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11.12.2017 | 09:57 | Dieselfahrzeuge 
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Steuervorteile für Dieselkraftstoff hinterfragen

Wolfsburg - VW-Konzernchef Matthias Müller zieht die bestehenden Steuervorteile für Dieselsprit in Zweifel.

Dieselfahrzeuge
Bei der Kfz-Steuer ist der Betrieb eines Dieselautos in der Regel teurer, beim Sprit dagegen billiger als der eines Benziners. Grund ist die Subventionierung des Kraftstoffs. Doch nun werden weitere Zweifel am Diesel-Privileg laut - von einem Top-Automanager. (c) proplanta
«Ich bin mittlerweile davon überzeugt, dass wir Sinn und Zweck der Dieselsubventionen hinterfragen sollten», sagte der Manager dem «Handelsblatt» (Montag).

«Wenn der Umstieg auf umweltschonende E-Autos gelingen soll, kann der Verbrennungsmotor Diesel nicht auf alle Zeiten weiter wie bisher subventioniert werden.» Fachleute und Umweltexperten hatten sich ebenfalls gegen dieses Diesel-Privileg gewandt.

Konkret schlug Müller eine schrittweise Umschichtung der Steuererleichterungen vor. «Das Geld könnte sinnvoller in die Förderung umweltschonender Antriebstechniken investiert werden. Abstriche bei den Diesel-Subventionen, dafür Anreize für Elektroautos, wären das richtige Signal. Das würden wir aushalten, ohne gleich Existenzängste haben zu müssen.»

Müller betonte zugleich aber auch, dass die bisherigen steuerlichen Subventionen den Absatz von Diesel-Fahrzeugen in Deutschland erheblich erleichterten und sich alle - ob private oder gewerbliche Kunden - an diese Steuernachlässe gewöhnt hätten. Gleichwohl solle «die Autoindustrie diese Diskussion proaktiv mit der Politik führen», damit der Systemwechsel zur E-Mobilität gelinge.

Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer lobte Müller. «Hut ab», sagte der Leiter des CAR-Centers der Universität Duisburg-Essen am Sonntag der dpa. Er hätte nicht damit gerechnet, dass ein deutscher Autobauer so eine mutige Forderung erheben würde. Die Vorschläge könnten in dieser Form der schwächelnden E-Mobilität tatsächlich wirksam helfen. Von Seiten der Industrie habe er das nicht erwartet. «Und jetzt sagt das endlich einer. Das ist wirklich beeindruckend.»

Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer sagte: «Wenn Autobosse das jetzt schon fordern, müssen Abbau von Diesel-Subvention und Blaue Plakette das Programm der nächsten Bundesregierung werden. Es kann nicht sein, dass die Politik an Subventionen festhält, die nicht mal mehr die Branche will.» Greenpeace-Verkehrsexperte Tobias Austrup merkte an: «Die Bundesregierung wird ausgerechnet vom größten Dieselbetrüger zum Subventionsabbau angehalten - das ist etwa so, als würde der Schwarzfahrer den Schaffner bitten, das Ticket zu kontrollieren.»

Müller hatte in dem Interview für die Einführung von blauen Umweltplaketten in Städten geworben. Die Vergabe sollte an einen bestimmten Stickoxid-Wert gebunden werden. «Nur wer darunter liegt, dürfte dann auch künftig in Städte fahren», sagte Müller der Zeitung. Nach Einschätzung des VW-Chefs müssten Politik und Automobilhersteller «alles unternehmen, um großflächige Fahrverbote zu verhindern».

FDP-Fraktionsvize Michael Theurer wandte sich gegen die Forderung nach einer Plakette. «Denn VW hat maßgeblich den Dieselskandal verursacht für den die Autofahrer in Deutschland teuer bezahlen müssen», sagte er dem Handelsblatt. Autofahrer mit einer Plakette zu belasten, schlage dem Fass den Boden aus.

Der Diesel ist für die deutschen Hersteller extrem wichtig. 2016 hatten etwas mehr als die Hälfte aller in der Bundesrepublik neu zugelassenen Autos der Marke VW einen solchen Motor. Bei der Oberklasse-Tochter Audi waren es sogar zwei Drittel, BMW und die Daimler-Kernmarke Mercedes-Benz kamen auf ähnliche Werte.

Ein Grund für den hohen Anteil ist die deutlich niedrigere Besteuerung von Dieselkraftstoff im Vergleich zu Benzin. Der Kauf von Dieselwagen ist daher für Firmen oder Privatleute mit hoher Fahrleistung attraktiv.

Da Dieselmotoren bei vergleichbarer Leistung aber oft mehr Stickoxide als Benziner ausstoßen und ihnen deshalb in Deutschland auch bald in einigen Städten Fahrverbote drohen, fordern Experten wie die Präsidentin des Umweltbundesamtes, Maria Krautzberger, ein Ende des Steuerprivilegs.

«Dieselfahrer zahlen pro Liter Kraftstoff 18,4 Cent weniger als bei Benzin - den Staat kostet diese Subventionierung mittlerweile 7,8 Milliarden Euro pro Jahr, gut dreieinhalb Milliarden davon für die Pkw-Nutzung», hatte sie im Sommer gesagt. Selbst bei Abzug der höheren Kfz-Steuern für Dieselautos seien das rund eineinhalb Milliarden Euro vom Staat für die Selbstzünder pro Jahr.
dpa
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Kommentare 
Johannes schrieb am 11.12.2017 19:54 Uhrzustimmen(25) widersprechen(17)
Da fällt mir gerade der Satz ein; "Den Bock zum Gärtner machen" Gerade vom VW Konzern hätte ich erwartet, daß in anbetracht der eigenen Dieselbetrügereien und des geschädigten und zugleich finanziell unbeschädigten deutschen VW- Dieselkäufers, äußerste Zurückhaltung von Seiten der Manager angebracht wäre. Da versteigt sich doch Herr Müller mit seiner Forderung die so genannte Dieselsubvention zu überdenken (Klartext= Abschaffen) ganz gehörig. Es fahren nämlich nicht nur Autos mit Diesel, Arbeitsmaschinen LKW´s Baumaschinen Schlepper Lokomotiven Schiffsmotoren usw. sind auf Dieselmotoren aus technischen Gründen angewiesen. Meines Wissens sind Stickoxyde erst ein Problem seit es die hochgezüchteten Dieselaggregate mit Rußfiltern in PKW´s gibt. Noch vor 30 Jahren gab es z.B. den Mercedes 200D und noch wenige andere Diesel PKW´s deren Abgase zugegebenermaßen Rußflocken enthielten, diese waren aber kein Feinstaub der durch seine minimale Dimension bis in die Lunge gelangen konnte, allenfalls mußte man beim inhalieren des Selbigen gehörig husten. Wie groß ist eigentlich die Umweltverschmutzung durch die riesigen Frachtschiffe die die Rohstoffe Halbfertigprodukte und auch die Erzeugnisse aus dem VW Konzern kreuz und quer durch die Weltmeere schiffen, bin ich da falsch informiert oder verbrennen deren Schiffsmotore hauptsächlich schmutziges und vermutlich auch Steuerfreies Schweröl, welches ungemein schmutziger verbrennt als jeder andere Kraftstoff. Steuern auf Treibstoffe für diese Kategorie von Motoren die beweisbar zu den allergrößten Dreckschleudern gehören und im Dienste diverser Konzerne betrieben werden wären wohl eher angezeigt und Herr Müller könnte sich dafür stark machen, zudem es ein Zeichen von Ehrlichkeit wäre. Mit der Ehrlichkeit ist es ja erwiesenermaßen nicht weit her, daher werden die geschilderten Dreckschleudern weiter zum Nutzen des weltweiten Handels betrieben und der deutsche Dieselverbraucher soll auf Vorschlag von Herrn Müller zusätzlich geschröpft werden.
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