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17.05.2018 | 07:15 | Dieselkrise 
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Merkel will Autobauer nicht mit Diesel-Konsequenzen schwächen

Berlin - Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will die deutschen Autobauer nicht mit übermäßigen Konsequenzen aus dem Diesel-Skandal bei wichtigen Investitionen ausbremsen.

Angela Merkel
Nicht nur Umweltschützer fordern, dass die Politik die Autokonzerne verdonnert, Motoren alter Diesel sauberer zu machen. Die Kanzlerin macht klar, dass sie die Daumenschrauben nicht zu sehr anziehen will. (c) proplanta
«Es ist unsere Aufgabe, der Industrie zu sagen: Ihr müsst verloren gegangenes Vertrauen selber wieder gut machen», sagte sie am Mittwoch im Bundestag.

Es könne aber «nicht unser Interesse sein, dass wir durch politische Maßnahmen die Automobilindustrie so schwächen, dass sie keine Kraft mehr hat, in die eigentlichen Zukunftsinvestitionen etwas hineinzustecken». In Hamburg laufen Vorbereitungen für bundesweit erste Fahrverbote an.

Merkel äußerte sich erneut skeptisch zu Umbauten an Motoren älterer Diesel, die der Koalitionspartner SPD für eine stärkere Reduzierung des Schadstoffausstoßes verlangt. Dies bedeutete Kosten von tausenden Euro je Wagen und zwei bis drei Jahre Arbeit für die Ingenieure.

«Ist das die richtige Beschäftigung für die Automobilindustrie?» Vielmehr gelte es, alle Kräfte zusammenzunehmen und der Branche zu sagen: «Ihr müsst jetzt in die Mobilität der Zukunft investieren - ins autonomes Fahren, in alternative Antriebe - und da unterstützen wir Euch dabei.» Merkel nannte es «unfassbar, welches Vertrauen die deutsche Automobilindustrie im Zusammenhang mit dem Diesel verspielt hat».

Inzwischen vorliegende Gutachten im Auftrag der Regierung zur Machbarkeit von Hardware-Nachrüstungen würden nun bewertet. Dann sollten Kommunen mit hoher Luftverschmutzung erneut zu einem Treffen eingeladen werden. Auch das «Dieselforum» mit der Autobranche solle erneut tagen, sagte Merkel.

Beim ersten Dieselgipfel im Sommer 2017 hatten die Branche neue Abgas-Software für zusätzliche 2,8 Millionen Diesel bis Ende 2018 zugesagt. Der genaue Fortschritt der Umrüstungen ist bisher unklar. Hardware-Nachrüstungen lehnt die Branche ab. Der Bund hat zudem einem Förderfonds für sauberere Stadtluft aufgelegt.

Großes Ziel ist, Diesel-Fahrverbote zu vermeiden. Hamburg hat indes nun als erste deutsche Stadt mit dem Aufstellen von Verbotsschildern begonnen - sie gelten aber noch nicht, sondern sind durchkreuzt. Der FDP-Verkehrsexperte Oliver Luksic warf der Bundesregierung vor, sich weggeduckt zu haben.

Die schlichte, immer wiederkehrende Aussage «Wir wollen Fahrverbote verhindern», sei nun Makulatur. «Hamburg ist erst der Anfang.» Nötig sei unter anderem endlich ein Rechtsrahmen für schnelle Zulassung von Nachrüstsystemen, sagte Luksic der dpa.

Hamburg will Abschnitte zweier stark befahrener Hauptverkehrsstraßen für ältere Diesel sperren. Wann dies in Kraft tritt, ist noch offen. Die Behörden warten auf die schriftliche Begründung eines Urteils des Bundesverwaltungsgerichts, das Fahrverbote grundsätzlich zulässt.

Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt kritisierte Merkel. Natürlich gehe es darum, dass die Branche mit Investitionen angehe, was sie bisher verschlafen habe. Betrogene Autokäufer müssten aber auch Entschädigungen und Hardware-Nachrüstungen bekommen. Die Umweltorganisation Greenpeace forderte ein Datum, wann in Deutschland die letzten Diesel und Benziner vom Band rollen.

«Nur mit der klaren Perspektive eines Ölausstiegs werden die Hersteller konsequent in die Zukunft einer sauberen Mobilität investieren, statt wichtige Forschungsmilliarden in weitere klimaschädliche Verbrennungsmotoren zu stecken», sagte Greenpeace-Experte Tobias Austrup der dpa.
dpa
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Kommentare 
kurri Altbauer schrieb am 24.05.2018 16:58 Uhrzustimmen(24) widersprechen(13)
Es wird sehr viel über Klima, Luftverschmutzung, und sonstiges geredet, nur es will kaum einer aus seinem bequemen Trott ausscheren! Alles wird immer von allen Seiten beleuchtet und je nach Sichtweise meinungsmäßig für gut geheißen. Fakt ist, der Anstieg der Temperaturen kann nicht mehr geleugnet werden.
Der Dieselmotor ist stark in Verruf geraten, die Automobilfirmen haben ganz bewusst die Käufer belogen und betrogen! Warum hat MB eigentlich seine erfolgreiche Erprobung der B.-reihe mit Wasserstoffantrieb nicht in die Tat umgesetzt? In anderen Ländern ist man auf diesem Gebiet schon viel weiter. Warum hält man stur an den „Prunkkaleschen“ fest? Natürlich gehen beim Übergang zum Elektromotor erhebliche Arbeitsplätze verloren, ein E-motor braucht kein Motorenöl, es gibt kaum Verschleiß. Bei Verwendung von Wasserstoff brauchte keine schwere Batterie mitgeschleppt zu werden. Das Problem mit den Abgasen wäre gelöst, beim Wasserstoff kommt nur heißer Wasserdampf aus dem Auspuff.
Der leider viel zu früh verstorbene Dipl-Ing Tetzlaff hat in seinem Buch „Wasserstoff für Alle“sehr ausführlich zu den Widerständen Stellung bezogen, widerlegt hat man seine Thesen nicht. Es würde vor allem zu einer Entlastung der Agrarpreise kommen, nur da wollen Aldi & Co. nicht mitspielen. Die Firmen denen das Gasnetz gehört, sind kaum erfreut und verfolgen ihre Interessen mit allen Mitteln. Wir kämen aus der zu Ende gehenden Ölära nicht mehr raus. Die Ölscheichs haben die Ölförderung zur Zeit erheblich reduziert. Der Höhepunkt ist beim Öl schon lange überschritten.
Beim Übergang zu einer Wasserstoffwirtschaft würden wir unseren Nachkommen keinen völlig ausgeplünderten Planeten überlassen. Es wird zwar gewarnt, wenn z.B. unser Verbrauch an Co2 schon heute überschritten und wir auf Pump zu Lasten späterer Generationen leben!
Unsere Politiker tragen eine große Verantwortung sind sie eigentlich gewillt ihrer Verantwortung auch gerecht zu werden? Mir kommen doch starke Zweifel!
cource schrieb am 17.05.2018 16:41 Uhrzustimmen(19) widersprechen(21)
"..«Nur mit der klaren Perspektive eines Ölausstiegs werden die Hersteller konsequent in die Zukunft einer sauberen Mobilität investieren, statt wichtige Forschungsmilliarden in weitere klimaschädliche Verbrennungsmotoren zu stecken», .." genau, aber die OPEG-Länder bräuchten nur den künstlich niedrig gehaltenen ölpreis ansteigen zu lassen und schon fährt keiner mehr auto und das problem ist gelöst---unabhängig davon fälscht die industrie nicht nur gutachten in der autoindustrie sondern bekanntermaßen in der tabak-/mobilfunk-/pestizid/glyphosat-/chemieindustrie usw. usf. --das system ist am ende und es wird für die noch-profiteure immer schwieriger irgendeine rendite aus ihrer schinderrei zu erzielen, deshalb ist betrug/verschärfung der ausbeutung von umwelt/schinder und ein erzwungenes wachstum durch krieg/waffenindustrie systemimmanent
agricola pro agricolas schrieb am 17.05.2018 08:50 Uhrzustimmen(66) widersprechen(12)
„Gewissen ist das Bewußtsein eines inneren Gerichtshofes im Menschen.“ Immanuel Kant - Schlimm, sehr schlimm, diese gewissenlosen Menschen an vorderster Front unserer aufgeklärten Gesellschaft!

Wer in der Thematik die zeitlichen Abfolgen verfolgt hat und mit selbigen vertraut ist, kann nur noch entsetzt den Kopf schütteln angesichts einer solchen Haarsträubigkeit in der nunmehrigen Aufarbeitung dieses Riesenskandals, der noch immer kaum Grenzen kennt.

Die wiederum vollumfänglich geschützte Herstellerindustrie -die mächtigste angesiedelt in Wolfsburg- hat systematisch in den 90er des vergangenen Jahrhunderts den Biodiesel absolut in Verruch gebracht mittels Fake-Gutachten; der Biodiesel ist heute eigentlich tot. Genauso hinterhältig übte man sich wirklich nicht zimperlich darin, die jetzt gnadenlos enttarnte Schummelsoftware sämtlichen Verbrauchern zur Hand zu gereichen. Dabei ist es tatsächlich gelungen, sämtliche Prüfinstitutionen, die mit selbiger Materie befasst waren, vorsätzlich perfide zu täuschen - alles Experten, ausgestattet mit einem „grandiosen“ Fachwissen.

Gerade jene „langen Nasen“ sollten sich endlich dem Vorwurf stellen, dass dieser gigantische Betrug einer übermächtigen Lobby, die mit allen und jedem wohlig in den eigenen Betten betörend kuschelt, noch immer keiner geordneten Aufarbeitung zugeführt wird. - Ja, zum Kuckuck, die Zeit ist wirklich überreif, hier ein klares politisches Statement zu setzen; Aussitzen ist nicht!!!

Die Beimischungsquoten für Biodiesel sind heute fatalerweise wohl bereits für alle Zeiten Geschichte, zum Leidwesen von Mensch, Tier und Natur! Entsprechende Messwerte könnten eine sofort spürbare Verbesserung dokumentieren, so man solche Analysen überhaupt zuließe. Da steht wohl aber das nächste Schummelprogramm sofort wieder auf dem Prüfstand.

Wer und warum werden unsere alternativen Treibstoffe abgelehnt?

- Seitens der Nahrungsmittelindustrie hält man sich damit systematisch Konkurrenz vom Hals.

- Die NGOs lehnen diese sowieso rigoros ab, weil Produkte aus der LW per se nur noch hoch giftig sein können.

Die derzeitigen Umweltverschmutzungen, die von Unmengen eines Ad-Blue-Einsatzes auf unseren Straßennetzen herrühren, auch die heutigen supermodernen Schleppergiganten werden damit betankt, hat niemand so wirklich auf dem eigenen Flimmerbildschirm.

- Die Politik ist für die alternativen Treibstoffe auch weit weniger zu begeistern, obgleich es sich dabei um eine Uralttechnologie schon zu Pharaos Zeiten handelt.

Wer könnte auch daran interessiert sein, eine zuverlässig sprudelnde Pipeline in Teilen versiegen zu lassen, die direkte Nutzung auf dem Acker nur in Ansätzen forcieren zu wollen.
Natur hin oder her, dieses goldene Kalb bleibt umtanzt in rigoroser Bastamanier.

Von heute auf morgen könnten sich die Bauern von vielen Würgegriffen befreien. Wer aber will das!?

Pharisäer allesamt jene, die nach wie vor glaubhaft vermitteln möchten, der Klimawandel sei in diesen Köpfen so omnipräsent, dass man sich selbst vor unangenehmen Entscheidungen nicht wegducken wird.

Wenn aber dato ein Maschinenring sogar stolz publiziert, man habe im laufenden KJ um die 2 Mio. Liter Diesel im Absatzgebiet an Landwirte verkaufen können, so sind vorstehende Hoffnungen vornehmlich Träume, die wie Seifenblasen zerplatzen.

1 Mio. Steuereinnahmen, systematisch aus dem Bauernstand abgepresst, stellen ein hilfreiches Trostpflästerchen dar, wenn man die dringend anzugehenden Klimaschutzziele ganz ohne schlechtes Gewissen wieder einmal auf Übermorgen vertagt hat...
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