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25.07.2019 | 06:39 | Waldschutz 

Forstminister Hauk plant Notfallplan für den Wald

Stuttgart - Bäume vertrocknen und können Schädlingen nicht mehr viel entgegensetzen, Waldbesitzer geraten in wirtschaftliche Not.

Wald in Baden-Württemberg retten
Der Wald soll eigentlich ein Bollwerk gegen den Klimawandel sein. Doch angesichts von Dürre und Schädlingsbefall zeigt er dramatische Schäden. Jetzt soll ein Notfallplan im Südwesten helfen. (c) proplanta
Der zweite trockene Sommer in Folge setzt dem Wald in Baden-Württemberg so stark zu, dass Forstminister Peter Hauk (CDU) jetzt mit einem Notfallplan gegensteuern will. Dabei kann er auf die Unterstützung des Koalitionspartners Grüne setzen.

«Der Wald droht sich in Teilen aufzulösen», teilte Hauk am Mittwoch in Stuttgart mit. «Dies hätte dramatische Folgen für den Klimaschutz und die Artenvielfalt.»

Im gesamten Land seien in den vergangenen Wochen bisher nicht bekannte, drastische Schäden an Buchen aufgetreten. Im Rheintal falle die Kiefer auf großen Flächen aus, in weiten Teilen Baden-Württembergs gebe es immense Schäden bei Tannen, und der Fichtenbestand sei massiv vom Borkenkäfer geschädigt.

Betroffen seien alle Waldbesitzer und nahezu alle Regionen im Land. «Ich werde mir in den kommenden Tagen ein umfassendes Bild von der Lage vor Ort machen, mit den betroffenen Waldbesitzern sprechen und danach einen Notfallplan für den Wald vorlegen. Es ist fünf vor zwölf, es muss jetzt gehandelt werden», sagte Hauk. Er forderte Unterstützung vom Bund, werde um finanzielle Beteiligung bitten.

Im vergangenen Jahr hatte es in Baden-Württemberg vom Frühjahr bis zum Herbst kaum geregnet. Das Defizit haben auch Niederschläge in diesem Winter und Frühjahr nicht ausgeglichen. Trockenstress schwächt Bäume und macht sie anfällig für Schädlinge.

Nach Überzeugung der Umweltschutzorganisation Nabu muss Hauks Notfallplan ein Klimaschutzplan sein. «Wir brauchen eine erfolgreiche CO2-Einsparpolitik», forderte der Landesvorsitzende Johannes Enssle.

Nur wenn der Kohleausstieg deutlich früher kommt, erneuerbare Energien umfassender ausgebaut werden, die Menschen weniger fliegen und mehr Ressourcen einsparen, bestehe die Chance, den globalen Temperaturanstieg zu begrenzen. Kohlendioxid (CO2) brauche endlich einen angemessenen Preis, forderte Enssle. «Was wir aktuell in unseren Wäldern sehen, ist erst der Anfang der Klimakrise», ist der Nabu-Vorsitzende überzeugt.

Die Forstkammer Baden-Württemberg fordert schnelle Hilfe vom Land. Zehntausende Bäume seien wegen des Wassermangels schon abgestorben, teilte die Interessenvertretung der privaten und kommunalen Waldbesitzer im Südwesten mit.

Auf der Liste der Forstkammer finden sich unter anderem Forderungen nach mehr Personal in den Behörden, verstärkter Überwachung und Untersuchung des Waldes sowie Vereinfachungen der Regeln für Abtransport und Lagerung von Schadholz.

Finanzielle Hilfen würden etwa bei der Wiederbewaldung benötigt. «Die Einkommen und Erträge aus dem Wald sind für viele Waldeigentümer und Forstbetriebe weggebrochen», heißt es in einem Papier der Interessenvertretung. Die Preise auf dem Holzmarkt seien im freien Fall.

Der Forstkammer-Vizepräsident Martin Tritschler, selbst Kleinwaldbesitzer aus dem Schwarzwald, versichert: «Wir tun unser Möglichstes, um eine weitere Ausbreitung von Schädlingen wie dem Borkenkäfer zu verhindern.» Ohne rasche politische Unterstützung sei das aber nicht mehr zu schaffen.

Der forstpolitische Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion, Reinhold Pix, sicherte Hauk Unterstützung zu und forderte gleichzeitig mehr Geschwindigkeit beim Einsatz für den Wald. Seine Fraktion unterstütze auch die Bitte um finanzielle Beteiligung des Bundes.

Die Lage sei dramatisch: «Aus lokal auftretenden Schadereignissen entwickelt sich derzeit ein Flächenbrand», sagte Pix. Ein sterbender Wald speichere nicht länger Kohlenstoff, sondern gebe das klimaschädliche Treibhausgas ab. Deshalb müssten vorhandene Flächen erhalten, geschädigte Bestände wieder aufgeforstet und der Waldumbau hin zu klimatoleranteren Mischwäldern vorangetrieben werden. «Bei der Umsetzung erwarten wir von Forstminister Hauk mehr Tempo.»
dpa/lsw
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