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01.08.2019 | 03:47 | Wolfsmanagement 

Schutzstatus von Wölfen soll neu bewertet werden

Mittenwald - Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) will konsequenter gegen den Wolf vorgehen.

Wölfe im Bergland
Der Wolf ist Dauerthema für Almbauern. Im Bergland lässt sich das Vieh schwer schützen. Gerade wurde ein getöteter Wolf im Bergland bei Innsbruck gefunden - Selbstjustiz? Bayerns Agrarministerin Kaniber will nun den Umgang mit dem Raubtier EU-weit regeln. (c) proplanta
Bei der sogenannten Hauptalmbegehung am Mittwoch bei Mittenwald forderte sie eine erneute Diskussion um den strengen Schutzstatus des Wolfs. Sie erwarte hier auch Unterstützung aus Berlin und Brüssel.

«Wir brauchen europaweit eine Neubewertung des Themas, deshalb sind Bundesregierung und die neue EU-Kommission gefordert», sagte Kaniber. «Die Wölfe kennen keine Grenzen, ihre Zuwanderung können die EU-Staaten nur gemeinsam lösen.»

Nur gut 30 Kilometer entfernt, jenseits der österreichischen Grenze in Sellrain in Tirol, hatten Pilzsucher am Vortag ein verwestes Tier ohne Kopf entdeckt - den Behörden zufolge «mit hoher Wahrscheinlichkeit» ein Wolf. Zuvor waren mehrere Schafe gerissen worden. Die Behörden ermitteln. Die Naturschutzorganisation WWF verurteilte die Tat und sprach von einem «mutmaßlichen Akt der Selbstjustiz».

Besonders die Almbauern fürchten die Rückkehr des Wolfes, weil sie ihr Vieh im unwegsamen Gelände nur schwer schützen können. Kaniber sagte, die Weidehaltung habe im Alpenraum eine herausragende Bedeutung für den Erhalt von Kulturlandschaft und Artenvielfalt, zudem sei sie besonders tierwohlgerecht. Diese Errungenschaften seien durch die Zuwanderung von Wölfen massiv bedroht.

Bayern hatte im März einen Aktionsplan in Kraft gesetzt, der im Einzelfall - nach strenger Prüfung und wenn der Wolf Schaden angerichtet hat - einen Abschuss zulässt. «Unser bayerischer Aktionsplan Wolf kann nicht der Schlusspunkt sein», sagte Kaniber nun. Auch die von der Bundesregierung als «Lex Wolf» geplante Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes reiche nicht aus. Das EU-Recht lasse mehr Spielraum. Ziel müsse sein, unabhängig von Rissen und Schäden einen Regulierungsplan aufzustellen.

Der Almwirtschaftliche Verein Oberbayern verlangt in schwer abzusichernden Almgebieten wolfsfreie Zonen. «Unsere Forderung ist, dass Gebiete, in denen hohe Weidedichte herrscht und in denen man Flächen nicht schützen kann, zu wolfsfreien Gebieten erklärt werden, in denen man den Wolf nicht duldet», sagt Geschäftsführer Hans Stöckl. Dort soll nach den Vorstellungen der Almbauern das streng geschützte Tier vergrämt, gefangen, oder abschossen werden dürfen, noch bevor Weidetiere gerissen wurden.

Der Verein lädt alljährlich zur Begehung verschiedener Almen. Die Bauern nutzen dabei die Gelegenheit, mit Politikern über aktuelle Fragen zu sprechen. Dieses Jahr nahmen an der Wanderung neben Kaniber auch Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler), Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU), Abgeordnete verschiedener Parteien sowie Landräte teil.

Auch Glauber verwies auf die Leistungen der Almbauern bei der Pflege der Landschaft und beim Erhalt der Artenvielfalt. «Wir wissen, dass wir in einem Raum sind, der eine ganz besonders Artenvielfalt hat und deshalb bei der Umsetzung des Volksbegehrens ganz anders betrachtet werden muss.» Deshalb werde die Staatsregierung hier auch den Rat der Almbauern einholen, welche Regelungen praxistauglich seien. Angesichts des Ansturms von immer mehr Erholungssuchenden sprach sich Glauber auch für Maßnahmen zur Besucherlenkung aus.

Wolfsichtungen



dpa/lby
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