Gerade arme Kommunen könnten sich angesichts des deutlichen Holzpreisverfalls zum Verkauf gezwungen sehen und Großkonzernen den Wald überlassen, sagte Braun im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. Rheinland-Pfalz ist eines der waldreichsten Bundesländer und der Anteil des Waldes in kommunaler Hand mit 46 Prozent hoch.
Die notwendige Erholung des vielerorts sterbenden Waldes dürfe nicht wirtschaftlichen Interessen zum Opfer fallen. «Wir müssen uns auch von dem Ziel verabschieden, im Staatswald eine schwarze Null zu schreiben», betonte Braun. Dieser macht ungefähr ein Viertel des gesamten Waldes im Bundesland aus.
Der Preis für die rentablen Fichten ist nach Darstellung des Umweltministeriums um rund 60 Prozent gefallen. Wegen des Borkenkäferbefalls in Folge der Hitze seien in den Hitzejahren 2018 und 2019 allein rund 1,8 Millionen Fichten gestorben. Zum Vergleich: In Rheinland-Pfalz gibt es nach den Worten von Braun etwas mehr als eine halbe Milliarde Waldbäume.
Braun forderte den Bund auf, mehr als die in Aussicht gestellte «lächerliche Summe» in den geschädigten Wald zu stecken. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (
CDU) hatte in den kommenden vier Jahren mehr als 500 Millionen Euro aus dem Klimafonds für den geschädigten Wald in Aussicht gestellt.
Über die
Verteilung des Geldes soll im Dezember entschieden werden. «Wir müssen künftig finanziell gewappnet sein», betonte Braun. Dies könne auch Auswirkungen auf den nächsten Landeshaushalt haben.
Notwendig sei zudem Geld für Forschung, wie der Wald langfristig erhalten bleiben könne. Der Grünen-Politiker warnte vor «Schnellschüssen». «Der Wald ist ein komplexes Ökosystem.» Es brauche Geduld, um zu sehen, wie er langfristig erhalten und umgebaut werden könne, wenn nicht nur die von Erwärmung besonders betroffenen Fichten, sondern etwa auch Buchen und Schwarzkiefern stürben.
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft konterte den Vorwurf mit dem Hinweis, dass Rheinland-Pfalz seit Jahren die zur Verfügung gestellten Mittel nicht vollständig abgerufen habe. «Hier hatte Rheinland-Pfalz ausdrücklich die Möglichkeit, nicht genutztes Geld für die Landwirtschaft und auch für den Forst einzusetzen.
Die Kraft fehlte wohl - Forderungen der Grünen sind da einfacher als Taten», erklärte ein Sprecher in Berlin. Zudem habe die zuständige Ministerin Ulrike
Höfken (Grüne) beim Nationalen Waldgipfel gefehlt.
Ursache für den schlechten Zustand des Waldes sei der
Klimawandel, betonte Braun. Um den Strom aus erneuerbaren Energien auszubauen, müsse neben der gerade gestarteten «Solar-Offensive» der Landesregierung auch der
Ausbau von Windkraftanlagen vorangetrieben werden.
Bis 2030 müssten in Rheinland-Pfalz 300 Megawatt Strom mehr aus Windkraft erzeugt werden als derzeit. Wie viele Anlagen dafür gebraucht würden, hänge von deren Größe ab, möglicherweise 80 bis 100. Es müssten aber mehr alte und kleine Anlagen ab- als neue größere aufgebaut werden.
Ende 2018 drehten sich dem Energieministerium zufolge 1748
Windräder in Rheinland-Pfalz. Nach Angaben der Fachagentur Windenergie werden Ende des kommenden Jahres 253 Anlagen aus der Förderung durch das
Erneuerbare-Energien-Gesetz (
EEG) ausscheiden. Zudem endet für viele Windräder nach 20 Jahren die ursprünglich geplante Betriebszeit.
Dem Ministerium zufolge sind derzeit 583 Anlagen am Netz, die 2005 und früher in
Betrieb genommen wurden. Ob sie weiter genutzt oder zurückgebaut werden, entscheiden die Betreiber.