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02.10.2018 | 15:00 | Fristverlängerung 
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Koalition will betäubungslose Ferkelkastration länger erlauben

Berlin - Die große Koalition in Berlin geht auf die Wünsche aus Landwirtschaft und Fleischindustrie ein und will das Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration verschieben.

Betäubungslose Ferkelkastration Ende
Bei dem Streit um ein Verbot der umstrittenen betäubungslosen Kastration von Ferkeln reagiert das Regierungsbündnis in Berlin auf Sorgen der Landwirtschaft. Kritiker sprechen von einem «schmutzigen Deal» und einem Verrat am Staatsziel Tierschutz. (c) proplanta
Die Koalitionsfraktionen sollen dafür im Bundestag eine Initiative mit dem Ziel auf den Weg bringen, die Übergangsfrist bis zum vollen Verbot um zwei Jahre zu verlängern, hieß es am Dienstag in Berlin.

Nach jetzigem Stand ist es ab dem 1. Januar 2019 verboten, Ferkel ohne Betäubung zu kastrieren. CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt sagte, mit dem Kompromiss sei nun auch in Zukunft Ferkelzucht in Deutschland möglich. 

Der Bauernverband hatte auch angesichts der generell schwierigen wirtschaftlichen Lage vieler Schweinehalter dringend für eine Verschiebung geworben und darauf verwiesen, dass es keine praktikablen Alternativverfahren gebe. Das Verbot ab 2019 war bereits mit der Reform des Tierschutzgesetzes 2013 beschlossen worden.

In Deutschland werden Millionen Ferkel wenige Tage nach der Geburt ohne Betäubung kastriert. Diese traditionelle Methode soll vermeiden, dass Fleisch von Ebern einen strengen Geruch und Beigeschmack bekommt. Tierschützer forderten, es beim geplanten Verbotsdatum zu belassen, um «Ferkelqual» nicht zu verlängern.

Im Bundesrat hatten Initiativen, die bisherige Praxis noch bis Ende 2020 oder sogar Ende 2023 zu ermöglichen, kürzlich keine Mehrheit gefunden. Aus der Union wurden daraufhin Rufe laut, im Bundestag einen weiteren Anlauf für eine Verschiebung des Verbots zu nehmen. Das Bundesagrarministerium hatte Sympathie für eine befristete Verlängerung der bisherigen Regeln signalisiert.

Während die Fristverlängerung bei Tierschützern und Grünen auf starke Kritik stieß, zeigten sich Vertreter der Landwirte und der Fleischbranche erleichtert. «Die geplante Fristverlängerung bedeutet für unsere Mitgliedsunternehmen und die gesamte Fleischwirtschaft in Deutschland, dass die Wettbewerbsfähigkeit mit anderen EU-Ländern gewahrt bleibt, wenn auch nur vorerst», sagte der Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes, Franz-Josef Holzenkamp.

Auch die Verbraucherschutzminister von Baden-Württemberg und Niedersachsen, Peter Hauk und Barbara Otte-Kinast (beide CDU), begrüßten eine längere Übergangsfrist. Damit werde Zeit gewonnen, an Alternativen zur betäubungslosen Kastration zu arbeiten, sagte Hauk. Auch Otte-Kinast forderte die Branche dazu auf, die Zeit zu nutzen, um tragfähige Lösungen zu entwickeln.

«Es ist ein schmutziger Deal. Der minimalste Tierschutz, den Ferkeln eine Betäubung zu gewähren, wird für den CSU-Wahlkampf in Bayern geopfert», kritisierte hingegen der Sprecher für Agrarpolitik der Grünen im Bundestag, Friedrich Ostendorff. «Was der Koalitionsausschuss beschlossen hat, ist Verrat an den Ferkeln und Verrat am Staatsziel Tierschutz und wurde offenbar wie auf einem Basar in die Pokerrunden um Diesel und Zuwanderung eingepreist», sagte der Päsident des Deutschen Tierschutzbundes, Thomas Schröder.
dpa
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Kommentare 
maximilian schrieb am 12.10.2018 16:41 Uhrzustimmen(14) widersprechen(9)
Hallo Schneeflocke!
Die Injektionsnarkose bei Ferkeln ab der 2. Lebenswoche ist problemlos durchzuführen und von hoher Sicherheit für die Ferkel.
Unser Tierschutzgesetz verlangt eine Schmerzausschaltung durch die Lokalanästhesie. Das gilt nicht für DK oder S. Deshalb sind die dort eingesetzten Arzneimittel- abgesehen davon, dass sie bei uns nicht für lebensmittelliefernde Tiere zugelassen sind- ungeeignet den Anspruch unseres Tierschutzgesetzes zu erfüllen. Außerdem ist es Sache des Zulassungsinhabers für sein Arzneimittel eine Zulassung zur Lokalanästheise bei der Ferkelkastration zu stellen. Dies ist bisher nicht der Fall.
Die Anwendung der Lokalanästhesie durch den Tierhalter ist im Tierschutzgesetz bereits geregelt. Allein es fehlt der geeignete Wirkstoff, der die gestzlichen Anforderung erfüllt. Bitte nicht immer die Schuld bei den anderen, hier die Behörden, suchen.
Schneeflocke schrieb am 03.10.2018 19:13 Uhrzustimmen(19) widersprechen(14)
Franzvonassii ....Schmerzmittel sind schon seit Jahren Pflicht.... Vollnarkosen sind bei den kleinen Ferkeln sehr risikoreich . So daß die Bauer n für die örtliche Betäubung sind.So wie das bereits in Dänemark erlaubt ist . Nur kommen die zuständigen Behörden/Gesetzgeber hier nicht in den Quark ,und haben die Mittel/verordnungen die dafür in diesem Land notwendig sind noch nicht zugelassen. .....
Du bist ziemlich krass drauf....und sehr gefrustet.....Ich wünsche dir einen schönen Tag.
maximilian schrieb am 02.10.2018 18:52 Uhrzustimmen(19) widersprechen(15)
Ein Änderungsgesetz zum Tierschutzgesetz ist im Bundesrat zustimmungspflichtig. Warum sollte der BR einem Gesetzesvorschlag aus dem BT zustimmen, der inhaltlich den gleichen Zweck hat wie die BR-Initiative aus Bayern, die er abgelehnt hat??
Die Maßnahme dient dem Wahlkampf in Bayern und Hessen; danach wird das Verbot der barbarischen, betäubungslosen Kastration neugeborener männlicher Ferkel wie vorgesehen in Kraft treten.
Die Zeit ist für den parlamentarischen Ablauf der GEsetzgebung zu kurz bis zum Jahresende.
franzvonassisi. schrieb am 02.10.2018 16:38 Uhrzustimmen(9) widersprechen(17)
Noch eine weitere Totalkapitulation der Koalition umethischer, unchristlicher Cretins.
frazvonassisi schrieb am 02.10.2018 16:23 Uhrzustimmen(14) widersprechen(17)
Das ist krank- ethisch und christlich verwerflich und das Produkt nicht richtig tickender Gehirne. Soll sich doch ein jeder dieser Herren einmal vorstellen, welch ein Schmerz das ist, und ob sie sich diesen für sich selbst oder ihre Söhne wünschen würden. Wir leben in einem Land, in dem für knallharte Dollars jeglicher Anstand, Ethik, Mitleid und Respekt mit den Fäkalien durch die Toilette geht. Abscheulich, diese Entscheidungsträger. Wie mag man sich fühlen, wenn man im Anus der Mäster und Verbrecher herumkriecht- nur, weil diese (menschlich bedenklichen) Kreaturen den Herrschaften Politikern enorme Steuergeschenke bescheren, die sie mit dem Leid "der Anderen" verdienen. Man möchte sich nur noch übergeben- angewidert von den Tätern und den Nutzniessern!
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