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03.08.2019 | 00:03 | Milchmarkt 

Agrarmarkt aktuell: Milchpreise haben Tal durchschritten

Schwäbisch Gmünd - Am Welt-Milchmarkt ist die leichte Depression der letzten beiden Monate offenbar überwunden.

Milchpreise 2019
(c) proplanta
Der Global Dairy Trend Tender in Neuseeland hat nach 4 Versteigerungen mit um insgesamt rund 9 % schwächeren Preisen zuletzt wieder um 2,7 % angezogen.

Hintergrund dürften weiter rückläufige Anlieferungen der 9 größten Exporteure sein. Im Mai lagen diese mit -0,9 % zum fünften Mal in Folge leicht im Minus, wobei wetterbedingt sowohl Südamerika, Ozeanien als auch die USA betroffen sind.

Der Welthandel (+6,4 % in den ersten 5 Monaten 2019) und der Verbrauch von Milchprodukten (+1,0 %) wachsen weiter. Die Produktion stieg mit +0,5 % nicht ganz so stark. Auf der Nachfrageseite zieht Russland und die USA bei Butter, Asien bei Voll- und Magermilchpulver sowie Japan und Russland bei Käse mehr Ware vom internationalen Markt.

Die EU auf der Anbieterseite konnte ihre Exporte bei MMP um 32 % und bei Käse um 2 % ausweiten, bei Butter und Vollmilchpulver war die EU dagegen weniger wettbewerbsfähig, hier wurden die Exporte um 6 % bzw. 24 % eingeschränkt.

In der EU lagen die Anlieferungen nach dem trockenheitsbedingten Einbruch im Herbst/Winter im März/April nur kurz im Plus. Bereits im Mai hatte auf Grund der kühlen Witterung nur noch Irland Steigerungen zu vermelden, EU-weit ging das Wachstum wieder auf ±0 % zurück. Mit der Hitze und Trockenheit der letzten beiden Monate dürfte sich der Rückgang verschärfen.

Das deutsche Rohstoffaufkommen lag im Mai 1,5 % unter Vorjahr. In den letzten Wochen vergrößerte sich der Rückstand hitze- und trockenheitsbedingt auf bis zu 2,8 %. In KW 28 wurde entgegen dem Trend etwas mehr Milch geliefert, so dass der Rückstand zuletzt nur noch bei -0,9 % lag.

Entsprechend der niedrigeren Verfügbarkeit stiegen die Spotmarktpreise seit Mai auf aktuell 34,4 ct/kg, wobei Rahm schwächer gehandelt wird, während Magermilchkonzentrat weiter gefragt ist.

Entgegen den festeren Weltmarktpreisen entwickelt sich seit Mitte 2018 der deutsche Buttermarkt schwächer. Eine rückläufige Verbrauchernachfrage und ein zeitweiliger Rückstau in den Molkereien führten seit September 2018 zu mehreren Preisrücknahmen im LEH, zuletzt zum 1. Juli.

In Summe gingen die Butterpreise so um 38 % zurück. Abgepackte Butter notiert im Großhandel nun bei 3,64 €/kg, bei Blockbutter werden aktuell bei ferienbedingt ruhigem Geschäftsverlauf 3,70 €/kg notiert.

Positiver stellt sich der Markt für Magermilchpulver dar. Hier konnten sich die Preise nach dem Abbau der Interventionsbestände und der guten Exportnachfrage erholen. Zuletzt wurden 2,08 €/kg für MMP in Lebensmittelqualität und 1,89 €/kg für MMP in Futtermittelqualität notiert. Unter Druck ist derzeit Molkenpulver, die hohe Käseproduktion und eine schwächere globale Nachfrage im Futtermittelbereich setzen hier den Preisen zu.

Der Schnittkäsemarkt zeigt sich seit Jahresanfang ausgesprochen stabil. Bei reger Nachfrage im Inland und im Export und saisonal abnehmender Rohstoffverfügbarkeit dürften die Preise leicht anziehen. Aktuell werden 3,07 €/kg für Block- und Brotware notiert.

Der Kieler Rohstoffwert zeigt sich seit Oktober mit leichten Schwankungen mehr oder minder unverändert und lag im Juni bei 31,0 ct/kg. Der von den EEX-Kursen abgeleitete „Kieler Börsenmilchwert" geht für den Rest des Jahres 2019 von stabilen Preisen aus und zeigt derzeit Erzeugerpreise von 31 - 33 ct/kg an.

Die Auszahlungspreise der Molkereien folgten seit Jahresanfang keinen saisonalen Verlauf, sondern bröckeln langsam ab. Im Juni wurden in Baden-Württemberg geschätzt 34,8 ct/kg (4,0 % Fett) bezahlt, gegenüber 35,74 ct/kg im Januar. Der Abstand zum deutschen Schnitt hat sich vergrößert und lag im Mai bei knapp 2 ct/kg. Gegenüber Schleswig-Holstein liegt der Mehrerlös sogar bei +4,1 ct/kg.

Bei Biomilch entwickelt sich der Absatz mit dem Einstieg der Discounter dynamisch. Trinkmilch, aber auch Käse und Butter verzeichnen zweistellige Wachstumsraten. Einen Absatzschub erzielte 2018 auch Bio-H-Milch, hier lag das Wachstum über alle Einkaufsstätten hinweg in den ersten 5 Monaten 2019 bei +15,6 % liegt. Damit gehen in Deutschland inzwischen 10 % der Trinkmilch als Biomilch über die Ladentheke.

Die Erzeugerpreise gingen seit Jahresbeginn leicht zurück, im Juni wurde nach Zahlen von Bioland in Süddeutschland 47,1 ct/kg bezahlt. Angebotsseitig sinken die Mengen nach dem Saisonhöhepunkt, so dass wieder steigende Preise zu erwarten sein sollten.

Allerdings hält der latente Angebotsdruck nach wie vor an, zumal österreichische und dänische Biomilch und Bio-Milchprodukte weiter auf den deutschen Markt drängen. Die Molkereien halten sich entsprechend mit der Aufnahme neuer Bio-Lieferanten weiter zurück.
LEL Schwäbisch Gmünd
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