In vielen Brandenburger Gemeinden gibt es keine wohnortnahe Grundversorgung mehr. Oft kommt nicht einmal ein Verkaufsmobil regelmäßig vorbei und versorgt die Menschen mit Artikeln des täglichen Bedarfs. Das soll sich ändern.
Für Dorfläden und mobile Verkaufsstände können Mittel der EU-, Bundes- und Landesfinanzierung genutzt werden, wie das
Agrarministerium in Potsdam auf eine Anfrage aus der Grünen-Landtagsfraktion mitteilte.
Einzelheiten, wie solche Einrichtungen finanziell gefördert werden, enthält eine Richtlinie des Agrarministeriums. Um Dorfentwicklung, öffentliche Grundversorgung, Infrastruktur, Wirtschaft, Tourismus und Kultur im ländlichen Raum zu verbessern, stehen seit 2014 bis 2020 insgesamt rund 360 Millionen Euro an Fördergeldern bereit.
Das Agrarministerium unterstützt zudem Initiativen für Einrichtungen der Daseinsvorsorge in den Dörfern insbesondere über das «Forum ländlicher Raum - Netzwerk Brandenburg», wie es in der Antwort auf die Grünen-Anfrage heißt. Damit werden der Austausch von Projektideen, Erfahrungen und Know-how zwischen lokalen Aktionsgruppen unterstützt.
Die Förderung ist nach Angaben der Landesregierung darauf ausgerichtet, die Lebensperspektiven aller Altersgruppen in den ländlichen Gebieten zu verbessern und eine regionale nachhaltige Entwicklung zu unterstützen.
Laut Agrarministerium konnten unter anderem der Start zweier Dorfläden in Wahlsdorf (Teltow-Fläming) und in Trebnitz (Märkisch-Oderland) sowie die Anschaffung eines Verkaufsmobils für Fleisch- und Wurstwaren im Landkreis Uckermark aus öffentlichen Mitteln gefördert werden. In Werneuchen und in Biesenthal (Barnim) entstanden jeweils ein Ladengeschäft mit Café, in Tantow wurde der Kauf eines Überlandmobils unterstützt.
Ein Beispiel der Förderung: Der Dorfladen in Trebnitz entstand aus einer 2015 umgebauten historischen Remise im Eingangsbereich des Schlosses Trebnitz, das als Bildungsstätte für Jugendarbeit genutzt wird. Von den rund 600.000 Euro Gesamtkosten wurden 445.000 Euro aus Fördermitteln finanziert. Die restlichen Investitionen kamen aus Eigenmitteln. Zum Dorfladen gehören ein Café und ein Ausstellungsraum.
Eine Enquete-Kommission des Brandenburger Landtages zur Zukunft der ländlichen Regionen hatte im April dieses Jahres nach fast vierjähriger Arbeit ihren Abschlussbericht vorgelegt. Darin waren zahlreiche Vorschläge enthalten, um ländliche Räume zu entwickeln und das Ladensterben in den Dörfern aufzuhalten.
Um Nahversorgungsangebote zu befördern, sollten Beratungsleistungen für Potentialanalysen, Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen sowie Organisationsformen öffentlich gefördert und investive Kosten übernommen werden. Multifunktionshäuser, die eine Grundversorgung und verschiedene Dienstleistungen anbieten und als Treffpunkt und kultureller Ort dienen, sollten als gemeinnützig anerkannt werden.
Die Kommission appellierte an alle Verantwortlichen in Landkreisen, Städten und Gemeinden, die Themen und Handlungsempfehlungen immer wieder anzusprechen und umzusetzen. Der Landtag forderte die Landesregierung auf, regionale Entwicklungskonzepte zu erarbeiten, um gleichwertige Lebensverhältnisse zu schaffen. Die Entwicklung der ländlichen Räume und der regionale Zusammenhalt von berlinnahen und berlinfernen Regionen müsse ein Schwerpunkt der Landespolitik sein.