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03.06.2015 | 14:19 | UN-Klimakonferenz 2015 

Diplomaten arbeiten an Weltklimavertrag

Bonn - Es glitzert, strahlt und spiegelt. Schauplatz der UN-Klimakonferenz in Bonn ist das nagelneue World Conference Center - Kostenpunkt: 200 Millionen Euro.

UN-Klimakonferenz 2015
Der Weltklimagipfel von Paris ist zwar erst im Dezember, aber es sind nur noch 20 Verhandlungstage bis dahin vorgesehen. Und noch haben sich die 190 Staaten auf fast gar nichts geeinigt. Die Folgen könnten dramatisch sein. (c) proplanta
Am Sonntag soll es von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon feierlich eröffnet werden. Der aktuelle Verhandlungsstand bei der Klimakonferenz steht allerdings im schrillen Kontrast dazu.

90 eng bedruckte Seiten umfasst der Textentwurf für den neuen Weltklimavertrag, der im Dezember in Paris beschlossen werden soll. Was steht drin? Alles und nichts. Deshalb lautet das Programm für die in Bonn versammelten Klimadiplomaten: Streichen, streichen, streichen! Denn sonst wäre der Text am Ende so nichtssagend, dass ihn die Staats- und Regierungschefs in Paris vielleicht nicht mal lesen würden. So war es jedenfalls 2009 beim Klimagipfel in Kopenhagen.

«So etwas wie in Kopenhagen - dass die Staatschefs anreisen und noch nichts in trockenen Tüchern ist - das soll unter allen Umständen vermieden werden», sagt die WWF-Klimachefin Regine Günther. Bonn soll dafür sorgen, dass Paris kein zweites Kopenhagen wird. Zusammen mit zwei jeweils fünftägigen Folgekonferenzen Ende August sowie im Oktober, beide ebenfalls in Bonn.

«Das beste Abkommen wird das sein, das vor Paris schon steht», hat Frankreichs Präsident François Hollande gesagt. Die französische Klimabeauftragte Laurence Tubiana kündigt zur Sicherheit schon mal an: Wenn's nicht klappt mit dem Streichen, dann wird Frankreich seinen eigenen Vertragstext schreiben.

Martin Kaiser, Leiter Klimapolitik von Greenpeace, mahnt zur Eile: «Bis zur Klimakonferenz in Paris gibt es insgesamt nur noch 20 Verhandlungstage. Entsprechend wird es jetzt in den zehn Tagen in Bonn zur Sache gehen. Wir rechnen jetzt noch nicht mit einem Durchbruch. Den erwarten wir eher für die dritte Bonner Konferenz im Oktober, wenn die Ministerinnen und Minister dazukommen.»

In Paris soll ein verbindliches Abkommen für mehr als 190 Staaten erzielt werden. Die dort getroffenen Absprachen sollen die Treibhausgas-Emissionen so verringern, dass sich die Erdatmosphäre um nicht mehr als zwei Grad erwärmt. Doch Klimaforscher Lutz Wicke vom Institut für Umweltmanagement an der Wirtschaftshochschule ESCP Europe warnt: «Das Zwei-Grad-Ziel ist mit diesem Vertrag als Dauerlösung definitiv nicht zu verwirklichen. Die Erde wird sich bei der derzeitigen Klimapolitik bis zum Jahr 2100 um mindestens vier Grad erwärmen, wahrscheinlich sogar um fünf oder sechs. Das sind Prognosen der Weltbank und des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung.»

Für diesen Fall sagen Klimaforscher Mega-Fluten und Horror-Stürme ungekannten Ausmaßes voraus. «Insbesondere Spanien könnte stark austrocknen, aber auch Nord- und Osteuropa», prophezeit Jan Kowalzig von Oxfam. «Hitzewellen, auch in Deutschland, werden an Häufigkeit und Intensität zunehmen.»

Nicht nur Wicke fordert darum: «Von Deutschland muss der entscheidende Impuls ausgehen, um den zwar wichtigen, aber im Endeffekt weitgehend wirkungslosen Klimavertrag von Paris spätestens Mitte des kommenden Jahrzehntes durch ein tatsächlich wirksames Abkommen abzulösen.» Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) baut schon mal vor: Es gehe in Paris nicht um einen «großen Wurf, der alle Probleme ein für alle Mal löst», warnte sie am Montag. Nach dem Gipfel ist vor dem Gipfel. (dpa)
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