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11.12.2017 | 09:18 | Personaldebatte 
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Habeck und Baerbock streben Grünen-Spitze an

Berlin - Drei Wochen nach dem Ende der Jamaika-Gespräche kommt bei den Grünen Bewegung in die Personaldebatte: Schleswig-Holsteins Umweltminister Robert Habeck will Parteichef Cem Özdemir ablösen.

Die Grünen
Um die Zukunft von Cem Özdemir wird gerätselt, Grünen-Chef bleibt er jedenfalls nicht. Stattdessen bringt Hoffnungsträger Habeck sich in Stellung - und eine junge Abgeordnete aus Brandenburg. In den Bewerbungen steckt Zündstoff. (c) proplanta
Auch die Brandenburger Bundestagsabgeordnete Annalena Baerbock kündigte am Wochenende an, für den Parteivorsitz zu kandidieren. Die Grünen wählen Ende Januar eine neue Doppelspitze. Özdemir will sich nach neun Jahren nicht nochmal zur Wahl stellen, Co-Chefin Simone Peter würde gern im Amt bleiben.

Habeck war schon lange als möglicher Erneuerer der Partei im Gespräch. Özdemir und andere Grünen-Promis haben sich für den 48-Jährigen ausgesprochen, den die Basis bereits um ein Haar zum Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl gewählt hätte.

Im Fall seiner Wahl werde er sein Amt als Umwelt- und Agrarminister in Schleswig-Holstein nach einer Übergangszeit aufgeben, sagte er der Berliner Tageszeitung «taz» (Montag). Diese müsse «pi mal Daumen ein Jahr» lang sein.

Ein Kreisverband hat für den Januar-Parteitag eine Satzungsänderung beantragt, die auf den Landesminister zugeschnitten scheint: Bisher dürfen Vorstandsmitglieder nicht Mitglied einer Landesregierung sein - im Antrag werden sechs Monate vorgeschlagen.

Die Kandidatur von Habeck und Baerbock, die beide an den Jamaika-Gesprächen von Union, FDP und Grünen beteiligt waren, könnte aber Ärger vor allem beim linken Parteiflügel auslösen. Den Grünen-Vorsitz teilen sich üblicherweise ein Mann und eine Frau, die normalerweise beide Parteiflügel vertreten - den realpolitischen und den linken. Habeck und Baerbock werden beide zu den Realos gezählt.

«Bisher sind wir gut mit der Quotierung nach Geschlechtern und Flügeln gefahren», sagte Parteichefin Peter der Deutschen Presse-Agentur. «Es ist gut, dass es uns Grünen nicht an geeignetem Spitzenpersonal mangelt, und auch ich werde mich einer Erneuerung nicht in den Weg stellen.» Als Parteivorsitzende sei ihr vor allem wichtig, dass die gesamte Partei dabei mitgenommen werde.

Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt begrüßte die Kandidatur Habecks. Die Grünen bräuchten eine starke Parteiführung. «Und ich würde mich freuen, wenn Robert Habeck dabei ist. Er genießt ausgesprochen hohes Ansehen, nicht nur im Norden», sagte sie der «Welt» (Online: Sonntag/Print: Montag). Einen Wettbewerb um die Plätze an der Spitze schloss sie nicht aus: «Warten wir ab, wer alles seine Kandidatur für den Parteivorsitz erklärt.»

Von der Flügel-Logik der Grünen will Baerbock ihre Kandidatur nicht abhängig machen. «Im Bundestag kann man rechts der Mitte die Frauen mittlerweile an ein paar Händen abzählen», sagte die 36-Jährige der dpa. «Ich fände es fatal, wenn in einer solchen Situation nun auch noch von uns Grünen der Eindruck entstünde, es drehe sich alles um die Männer, und wenn die sich entschieden haben, kommt die Frau an Mr. X' Seite.»

Parallel dazu geht das Rätselraten um Özdemirs Zukunft weiter. Er galt als gesetzt für ein Ministeramt - aber aus Schwarz-Gelb-Grün wurde nichts. Einige Grünen-Realos, darunter Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann, würden ihn nun gern als Fraktionschef im Bundestag sehen. Doch an der Fraktionsspitze, die ebenfalls im Januar neu gewählt wird, gelten die gleichen Regeln wie an der Parteispitze. Der linksgrüne Anton Hofreiter und die Realo-Vertreterin Göring-Eckardt wollen im Amt bleiben, ihre Wiederwahl gilt bisher als sicher.

Könnte der Schwabe Özdemir in die Landespolitik ausweichen? Beim Parteitag der Baden-Württemberger Grünen am Samstag ließ er sich gemeinsam mit Kretschmann feiern. Wie lange der 69-Jährige noch im Amt bleibt, ist ebenso offen wie die Nachfolgefrage im Ländle.

Kretschmann lobte Özdemir als «Spitzenpolitiker in Bestform», der eine «führende Rolle» spielen solle - «im Bund». Özdemir stimmte zu. Er sehe seine Zukunft in Berlin, sagte er der «Stuttgarter Zeitung». «Ich bin mit Leidenschaft Abgeordneter und sehe mein Mandat als Verpflichtung für die gesamte Legislaturperiode.»
dpa
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agricola pro agricolas schrieb am 11.12.2017 18:04 Uhrzustimmen(28) widersprechen(22)
Als konventioneller Ackerbauer kann ich mit einem grünen Habeck an vorderster Parteifront gut und gerne leben. - Ich erachte diesen als ähnlich intellektuell befähigt wie unseren derzeitigen grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (nein, keine grünlich blasse politische Eintagsfliege, wie er in Wiederholung eindrucksvoll unter Beweis stellte!), auch was seine essenzielle Gesprächs- u. damit einhergehend unverzichtbare Kompromissbereitschaft gerade gegenüber andersdenkenden gesellschaftlichen Strömungen aus der Mitte unserer Gesellschaft heraus angeht.

Kretschmann bildet mittlerweile als graue Eminenz im einstigen Stammland unserer liberalen Hasenfüße einen breiten Konsens innerhalb der doch extrem konservativ geprägten Bevölkerung einer vielschichtigen Anzahl von durchaus exzellenten schwäbischen Sparmeistern in stetiger kehrwochenfreudiger Vorausschau ab und genießt -nachdem er selbigen wohltuend frischen Wind einhauchen konnte- eine hohe gesellschaftliche Akzeptanz gerade infolge seiner ausgeprägten persönlichen Glaubwürdigkeit!

Unsere jüngst von Testosteron überschäumend strotzenden Wichtigmänner -zu nennen u.a. Scheuer, Dobrindt, Lindner, Schattenmann Kubicki - könnten sich da ein gehöriges Portiönchen von abschneiden.

Die vom Souverän am 24.09.2017 eingeforderte politische Veränderungsbereitschaft zeichnet sich in solchen Köpfen der leider gnadenlos enttarnten innovativen Leisetreter dato jedenfalls nur äußerst vage, wenn überhaupt, ab. Geliefert hat man weit eher gegenläufig eine unbefriedigende Pattsituation, die ein irrwitzigerweise prosperierendes Land in kurzzeitige Bewegungsstarre versetzte.

Weit mehr fatal lähmender agrarpolitischer "Verlegenheits-Opportunismus", wie er innerhalb vergangener Dekaden viele deutsche Bauernhöfen still und leise mit betriebswirtschaftlich vernichtendem Siechtum überzogen hat, ist sowieso nur schwerlich noch zu toppen.

Wieso also keine grüne Lichtgestalt namens Robert Habeck, die auch unserem Bauernstand neue, andere(!) berufliche Perspektiven eröffnen und aktiv auch ermöglichen könnte...!?
cource schrieb am 11.12.2017 18:03 Uhrzustimmen(16) widersprechen(15)
seit dem austritt von Jutta Ditfurth haben die "Grünen" kein recht mer sich als grüne zu bezeichnen, weil sie die grünen ideale verraten und sich an die konzerne verkauft haben
Mabruk schrieb am 11.12.2017 16:31 Uhrzustimmen(15) widersprechen(16)
Bei den Grünen haben sich irgendwie schon immer "gute Politiker" getummelt - sei es Joschka Fischer oder auch zuletzt Cem Özdemir.

Insofern stehen für Herrn Habeck da sehr große Schuhe, ob er sie auszufüllen vermag?
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