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18.10.2018 | 14:37 | Lebensmittelwirtschaft 

Klöckners Pläne kappen nur die Spitze des Zuckerberges

Berlin - Die Pläne von Ernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) für weniger Zucker, Fett und Salz in Fertigprodukten reichen Verbraucherschützern und der Opposition nicht aus.

Zuckerkonsum
Für eine gesündere Ernährung sollen die Rezepte von «Kalorienbomben» schrittweise geändert werden - dafür will die Politik die Hersteller zu konkreten Schritten bewegen. Kritikern geht das nicht weit genug. (c) proplanta
Die mit der Lebensmittelwirtschaft dazu geschlossene Vereinbarung sei «eine Farce», sagte die Ernährungsexpertin der Grünen im Bundestag, Renate Künast, der Deutschen Presse-Agentur. Es handele sich um eine Ankündigung, dass Unternehmen etwas machen wollten, was sie längst tun und bekannt gegeben hätten. Eine neu formierte Initiative fordert deutlich weitergehende Schritte zur Zuckerreduzierung im Essen.

Die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) begrüßten, dass Bewegung in das Thema komme. «Das ist ein erster Schritt, kappt aber leider nur die Spitze des Zuckerbergs», sagte der Chef des AOK-Bundesverbands, Martin Litsch, am Mittwoch in Berlin. Der Erfolg hänge auch davon ab, wie ernst die Lebensmittelindustrie die geschlossene Vereinbarung nehme. Mit Medizinexperten und der Verbraucherorganisation Foodwatch fordert die AOK in einer neuen «Aktion weniger Zucker» ein Verbot des Kindermarketings für Lebensmittel mit vielen Kalorien und steuerliche Anreize für Hersteller, auf gesündere Rezepturen umzustellen.

Klöckner verteidigte ihre Pläne gegen Kritik und mahnte, Kompromisse nicht verächtlich zu machen. «Wer alles oder nichts diskutiert, bekommt in der Regel nichts.» Laut ihrer Grundsatzvereinbarung soll die Branche konkrete Zielvereinbarungen zur Senkung des Gehalts an Zucker, Fetten und Salz erarbeiten. Die so gesetzten Ziele sollen von 2019 bis 2025 schrittweise umgesetzt werden. Auch Portionsgrößen von Produkten sollen kleiner werden. Es sei alarmierend, dass 42 Prozent der Frauen und 62 Prozent der Männer übergewichtig seien. «Das ist Grund genug, warum der Staat sich einmischen muss.» Die Zielsetzungen müssten überprüfbar und notfalls nachsteuerbar sein, sagte Klöckner.

Künast kritisierte: «So billig darf sich die Wirtschaft nicht aus der Verantwortung stehlen.» Die Industrie müsse endlich ernsthaft in die Pflicht genommen werden. Die frühere Ernährungsministerin nannte ein Ansetzen bei Portionsgrößen eine Lachnummer. «Wem hilft es, wenn zwar Packungsgrößen verändert werden, die Lebensmittel darin aber immer noch überzuckert sind?» Nötig sei ein «ganzheitlicher Ansatz für eine Ernährungswende, damit gutes Essen im Alltag für alle einfach wird». Dazu zählten etwa auch Verbesserungen der Gemeinschaftsverpflegung und eine Nährwert-Kennzeichnung in den Ampelfarben auf Packungen.

Foodwatch kritisierte Klöckners Pläne, zugesetzten Zucker und süßende Zutaten wie Stevia oder Dextrose in Kindertees und Kindermilch bis Ende 2019 zu verbieten. Dies würde bei Kindertees nur wenige Produkte betreffen, da Hersteller bereits vor Jahren wegen Kritik Rezepturen geändert und Produkte vom Markt genommen hätten. Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin sprach von einem «guten Schritt voran». In diesem Sinne sollte jegliche Form des Zusatzes von Süßungsmitteln in Kindertee und Kindermilch unterbunden werden - ob dies raffinierter Zucker, Honig oder Fruchtzucker sei.
dpa
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