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03.04.2019 | 00:01 | Düngegesetz 
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Landwirte protestieren gegen schärfere Düngevorschriften

Hannover - Bundespläne für strengere Düngeregeln für Landwirte sorgen im Agrarland Nummer eins für mächtig Zoff:

Düngegesetz
Zu viel Nitrat im Wasser schadet der Umwelt - belastetes Trinkwasser gar der Gesundheit. Bauern sollen deswegen weniger düngen. Doch bei den Ideen aus Berlin platzt so manchem Landwirt der Kragen. (c) proplanta
Mit einem Traktorkorso und einer Resolution haben mehrere hundert Bauern in Hannover bei einer Agrartagung mit Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) am Dienstag gegen schärfere Regeln auch zum Ausfahren von Gülle protestiert. Mit Dutzenden Traktoren fuhren die Landwirte vor Schloss Herrenhausen vor, um gegen die von Klöckner und Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) geplante neue Düngeverordnung zu demonstrieren, die dem Grundwasserschutz dienen soll.

«Düngerecht wirken lassen statt verschärfen», stand auf einem Transparent, «Ohne uns werden Sie nicht satt» auf einem anderen, und auf einem Schild an einem Traktor hieß es «Bauern Sündenbock für alles». Landvolkpräsident Albert Schulte to Brinke drückte Klöckner eine Protestresolution in die Hand.

«Ministerin Klöckner ist in der Vorgehensweise zu weit gegangen, ihre verschärften Vorschläge zur Düngeverordnung sind völlig überzogen», sagte Schulte to Brinke. Die 2017 erst überarbeiteten Düngeregeln zeigten bereits positive Wirkung. Ein erneutes Verschärfen könne dazu führen, dass in Niedersachsen jeder fünfte Hof aufgibt. Klöckner und Schulze sollten ihren Vorschlag zurückziehen und der EU-Kommission die Erfolge der derzeitigen Düngeverordnung offensiv und deutlich kommunizieren.

Die Nitratbelastung im Grundwasser liegt in Deutschland an vielen Stellen über dem EU-Grenzwert, Berlin hat deswegen Ärger mit Brüssel.

Nitrat gelangt hauptsächlich über Dünger aus der Landwirtschaft, etwa Gülle, ins Wasser und kann dort Tieren und Pflanzen schaden. Auf Druck der EU muss Deutschland seine erst 2017 geänderten Düngeregeln für Bauern erneut nachjustieren. Nach dem bisherigen Plan der Bundesregierung sollen von Mai 2020 an noch strengere Regeln gelten.

Eine konkrete Einigung liegt aber noch nicht auf dem Tisch. Agrar- und Umweltministerium konnten daher nicht wie von der EU-Kommission verlangt bis Sonntag zusätzliche Vorschläge nach Brüssel melden. Einige wenige ausstehende Detailfragen müssten in den kommenden Tagen noch geklärt werden, hieß es.

In der niedersächsischen CDU war bereits am Wochenende deutliche Kritik an der Landwirtschaftspolitik der Bundesregierung und an Klöckner laut geworden. Zum Auftakt der Agrartagung weigerten sich Klöckner und ihre niedersächsische Amtskollegin Barbara Otte-Kinast (CDU) zunächst, öffentlich zu dem Düngeprotest der Landwirte vor den Türen des Tagungsortes Stellung zu nehmen. «Ich weiß, dass die Belastungen für die Landwirtschaft aktuell durch die Diskussionen um die Düngeverordnung einen extremen Punkt erreicht haben», sagte Otte-Kinast bei der Tagung laut Redemanuskript. «Hier sind wir aber in intensiven Gesprächen auf allen politischen Ebenen, um zu einer sinnvollen Lösung zu kommen.»

Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sagte am Montagabend, die Grundwasser-Qualität in Niedersachsen sei nicht akzeptabel. Der jetzt von der Bundesregierung eingeschlagene Weg sei aber nicht richtig.

Die Bundesregierung habe auf Zeit gespielt. Bei den jetzt geplanten Änderungen bestehe die Gefahr, dass Unschuldige mitbestraft würden.

Der Agrarexperte der FDP-Landtagsfraktion, Hermann Grupe, forderte eine Alternative zu einer neuen Düngeverordnung. «Sie führt nicht zum Ziel und bedroht gleichzeitig die Existenz tausender Landwirte in Niedersachsen.» Stattdessen sollte Gülle verstärkt in vieharme Regionen gebracht werden, um dort Kunstdünger zu ersetzen. «Diese sinnvolle Umverteilung wird durch die Düngeverordnung aber massiv behindert.»

Die Grünen-Landtagsabgeordnete Miriam Staudte warf Otte-Kinast vor, beim Güllekonflikt die dramatische Situation auszusitzen. Die Ministerin halte aktuelle Daten zur Grundwasserbelastung durch die Landwirtschaft absichtlich zurück, um zu verschleiern, dass sich im Vergleich zum Vorjahr nichts verbessert habe.
dpa/lni
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Kommentare 
US schrieb am 03.04.2019 22:31 Uhrzustimmen(3) widersprechen(3)
Also gegen den Begriff "verklappt" beim Klärschlamm nuss ich mich doch extrem aussprechen...
Proben vor der Beschlammung, Proben des Klärschlammes und tlw. nach der Beschlammung der Flächen sprechen eine eindeutig andere Sprache.
Viele reden von "Mehrnährstoffdüngern", Klärschlamm ist ein solcher...
Unsere kommunale Kläranlageverarbeitet Abwässer ohne viel Industrie, hauptsächlich aus normalen Wohneinheiten. Da ist jeder Phosphatdünger höher belastet..
Ich werde so lange es geht diese Düngeform nutzen !!!
agricola pro agricolas schrieb am 03.04.2019 10:47 Uhrzustimmen(19) widersprechen(2)
Kein Mensch/Bauer scheint zu kapieren, endlich vergeistigen zu wollen, dass unsere Gesellschaft das, wie und was wir heute produzieren, so nicht mehr legitimierend mittragen möchte.

Das heutige System der Landwirtschaft wird von der Mehrheit der Gesellschaft demnach rigoros abgelehnt.

Sind jene Redner in Hannover und heute auch in Münster, die an die Mikrofone treten, um das Wort an ihresgleichen zu richten, sich also auch dieser verbindlichen Gegebenheiten überhaupt vollumfänglich bewusst? Schließlich nehmen sich solche Interessenvertreter das Recht heraus, über 70-80% der Flächen zu bestimmen, maßgeblich entscheiden zu wollen; wider den Standpunkt der Eigentümer!?

Eben die Masse derselben Eigentümer lehnen ganz offensichtlich aber die derzeitige Art der Bewirtschaftung kompromisslos ab -gerade die christlich orientierten Großgrundbesitzer & Co. verkünden sonntäglich von der Kanzel, dass ein „WEITER SO“, wie von euch bei den in Rede stehenden, pure Panik verbreitenden Veranstaltungen, nicht mehr akzeptiert wird; nehmt dies schlichtweg als gegeben geflissentlich SO(!) zur Kenntnis.

Informiert euch und andere aber bitte schön:

In der jetzt gültigen Fassung der DüVO steht, dass Klärschlamm auf landwirtschaftlich genutzten Flächen NICHT MEHR verklappt werden darf, um wie bisher im Sinne einer sogenannten Nachhaltigkeit agieren zu wollen. Auch außer Landes darf er nicht mehr verbracht werden, die deutschen Grenzen nicht mehr passieren frei nach dem Motto „aus dem Auge - aus dem Sinn“.

Die Konsequenzen, die daraus allerdings sofort resultieren, sind den heutigen Rednern allesamt in ihrem ganzen Ausmaß sicher nicht bewusst; oder aber wird vorsätzlich dieser Ball extrem flach gehalten!?

Die Problematik drängt demnach enorm, ist hoch brisant, da infolge menschlicher Bedürfnisse diese gigantischen Berge bei sämtlichen Kläranlagenbetreibern sekündlich stetig geruchsintensiv anwachsen. Die Entsorgungskosten sind bereits in den letzten Monaten seit dem Ausbringungsverbot dramatisch angestiegen, eine tatsächlich in Erwartung stehende Gebührenspitze wird den Bürgern wohlweislich zunächst einmal noch vorsichtig schöngeredet. Einige Kommunen interagieren bereits in ihren gemeindlichen Mitteilungen, dass man derzeit im Rahmen einer „Markterkundung“ die sich fernerhin „alternativ“ bietenden Entsorgungsmöglichkeiten ausloten möchte. Sinnloses Verbrennen von anderer Leute Geld mithin.

Der Heilige St. Florian wird angerufen werden müssen: „Verschon‘ mein Haus, zünd and‘re an...“. Dabei vernichtet das lodernde Feuer auch noch die mehr als endliche Ressource Phosphat, die Grundlage jeden Lebens. - Gerade letzterer Umstand entbehrt gegenwärtig jedem, aber wirklich jedem verantwortbaren Weitblick!!!

...Aber für WEN also gehen WIR BAUERN auf die Straße, um hernach brutalst den Tritt gegen das eigene Schienbein gesellschaftlicherseits verspüren zu müssen!? - Beim Geld hört alles auf, möchte man meinen!? Wirklich? - Die Zeiten haben sich entscheidend geändert, merkt man das noch immer nicht?
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