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05.03.2019 | 01:05 | Synbolpolitik 

Vorschlag zum Abschuss von Wölfen ist Kritikern zu wenig

Berlin - Die Vorschläge von Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) zum vereinfachten Abschuss von Wölfen kommen bei Jägern und Viehhaltern nicht gut an.

Abschuss von Wölfen
Die Zahl der Wölfe in Deutschland wächst. Das macht Tierhaltern zu schaffen - und vielen Bürgern Angst. Umweltministerin Schulze will, dass Wölfe schneller geschossen werden können, wenn sie etwa Schafe reißen. Vielen geht das aber nicht weit genug - nicht nur den Jägern. (c) proplanta
Sie forderten am Montag, den Wolf aus bestimmten Gebieten komplett fernzuhalten und seine Zahl in anderen Regionen über eine Obergrenze zu beschränken. Aber auch Naturschützer wünschen sich mehr, als die Umweltministerin vorgeschlagen hatte - vor allem zum Schutz von Schafen und anderen Nutztieren.

Das Agrarministerium von Julia Klöckner (CDU) teilte mit, man habe schon weitergehende Maßnahmen zum Herdenschutz besprochen als das, was Schulze am Wochenende über die «Bild am Sonntag» bekannt gemacht habe. Menschen seien verunsichert, Weidetiere würden gerissen - deshalb müsse man weiter gehen, als die Umweltministerin bisher vorschlage. Es gehe darum, über «Bestandsregulierung» auch vorbeugend weitere Schäden zu verhindern, wo es bereits Schäden gebe.

Schulze will den Abschuss von Wölfen künftig erlauben, wenn sie «ernsten» landwirtschaftlichen Schaden anrichten, etwa, indem sie Schafe reißen. Bisher ist im Naturschutzgesetz von «erheblichen» Schäden die Rede, was nach Darstellung des Umweltministeriums «existenzbedrohend» meint. Mit der Änderung könnten dann etwa auch Hobbyschäfer Entschädigungen erhalten. «Das sind Wölfe, die mehrfach die vorgeschriebenen Schutzzäune überwinden. Diese dürfen künftig entnommen werden», sagte ein Sprecher am Montag. Zudem soll über eine «Lex Wolf» das Füttern der Tiere verboten werden, weil sie sich so an die Nähe von Menschen gewöhnen und nicht mehr artgerecht verhalten.

Wölfe sind in Deutschland streng geschützt. Bisher gab es nur einige wenige Abschussgenehmigungen für auffällig gewordene Tiere. In den letzten Jahren haben sie sich vor allem in Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen stark ausgebreitet und reißen immer wieder Schafe und andere Nutztiere. Menschen wurden dagegen in Deutschland noch nicht nachweislich von Wölfen gebissen, seit diese zurückgekehrt sind.

Der Deutsche Jagdverband forderte ein umfassendes Konzept für den Umgang mit dem Wolf. Nötig seien «Ausschlussgebiete» etwa in Städten und an Deichen, in denen Ansiedlung und Fortpflanzung von Rudeln nicht toleriert werden dürften. Naturparke oder Truppenübungsplätze kämen als Wolfsschutzgebiete infrage. Der Großteil Deutschlands wären «Managementzonen», für die die Länder akzeptable Bestände festlegen müssten. Dort müssten dann auch vorsorgliche Jagden möglich sein.

Auch dem Bauernverband reichen Schulzes Pläne nicht aus. Es müssten zwingend weitere Schritte folgen, sagte der stellvertretende Generalsekretär, Udo Hemmerling. Nötig sei «eine nationale numerische Grenze», die auch regional eingehalten werden solle - also Obergrenzen für Wölfe. In bestimmten Gebieten müssten Wolfs-Ansiedlungen wegen der Besiedelung, wegen des Tourismus oder zum Sichern der Weidetierhaltung auf Dauer verhindert werden.

Kritik gab es aber auch von Naturschützern und den Grünen. Parteichef Robert Habeck warf Schulze Symbolpolitik vor. «Wir sind eigentlich schon viel weiter», sagte er. Bund und Länder seien sich bereits einig, dass Wölfe geschossen werden dürften, die sich nicht artgerecht verhalten und zweimal einen Herdenzaun überwunden haben.

Schulze betreibe mit ihrem Vorschlag eine Symbolpolitik, die nichts ändere und den Konflikt überhaupt nicht befriede. Dafür müssten etwa Schäfer geschult und unterstützt werden.

Der Nabu forderte ebenfalls zusätzliche Hilfen für Schäfer. Spezielle Schutzhunde oder Zäune können zu 100 Prozent gefördert werden, sagte Bundesgeschäftsführer Leif Miller. «Tierhalter müssen nachweisen, dass sie alles Zumutbare getan haben, um ihre Herden zu schützen.» Wölfe sollten sich von Wildtieren ernähren und nicht die Erfahrung machen können, dass Schafe, Ziegen und andere Nutztiere eine leichte, ungeschützte Beute seien. Man erwarte eine «umfassende Initiative» für den Herdenschutz von Agrarministerin Klöckner.

Ähnlich sieht es die Umweltorganisation BUND. Um die Akzeptanz des Wolfs zu sichern, greife es zu kurz, über auffällige Wölfe zu reden, sagte Bundesgeschäftsführer Olaf Bandt. «Der Abschuss von Wölfen darf nur der letzte Ausweg sein, wenn die Prävention versagt hat.» Die Politik müsse Weidetierhaltung «angemessen» fördern und ein Programm für den Herdenschutz auflegen.
dpa
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