Bei der sogenannten Hauptalmbegehung am Mittwoch bei Mittenwald forderte sie eine erneute
Diskussion um den strengen Schutzstatus des Wolfs. Sie erwarte hier auch Unterstützung aus Berlin und Brüssel.
«Wir brauchen europaweit eine Neubewertung des Themas, deshalb sind Bundesregierung und die neue
EU-Kommission gefordert», sagte Kaniber. «Die Wölfe kennen keine Grenzen, ihre Zuwanderung können die EU-Staaten nur gemeinsam lösen.»
Nur gut 30 Kilometer entfernt, jenseits der österreichischen Grenze in Sellrain in Tirol, hatten Pilzsucher am Vortag ein verwestes Tier ohne Kopf entdeckt - den Behörden zufolge «mit hoher Wahrscheinlichkeit» ein Wolf. Zuvor waren mehrere Schafe gerissen worden. Die Behörden ermitteln. Die Naturschutzorganisation
WWF verurteilte die Tat und sprach von einem «mutmaßlichen Akt der Selbstjustiz».
Besonders die Almbauern fürchten die Rückkehr des Wolfes, weil sie ihr
Vieh im unwegsamen Gelände nur schwer schützen können. Kaniber sagte, die
Weidehaltung habe im Alpenraum eine herausragende Bedeutung für den Erhalt von
Kulturlandschaft und Artenvielfalt, zudem sei sie besonders tierwohlgerecht. Diese Errungenschaften seien durch die Zuwanderung von Wölfen massiv bedroht.
Bayern hatte im März einen
Aktionsplan in Kraft gesetzt, der im Einzelfall - nach strenger Prüfung und wenn der Wolf Schaden angerichtet hat - einen Abschuss zulässt. «Unser bayerischer Aktionsplan Wolf kann nicht der Schlusspunkt sein», sagte Kaniber nun. Auch die von der Bundesregierung als «Lex Wolf» geplante Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes reiche nicht aus. Das EU-Recht lasse mehr Spielraum. Ziel müsse sein, unabhängig von Rissen und Schäden einen Regulierungsplan aufzustellen.
Der Almwirtschaftliche Verein Oberbayern verlangt in schwer abzusichernden Almgebieten wolfsfreie Zonen. «Unsere Forderung ist, dass Gebiete, in denen hohe Weidedichte herrscht und in denen man Flächen nicht schützen kann, zu wolfsfreien Gebieten erklärt werden, in denen man den Wolf nicht duldet», sagt Geschäftsführer Hans Stöckl. Dort soll nach den Vorstellungen der Almbauern das streng geschützte Tier vergrämt, gefangen, oder abschossen werden dürfen, noch bevor Weidetiere gerissen wurden.
Der Verein lädt alljährlich zur Begehung verschiedener Almen. Die
Bauern nutzen dabei die Gelegenheit, mit Politikern über aktuelle Fragen zu sprechen. Dieses Jahr nahmen an der Wanderung neben Kaniber auch
Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler), Landtagspräsidentin Ilse
Aigner (CSU), Abgeordnete verschiedener Parteien sowie Landräte teil.
Auch Glauber verwies auf die Leistungen der Almbauern bei der Pflege der
Landschaft und beim Erhalt der Artenvielfalt. «Wir wissen, dass wir in einem Raum sind, der eine ganz besonders
Artenvielfalt hat und deshalb bei der Umsetzung des Volksbegehrens ganz anders betrachtet werden muss.» Deshalb werde die Staatsregierung hier auch den Rat der Almbauern einholen, welche Regelungen praxistauglich seien. Angesichts des Ansturms von immer mehr Erholungssuchenden sprach sich Glauber auch für Maßnahmen zur Besucherlenkung aus.
Wolfsichtungen