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20.11.2019 | 02:25 | Wolfsmanagement 

Streit um Problemwolf in Mecklenburg-Vorpommern

Schwerin / Kiel - Ein aus Schleswig-Holstein nach Mecklenburg gewanderter Problemwolf sorgt im Nordosten für Streit.

Wölfe in Mecklenburg-Vorpommern
Der in Schleswig-Holstein zum Abschuss freigegebene Wolf «GW924m» ist in Mecklenburg aufgetaucht und hat dort ein Schaf gerissen. Nun gibt es Streit darüber, ob er auch im Nordosten getötet werden darf. Umweltminister Backhaus winkt vorerst ab. (c) chphotography86 - fotolia.com
Schafzüchter und die agrarpolitische Sprecherin der Schweriner CDU-Landtagsfraktion Beate Schlupp forderten am Dienstag eine schnelle Tötung des Rüden, für den es in Schleswig-Holstein schon länger eine Abschussgenehmigung gibt.

Trotzdem hat der Wolf im Nordosten vorerst nichts zu befürchten, wie Umweltminister Till Backhaus (SPD) mitteilte. Grund seien die rechtlichen Bedingungen. Es wäre nach 1990 der erste Wolf, der mit amtlichem Segen im Nordosten geschossen würde. In der DDR wurden eingewanderte Wölfe gejagt.

«Prinzipiell befürworte ich den Abschuss von «GW924m», da er eine Gefahr darstellt, egal in welchem Bundesland er sich aufhält», erklärte der Minister. Aber sein Haus müsse sich «an Recht und Gesetz halten». So müssten die Schweriner - ähnlich wie vorher das Umweltministerium in Kiel - wegen des EU-Schutzstatus erneut eine artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung erteilen.

In Schleswig-Holstein hatte das Raubtier mehrfach Nutztiere gerissen, obwohl die Herden wie vorgeschrieben gesichert waren. Der Wolf hatte selbst hohe Zäune übersprungen. Daraufhin sollten Jäger in drei Kreisen den Vierbeiner erlegen. Bevor das klappte, war er aber schon nach Mecklenburg weitergezogen. Hier fiel der Rüde auf, weil er in Grambow bei Schwerin Ende Oktober wieder eine Schafherde attackierte und mindestens ein Tier tötete. Das wurde erst am Montag öffentlich bekannt, als das Kieler Ministerium mitteilte, dass dieser Wolf mittel DNA-Probe als «Täter» für den Riss in Grambow ermittelt wurde.

Backhaus' Behörde wusste seit dem 15. November von dem DNA-Treffer. «Ich finde es sehr befremdlich, dass ich vom Umweltministerium eines Nachbarbundeslandes darüber informiert werde, dass sich ein identifizierter Problemwolf bei uns niedergelassen hat», kritisierte Schlupp. Nach ihrer Auffassung sollten die Behörden auf die Expertise des Ministeriums in Schleswig-Holstein vertrauen. «Der Wolf wird kurz hinter Lübeck sicher nicht spontan zum Veganer geworden sein.»

Backhaus erklärte, der Vorfall von Grambow reiche - ohne Berücksichtigung der Nutztier-Risse in Schleswig-Holstein - nicht aus, um erneut eine artenschutzrechtliche Ausnahme zu begründen. Wie lange die Prüfung in Schwerin noch dauern soll, wurde nicht mitgeteilt. Backhaus bat um Verständnis, dass eine Abschuss-Entscheidung nicht über Nacht getroffen werden könne, sofern nicht Gefahr für Leib und Leben von Menschen bestehe.

«Wenn man der Bevölkerung schon zumutet, mit Raubtieren zusammenleben zu müssen, dann ist Transparenz das Gebot der Stunde», sagte Schlupp. Da sei beim Umweltministerium «viel Luft nach oben». So müsse es eine öffentlich einsehbare Gen-Datenbank geben, wo erkennbar sei, welcher Wolf welche Schäden verursacht habe.

Auch der Landesschafzuchtverband sieht keine Grund, weshalb das Raubtier wegen der Abschussgenehmigung beim «Nachbarn» nicht gleich getötet wird. Diese Genehmigung aus Schleswig-Holstein müsse auch im Nachbarland gelten, sagte der Vorsitzende Jürgen Lückhoff. «Der Rüde hat das Töten von Nutztieren ja nicht verlernt, nur weil er über die grüne Grenze gelaufen ist.»
dpa/mv
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