Bund und Länder sollten ein Zehntel ihrer Waldflächen nicht mehr wirtschaftlich nutzen und damit die «Urwälder der Zukunft» entstehen lassen, sagte Grünen-Chef Robert
Habeck der Deutschen Presse-Agentur.
Linke-Chefin Katja Kipping forderte einen finanziellen «CO2-Bonus» für Waldbesitzer, die widerstandsfähige, naturnahe Mischwälder anpflanzen statt nur Fichten oder Kiefern.
In der Debatte über die Klimakrise und ihre Folgen steht der Wald derzeit im Fokus, weil er einerseits das Treibhausgas
Kohlendioxid (
CO2) bindet und den
Klimawandel bremsen kann, andererseits auch unter den Folgen der Erderhitzung leidet. Der Dürresommer 2018 etwa hat den deutschen Wäldern stark zugesetzt. Naturschützer warnen bereits vor einem «Waldsterben 2.0».
Agrarministerin Julia Klöckner (
CDU) will im September einen nationalen Waldgipfel organisieren.
Habeck sagte, es brauche eine «gemeinsame Kraftanstrengung von Privatwaldbesitzern, Ländern und dem Bund», um den Anteil der Buchen und Eichen zu erhöhen, die den Wald abschatteten und Feuchtigkeit spendeten. «Dieser Umbau dauert Jahrzehnte und kostet Geld», sagte er.
«Entscheidend ist, dass die Hilfen nachhaltig eingesetzt werden.» Zudem solle die Entwässerung von Wäldern vor allem an moorigen Orten gestoppt werden. An Flüssen sollten neue Auenwälder entstehen, die dem Wasser Raum geben, wenn es über die Ufer tritt.
Da die Hälfte des Waldes Bund oder Ländern gehöre, sollten diese mit gutem Beispiel vorangehen und auf zehn Prozent ihrer Flächen den Wald nicht mehr wirtschaftlich nutzen, forderte Habeck. Offizielles Ziel der Bundesregierung ist eigentlich, fünf Prozent des gesamten Waldes in Deutschland sich selbst zu überlassen. Nach Angaben vom April sind es derzeit aber nur 2,8 Prozent.
Die Schäden durch Trockenheit und
Borkenkäfer seien auch deswegen so massiv, weil
Monokulturen von Fichten oder Kiefern besonders anfällig seien, sagte Linke-Chefin Kipping. «Angesichts des Klimawandels ist aber klar, dass wir nicht weniger, sondern größere und widerstandsfähigere
Wälder brauchen.»
Der Bund solle Forstbesitzer daher mit einem jährlichen CO2-Bonus finanziell belohnen, wenn sie auf naturnahe Baumbestände setzen. «Damit könnte dann auch der Erhalt bestehender Mischwälder gefördert werden», sagte sie.
Klöckner wollte am Freitag ein Treffen der Waldjugend in Hauenstein im Pfälzer Wald besuchen, um den Kindern und Jugendlichen für ihr Engagement zu danken - und einen Gutschein über 20.000 freiwillige Arbeitsstunden entgegenzunehmen, die die Waldjugend in den kommenden zwölf Monaten im Wald absolvieren will. «Wenn wir heute Bäume pflanzen, ernten unsere Kinder und Enkel den Ertrag», sagte Klöckner der dpa.
Die Politik müsse
Waldbesitzer und Forstwirte dabei unterstützen, das
Ökosystem Wald widerstandsfähiger gegenüber dem Klimawandel zu machen. Am Vortag hatten fünf Unions-Forstminister vom Bund in den kommenden vier Jahren 800 Millionen Euro für den Wald gefordert.