie. Aber wir müssen es so machen, dass es auch praktisch funktioniert», sagte Söder. «Das bedeutet: Wir müssen Artenschutz schaffen im Einklang mit der Landwirtschaft und nicht gegen unsere Bauern.»

Söder will deshalb einen ausgewogeneren Gesetzentwurf: «Wir wollen das Gute aus dem Volksbegehren behalten, praktische Schwächen beheben, Förderungen der Landwirtschaft erhalten und sogar breiter wirken.» So wolle man etwa darüber reden, was Kommunen oder jeder Gärtner privat tun könnten, um den Artenschutz zu verbessern.

«Vielen, die unterschreiben, geht es um eine gute Sache und nicht um Streit. Diesen Idealismus würde ich gerne aufgreifen», sagte Söder. Es gebe einen tiefen Wunsch nach mehr Arten- und Naturschutz im Land. Davor habe man Respekt, und die Staatsregierung teile das Anliegen. «Deshalb wollen wir unabhängig vom Ausgang des Volksbegehrens auf jeden Fall dem Umweltschutz in Bayern eine neue Bedeutung geben.»
dpa/lby
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Kommentare 
Bauer Bernd schrieb am 13.02.2019 05:22 Uhrzustimmen(11) widersprechen(2)
EU-Bauer Klaus 1618 du hast es ganz genau auf den Punkt gebracht. Solche Themen diskutiere ich mit verschiedenen Leuten fast jeden Tag. Bei denen Einen läuft es mir eiskalt den Rücken runter, weil ich erkennen musste welcher "Fanatismus" hinter Naturschutz steckt. Das ist ein recht kleiner Teil. Die Anderen, der deutlich größere Teil versteht gar nicht worum es geht. Weil der kleinere Teil ja aus "Gutmenschen" besteht, muss es ja richtig sein was sie sagen.
Die Frage ist, wie kann man da mitreden. Unser Bauernverband hat ja wohl versagt. Da wir eine Minderheit sind wird es schwer sein uns gehör zu verschaffen. Deshalb, wenn du deinen Feind nicht besiegen kannst, dann verbünde dich mit ihm. Das wäre zum Beispiel Aufgabe unseres Bauernverbandes. Der hat es leider noch nicht kapiert.
Schreibe öfters E-Mails an den Nabu und schaue mir ihr Vorhaben an. Die sind unheimlich clever. Da kann unser Bauernverband nicht mithalten.
Unser Vorteil ist, dass wir Boden haben der nicht vermehrt werden kann. Wenn sich Bauernverband, Jagdverband und Naturschutzverbände zusammen tun würden, und endlich mal miteinander reden würden, hätten wir alle was davon. Zum Einen gäbe es kein Feindbild mehr, zum anderen müsste das Vorgehen gemeinsam abgestimmt werden. Und wir hätten die enstprechende Lobby, um unsere Interessen durchzusetzen. Aber unser Rukwied hat das verpennt.
Ich bin überzeugter knoventioneller Landwirt, ich bin auch davon überzeugt, dass konventionelle Landwirtschaft ihren Platz in Zukunft haben wird. Wir müssen uns anpassen, denn das beste Produkt wird nicht verkauft, wenn es keiner will. Jetzt sollte mal unser Bauernverband ausbügeln, was er die letzten Jahre verbockt hat.
EU-Bauer Klaus1618 schrieb am 08.02.2019 14:15 Uhrzustimmen(27) widersprechen(5)
Die Geschichte wiederholt sich augenscheinlich:

„Wenn die Münze in dem Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt“, so hat man in Zeiten des Mittelalters Ablasshandel betrieben, was allerdings in der Folge auch zu großen sozialen Verwerfungen führte; das Einläuten der Reformationszeit fand damals seinen Ursprung mit noch in der Gegenwart spürbaren Konsequenzen.

Heute steht man vor den bajuwarischen Rathäusern Schlange, um die eigene „gequälte“ Seele, sein ökologisches Gewissen mit nur einem Häkchen reinwaschen zu wollen. Damit ist selbstredend ohne große Mühen und persönlichen Aufwand fortan jeder englische Rasen im heimischen Einfamilien-Hausgärtchen, der Schneekanoneneinsatz für den gesicherten Funfaktor der Wintersportfreunde ökologisch bereinigt bzw. alternativ für Sonnenhungrige selbst in den „eisigen“ Wintermonaten die Flucht per Jet um den halben Globus von jedweder persönlicher Schuld und Last befreit. Selbst die alltäglich entspannte, im dieselgetriebenen „Hightech-SUV“ vollzogene Einkaufstour zum nahegelegenen Bioladen beschädigt sodann kaum mehr das eigene Image als Öko-Gutmensch, dort je teurer desto Bio!

Ja, die dafür durchgehend geprügelten Mitbürger, denen man gesellschaftspolitisch nur noch sehr wenig Empathie entgegenzubringen vermag, sind doch ohnedies selbige schlechthin als DIE(!) Brunnenvergifter und Luftverschmutzer allseits diskreditierten Lemminge, ab mit ihnen also auf die gesellschaftlichen Scheiterhaufen, Sühne leisten müssen diese tumben Bauerntore, ...jawohl!!!

Sämtliche verschmitzt grinsenden Protagonisten auf dem spiegelglatten Börsenparkett sind ferner lupenrein gewaschen, einzig Karl der Käfer & Co. wurden nicht gefragt, sie wurden zusammen mit den Bauern einfach fortgejagt!!!

Schöne heile imaginäre Ökowelt...
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