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09.11.2017 | 08:33 | Totalherbizid 
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Glyphosat: BUND Naturschutz fordert "Nein" von Agrarminister Schmidt

Nürnberg - Kein weiter so, Ausstieg aus Glyphosatanwendung muss endlich beschlossen werden - BUND Naturschutz kritisiert Abstimmungsverhalten bayerischer Europaabgeordneter von CSU und Freien Wählern, die sich in Brüssel für die Weiterzulassung von Glyphosat ausgesprochen haben und appelliert an die Verantwortung der CSU für Bayerns Umwelt und das Image der Landwirtschaft.

Glyphosat-Produkt
Glyphosat - Schmidt muss im EU Ausschuss mit nein stimmen. (c) proplanta
Am kommenden Donnerstag wird in Brüssel im ständigen Ausschuss für Pflanzen, Tiere, Lebensmittel und Futtermittel der EU voraussichtlich die Entscheidung über die Zukunft des Pflanzengiftes Glyphosat fallen. Die EU-Kommission schlägt vor, Glyphosat für weitere 5 Jahre zuzulassen.

„Landwirtschaftsminister Christian Schmidt muss bei der entscheidenden Sitzung mit Nein stimmen“, fordert BN Landesbeauftragter Richard Mergner. Enthält sich Deutschland bei der Abstimmung erneut, ist eine qualifizierte Mehrheit der Mitgliedsstaaten gegen die Zulassung kaum zu erreichen. Die EU-Kommission wird dann das umwelt- und gesundheitsschädliche Herbizid aller Voraussicht nach zulassen - und in fünf Jahren würde wieder über eine weitere Verlängerung der Zulassung diskutiert.

„Es wäre eine unverantwortliche Entscheidung, wenn CSU-Minister Christian Schmidt jetzt nicht das Votum des EU Parlaments für ein klares Auslaufen der Glyphosatzulassung respektieren würde“, so Mergner, „denn dann schadet die derzeitige Mehrheitspartei in Bayern nicht nur der Umwelt, sondern auch dem Image der bäuerlichen Familienbetriebe.“

Aktueller Abstimmungsmarathon



In der letzten Oktoberwoche gab es im Umweltausschuss sowie im Plenum des EU-Parlaments klare Entscheidungen für ein endgültiges Auslaufen der Glyphosat-Zulassung innerhalb von drei bis fünf Jahren. Doch das EU Parlament ist in diesem Fall nur beratend tätig. Entscheidend ist die Abstimmung im ständigen EU-Ausschuss, in dem die Mitgliedstaaten Sitz und Stimme haben.

Am 25.Oktober erhielt der dortige Vorschlag der Kommission auf eine erneute 10 jährige Zulassung von Glyphosat nicht die erforderliche Mehrheit. Jetzt soll erneut abgestimmt werden, über eine 5 jährige Verlängerung mit der Option auf ein danach erfolgendes Neuzulassungsverfahren.

Die Entscheidungen im Ausschuss werden mit einer sog. qualifizierten Mehrheit gefasst, die mindestens 65 % Bevölkerungsanteil und 55 % der Mitgliedsstaaten berücksichtigt.

Bei der Abstimmung im EU Parlament hatten die bayerischen EU Parlamentarier*innen der CSU Albert Deß, Angelika Niebler und Monika Hohlmeier gegen den Ausstieg innerhalb von 5 Jahren votiert, Markus Ferber sich enthalten, und Manfred Weber war bei der Abstimmung nicht anwesend. Auch die Abgeordnete der Freien Wähler aus dem Allgäu, Ulrike Müller, positionierte sich massiv für den weiteren Glyphosateinsatz.

Dagegen stimmten die Abgeordneten der SPD Maria Noichl und Ismail Ertug sowie der Abgeordnete der ÖDP, Klaus Buchner sowie Barbara Lochbihler von den Grünen für ein schnelles Verbot von Glyphosat. Die Abstimmungsergebnisse der bayerischen EU Abgeordneten der anderen Parteien finden Sie in der Anlage.

Hintergrund



Glyphosat ist das meist verbrauchte Unkrautvernichtungsmittel, das auf ca. 40% der Ackerflächen in Deutschland zum Einsatz kommt. Es findet sich inzwischen in vielen Oberflächengewässern (und teilweise sogar im Grundwasser) und ist in Böden stabiler als lange angenommen. Auch in Lebensmitteln werden zunehmend Rückstände von Glyphosat und seinem Abbauprodukt AMPA nachgewiesen. In die allgemeine Diskussion kam das Mittel, weil es im Verdacht steht, krebserregend für den Menschen zu sein.

Gemeinsam mit anderen Herbiziden hat es zum Verschwinden nicht nur des von Landwirten unerwünschten Aufwuchses, sondern auch vieler Wildkräuter in der Agrarlandschaft geführt. Glyphosat steht für die Intensivierung der Landschaft, die wegen des Kostendrucks zu den billigsten Maßnahmen greift, und da ist Spritzen vordergründig billiger als der Einsatz von Grubber, Schälpflug oder Stoppelhobel. Doch die Kehrseite ist ein mangelndes Nahrungsangebot in der Feldflur, nicht nur für Bienen sondern auch z.B. für Schmetterlinge, Feldlerche oder Rebhuhn.

Von den über 550 in Deutschland beheimateten Wildbienenarten, dazu gehören auch unsere für die Bestäubung so wichtigen Hummeln, sind laut „Roter Liste“ mittlerweile 197 Arten gefährdet, 31 vom Aussterben bedroht und 42 Arten stehen auf der Vorwarnliste. Auch andere Insektenarten gehen in Anzahl und Masse teilweise dramatisch zurück. So haben Untersuchungen im norddeutschen Tiefland gezeigt, dass dort seit 1989 die Masse der Insekten um durchschnittlich 76 % abgenommen hat.

Die Bestände des Rebhuhns sind seit den 1980 Jahren nach europäischen Erhebungen um erschreckende 95% zurückgegangen. Ursache ist neben dem Verlust von Brutplätzen auch der Insektenmangel in der Feldflur.

In den letzten Monaten wurde offenkundig, dass Monsanto, das das Herbizid Glyphosat erstmals auf den Markt brachte, in engstem Austausch mit US-Genehmigungsbehörden stand. In der EU wurden Passagen aus den Anträgen der Firmen nahezu wortgleich, aber ohne Kenntlichmachung, in offizielle Bewertungen der Behörden (z. B. des Bundesinstituts für Risikobewertung) übernommen.
bund-naturschutz
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Kommentare 
LuMo schrieb am 10.11.2017 19:37 Uhrzustimmen(18) widersprechen(25)
Ist für mich höchst Interesant,
Wo ist denn der schöne Totenkopf her?
Bewusste oder Unbewusste Täuschung von nicht
Fachleuten ist gleich schlecht.
Solche Falschinformation Inverkehr Bringer, gehören
Sprichwörtlich und schnellstens aus dem Verkehr gezogen.
cource schrieb am 10.11.2017 19:31 Uhrzustimmen(20) widersprechen(6)
das glyphosat befindet sich überwiegend in der milch/brot/fleisch/eier/hülsenfrüchte-soja/bier usw. und solche essbarkeiten werden von veganen rohköstlern nicht eingeworfen
Gast schrieb am 10.11.2017 13:21 Uhrzustimmen(22) widersprechen(2)
@ cource Großer Irrtum, auch Obst, Gemüse und Kräuter werden mit Pflanzenschutzmitteln behandelt zumal wenn das zeug aus dem Ausland kommt wo keine Grenzwerte gelten oder Mittel gespritzt werden die in Deutschland verboten sind. Selbst im Bioanbau sind bestimmte Mittel erlaubt und auch wenn mann Vollkommen Autark Lebt und alles selbst Anbaut ist genug Gift in Luft, Wasser und Boden.
Fazit: mann kann sich noch so Vegan Ernähren, der Täglichen Dosis Gift entkommt keiner.
cource schrieb am 09.11.2017 17:25 Uhrzustimmen(16) widersprechen(13)
jeder hat es in der hand sich vor den pestiziden weitgehend zu schützen, einfach 100% vegane rohkost: obst/kräuter
agricola pro agricolas schrieb am 09.11.2017 10:41 Uhrzustimmen(32) widersprechen(18)
Aufschlussreich zu lesen, dass der Bund-Naturschutz sich medial nun offensichtlich auch für die Imageprobleme der bäuerlichen Familienbetriebe interessiert und dagegen stark machen will, vor allem für unsere Klein- und Kleinstbetriebe in Summe. - Warum nur kommen mir da sofort Zweifel auf!?

Ehrlicherweise darf man aber bei einer vorstehenden ganzheitlich ablehnenden Vehemenz, die öffentlichkeitswirksam gegenüber einer mittlerweile äußerst kritischen EU-weiten Gesamtbevölkerung an den Tag gelegt wird -innerhalb der Grenzen unserer BRD mehrheitliche 98,5%(!), die nicht in der landwirtschaftlichen Urproduktion tätig sind- keinesfalls verschweigen, dass eine mögliche Giftigkeit des umstrittenen Pflanzengiftes NICHT ERST beim EU-GRENZÜBERTRITT einsetzt, sondern bereits bei der Anwendung außerhalb dieser Grenzen beim weltweiten Einsatz zur Produktion von Roherzeugnissen, die vornehmlich außerhalb der EU geradezu unter einer Glyphosatdusche heranwachsen.

Somit hat nachstehender Fragenkatalog für mich Relevanz (kein Anspruch auf Vollständigkeit!):

1. Da eine mögliche Giftigkeit nicht erst beim EU-Grenzübertritt einsetzt, sondern bereits bei der Anwendung, wie gedenkt man die EU-Bürger seitens der Politik also vollumfänglich tatsächlich zu schützen beim Verzehr weltweiter Agrarerzeugnisse?

2. Bei einem Glyphosatverzicht in der LW bleiben auch den Verbrauchern an der Ladentheke Konsequenzen nicht erspart, ist das in dieser Art und Weise nicht sehr deutlich zu vermitteln, will man selbst glaubwürdig bleiben!?

3. Gerade die bäuerlichen Familienbetriebe werden bei einem Glyphosat-Stopp eine damit einhergehende weitere Steigerung ihrer Betriebskosten nicht allein schultern können. Undiskutierbar - PUNKT!

Allerdings hat Glyphosat in der Vergangenheit auf der anderen Seite nicht nur gemutmaßt unserer Flora und Fauna mehr und mehr zugesetzt, sondern auch den bäuerlichen Strukturen innerhalb unserer ländlichen Räume: Die bäuerlichen Familienbetriebe haben mehrheitlich zwischenzeitlich das Feld geräumt zugunsten von „Gigantonomie-SUPERWEEDS“ (u.a. MUNICH RE/spottbilliger “Flächenklau“ von KTG Agrar, einer weiteren insolventen „Agrarkrake“, der man sogar kriminelle Energie nachzuweisen sucht und die nichtsdestotrotz gerade wieder ihre Tentakeln ausfahren darf(!), nicht zu vergessen die Zech Stiftung, die den Löwenanteil der KTG-AGRAR-FLächen vereinnahmte etc.pp.).

4. Genau quantifizieren kann man diese monetären Auswirkungen schlussendlich aktuell sicherlich noch nicht, fest steht jedoch, dass selbige gravierend sein werden.

5. Der völlige Verzicht dieses Pflanzengifts wird überdies auch Folgen für unsere Umwelt haben, nicht nur im positiven Sinne. Eine Veränderung der Nitratproblematik u.a. wird damit einhergehen. Das kann man als Folgeszenario gedanklich nicht wegblenden wollen.

Keine Lösungen in diesem Umfeld, denen man ordnungsrechtlich zu Leibe rücken könnte!!!

6. Die sicherlich unvermeidbaren Veränderungen unserer Bewirtschaftungsformen üben ferner maßgeblichen Einfluss auf unser Ökosystem aus; infolge des unwidersprochen rasant voranschreitenden Klimawandels vollzieht sich dazu parallel auch ein Umbau des Erosionsverhaltens unserer Böden. Nicht die Abnahme der Niederschläge, nein, gerade zunehmend heftige Starkregen mit massiven Problemstellungen bereiten da Sorgen.

Ordnungsrecht bietet auch hier keine Lösungsansätze!!!

... Alles rationale Überlegungen jenseits der geistigen Welt von Bund-Naturschutz zugegebnermaßen!

Um nicht falsch verstanden zu werden, stehe auch ich, ein konventioneller Ackerbauer, für die zügige Verbannung dieses Herbizids vom Acker bei einer vorliegenden Giftigkeit, wo sich die wissenschaftlichen Geister aktuell doch erheblich scheiden. Der Verdacht eines „Industriediktats" ist nicht 100% stichhaltig aus der Welt zu räumen. - Was mir zu denken gab ist die Tatsache, wie nachhaltig dieser Wirkstoff zwischenzeitlich unsere Verbraucherbereiche mehrheitlich durchdrungen hat. Insbesondere der positive Nachweis im Urin sollte uns allen doch erheblichst zu denken geben; der maßgebliche Punkt schlechthin für meine persönliche Ablehnung.

Dem BayWa-Aufsichtsratsmitglied Hohlmeier „Pro-Glyphosat“ empfehle ich dringend, selbst eine solche Urinprobe vornehmen zu lassen. - Hernach kann man immer noch relativ schmerzbefreit entscheiden, ob man sich nun für die „Kohle“ aus einer mannigfaltigen Ämterhäufung wider die eigene Gesundheit abstimmungsrechtlich entscheidet.

Im eigentlichen unterstehen unsere Mandatsträger aber sämtlichst jedoch einem nach wie vor geltenden Recht im Sinne eines verantwortungsvollen Vorsorgeprinzips für ALLE EU-Bürger!!!
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