Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
17.11.2019 | 09:13 | Umweltpolitik 
Diskutiere mit... 
   2   2

Windkraftausbau: Die fatalen Fehler der Bundesregierung

Berlin - Die Windenergiebranche wirft der Bundesregierung angesichts der Krise der Windkraft an Land schwere Fehler vor.

Windkraftausbau Deutschland
Wie kann der stockende Ausbau der Windkraft wieder Fahrt aufnehmen? Die Regierung ist wegen der jüngsten Pläne schwer in Bedrängnis. Die Branche zeichnet ein düsteres Bild, wenn nicht rasch was passiert. (c) proplanta
«Anstatt dem Ausbau der Windenergie wieder in die Spur zu helfen, werden der Branche weitere Steine in den Weg gelegt», sagte der Präsident des Bundesverbands Windenergie, Hermann Albers, der Deutschen Presse-Agentur. «Dass die Bundesregierung beim wichtigsten Projekt unserer Volkswirtschaft aufgrund der Kritik einiger Bürgerinitiativen einzuknicken droht, zeigt ihre aktuelle politische Schwäche.» Die Regierung müsse stattdessen «neue Begeisterung» für das wichtige Projekt Energiewende schaffen.

Albers sagte, die Bundesregierung mache mit der Einführung einer Abstandsregelung von 1.000 Metern von Windrädern zu Wohnsiedlungen einen «fatalen Fehler». Mit dieser bundeseinheitlichen Regelung, auf die sich das Klimakabinett verständigt hatte, soll bei Anwohnern die Akzeptanz für Windräder vergrößert werden. Fünf nebeneinander stehende Häuser sollen als Wohnsiedlung gelten, wie es in dem Gesetzentwurf des zuständigen Wirtschaftsministeriums heißt. Bisher gibt es von Land zu Land unterschiedlich strenge Vorgaben.

Vor allem an der Fünf-Häuser-Regel gibt es Kritik, auch von Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD). Den Bundesländern steht es laut Gesetzentwurf allerdings frei, abweichende Regelungen zu treffen. Bei Wirtschafts- und Energieverbänden, aber auch den Ländern stoßen die Pläne der Bundesregierung dennoch auf heftige Kritik.

«Das darf niemals Gesetz werden», sagte Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter am Samstag dem Nachrichtenportal «t-online.de». «Das wäre die Zerstörung einer Schlüsselbranche der sozial-ökologischen Marktwirtschaft.» Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt warf der Bundesregierung eine Mischung aus «Unfähigkeit und Angst» vor: Eine Abstandsregelung, bei der es um fünf Häuser gehe, sei «der Tod der Windkraftindustrie».

Nach Informationen der «Neuen Osnabrücker Zeitung» will Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) Windparkbetreiber im Norden, wo es überlastete Stromnetze gibt, für den Netzausbau zahlen lassen. Die «NOZ» beruft sich auf einen Gesetzentwurf des Bundeswirtschaftsministers zum Ausstieg aus der Kohleverstromung. Die Regierung könne dann künftig Erzeuger verpflichten, bei einem Neuanschluss ans Netz einen «netzkostenorientierten Ausbauzuschuss» zu zahlen.

Der Ausbau der Windkraft an Land war in diesem Jahr fast zum Erliegen gekommen. Hauptgründe sind lange Genehmigungsverfahren, zu wenig ausgewiesene Flächen und viele Klagen. Vor Ort gibt es viele Bürgerinitiativen gegen Windräder.

Die Branche fürchtet, dass sich die Ausbaukrise verschärft, weil durch neue Abstandsregelungen kaum noch neue Flächen für Windräder zur Verfügung stehen würden. Ein weiterer Ausbau der Windkraft an Land gilt als notwendig, damit Deutschland Klimaziele schaffen kann.

Bundesumweltministerin Schulze sprach sich nun für den Bau von Windkraftanlagen in Deutschland auch auf privaten Waldflächen aus. «Es spricht aus meiner Sicht wenig dagegen, wenn etwa private Waldbesitzer in ihren Fichtenplantagen auch mal eine Windanlage bauen wollen», sagte Schulze der «Rheinischen Post» (Samstag). Es komme sehr auf den konkreten Fall an. Aber: «Mit der Haltung, Windräder stören nur, wird die Energiewende nicht vorankommen.» Die Wende müsse zudem naturverträglich gestaltet werden. Zahlreiche Bürgerinitiativen fordern dagegen, dass der Wald zur «Tabuzone» für Windkraft erklärt werden müsse.

Altmaier hatte ein Maßnahmenpaket vorgeschlagen, um etwa Genehmigungsverfahren zu beschleunigen und mehr Flächen verfügbar zu machen. Albers vom Bundesverband Windenergie sagte: «Die Verbesserungen müssen dringend noch in diesem Jahr kommen, sonst drohen auch die Jahre 2020 und 2021 schwache Jahre für die Windenergie zu werden.» Er ergänzte: «Die Zukunftsbranche hat seit 2016 schon 40.000 Arbeitsplätze verloren.»

Enercon, einer der größten deutschen Hersteller von Windkraftanlagen, hat kürzlich eine umfassende Neuausrichtung angekündigt - mit der auch rund 3000 Jobs wegfallen sollen. Im Ringen um die Zukunft des Windanlagenbauers wollen Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil und Umweltminister Olaf Lies (beide SPD) am Samstag in Aurich mit Betriebsräten und Vertretern der IG Metall über die Zukunft des Unternehmens beraten. Nach Darstellung des Unternehmens liegt ein wesentlicher Grund für den stockenden Absatz darin, dass in Deutschland kaum noch neue Windkraftanlagen errichtet werden.

Um den Ausbau der Windenergie wieder in Schwung zu bringen, fordert Weil vom Bund eine Vereinfachung von Genehmigungsverfahren für neue Anlagen. Die Flaute beim Bau von neuen Windrädern an Land könnte sich nach seiner Einschätzung mit den geplanten Abstandsregeln für neue Anlagen noch verschärfen, wie er der dpa sagte: «Für Niedersachsen werden wir die 1.000 Meter Abstand nicht annehmen und von den Ausstiegsmöglichkeiten Gebrauch machen.»

Branchen-Präsident Albers sagte, er sei «völlig unverständlich, dass von den teilweise wichtigen Reformen der Aufgabenliste aus dem Bundeswirtschaftsministerium aktuell nur die restriktive Abstandsregelung für Windenergieanlagen an Land angegangen wird». Der geplante Ausstieg aus der Kohleverstromung könne nur einhergehen mit einem Umstieg auf Erneuerbare Energien: «Dieser Umstieg, den wir Energiewende nennen, ist das herausforderndste industriepolitische und gesellschaftliche Projekt unserer Zeit. Ein so wichtiges Projekt braucht Erklärung und positive Kommunikation auf allen Ebenen der Politik.»
dpa
Kommentieren Kommentare lesen ( 2 )
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


Kommentare 
Ulrich Dittmann schrieb am 19.11.2019 19:11 Uhrzustimmen(26) widersprechen(4)
Entgegen früheren Annahmen sind Windräder nicht so harmlos, wie sie scheinen. Analog vielen neuen Technologien, werden die Risiken erst nach und nach bekannt. So drehen sich die Rotorenenden keinesfalls langsam, sondern an windigen Tagen an den Spitzen gar mit über 200 km/h ! Auf solche Geschwindigkeiten hat die Evolution selbst beste Flieger unter den Tieren nicht vorbereitet.

Tiere werden regelrecht geschreddert. Nach neuesten Untersuchungen trifft es besonders seltene Großvögel, wie beispielsweise Rotmilane, die im Umkreis der Windkraftanlagen nach verunfallten Kleintieren suchen - und dann selbst Opfer der Rotationsflügel werden. Vom Menschen werden diese Unfallopfer kaum bemerkt, da auch Fuchs und andere Kleinraubsäuger sehr effektiv "Nachsuche" betreiben.

Auch für den Menschen ist das Gefährdungspotential groß: Lärmbelästigung, Schattenwurf und vor allem der noch kaum erforschte Infraschall.

Die Welt meldete schon am 02.03.2015: “Aus Angst vor Gesundheitsschäden durch Infraschall werden in Dänemark kaum noch Windenergie-Anlagen gebaut. Eine staatliche Untersuchung läuft.”

Ein weiterer, nicht unwesentlicher Punk ist die Wirtschaftlichkeit: Windkraftanlagen halten natürlich nicht ewig. Das „Verfalldatum“ naht nach ca. 20 Jahren, lt. vorliegendem Schreiben des Bundesverbandes WindEnergie, vom 07.10.2014.

Ober- und unterirdische Anlagen und Anlagenteile, das gewaltige Fundament, Nebenanlagen, Wege, Plätze, Bodenversiegelungen, müssen per Rückbau beseitigt werden.

Was ist überhaupt dann noch recyclebar? Notwendige Sondermülldeponien sind nicht auszuschließen.

Wer trägt die Kosten? Letztlich der Steuerzahler.-

Wir sollten uns nicht wieder und wieder von Politikergeschwätz einlullen lassen - nach bekanntem Motto, „die Renten sind sicher“, „Deutschland wird am Hindukusch verteidigt“ - und die Erde ist eine Scheibe.

Alles in allem ein Horror, ein unausgegorenes Konzept. Denn ungelöste Knackpunktfrage ist nach wie vor – wie die Windkraftenergie effizient speichern? Denn just dann, wenn die Windräder tüchtig pfeifen, wummern und grollen, ist nicht zwingend auch Strombedarf vorhanden.

Es gilt der Windkraft-Lobbyistenschar und den vielfach nach Marionettenmanier agierenden Systemparteien endlich die „Rote Karte“ zu zeigen!

Orientieren wir uns doch nicht an wohlformuliertem Polit-Geschwafel, sondern an dem, was uns Bürgern mit der flächendeckenden Windmühlen-Verspargelung des Landes schon Übles angetan wurde.
Thorsten Holtmeier schrieb am 17.11.2019 16:48 Uhrzustimmen(10) widersprechen(2)
Wie wenige Windkraftgegner es gibt zeigt eine gerade zu Ende gegangene Petition in Schleswig-Holstein,gerade einmal 1358 Leute haben dort für den 1000 Meter Abstand unterschrieben. Die Gegner Trommeln sehr laut, aber zahlenmäßig sind sie extrem in der unterzahl!!!!!
  Weitere Artikel zum Thema

 EU-Ziel für Offshore-Windenergie noch in weiter Ferne

 Anwohner neuer Windräder sollen finanziell profitieren

 Nordex startet mit deutlichem Auftragsplus ins neue Jahr

 CDU befürchtet Wildwuchs bei Windrädern

 Habeck wirbt bei Ampel-Fraktionen für schnelleren Offshore-Ausbau

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken