Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
01.12.2018 | 11:16 | Milchmarkt 

Agrarmarkt aktuell: Negative Stimmung am Milchmarkt

Schwäbisch Gmünd - Am Welt-Milchmarkt hat sich die negative Stimmung weiter verfestigt. Die Preise bei den Auktionen des Global Dairy Trade Tenders liegen seit Mitte Mai durchweg im Minus und haben über alle Produkte hinweg seither über 20 % verloren.

Milchmarkt 2018
(c) proplanta
Ursachen sind einerseits die steigende Milchmenge in Neuseeland, wo Dank guter Bedingungen auf den Weiden in der laufenden Saison von Juni bis Oktober bereits 5,8 % mehr Milch gemolken wurde und die Rekordmenge von 2014/15 übertroffen wird. Auch die USA sind seit Jahren im Plus, wobei der Anstieg mit +1,1 % in 2018 geringer ausfällt. Ebenfalls deutlich Produktionsausdehnungen zeigt Südamerika (Argentinien, Chile, Uruguay) mit +6 bis +8 % und die Türkei mit +14 %.

Insgesamt ist die Erzeugung der 10 großen Exporteure 2018 um 1,7 % gestiegen. Auch der internationale Handel mit Milchprodukten hat sich 2018 nach Schätzungen der FAO mit +2,5 % spürbar belebt. Butter und MMP legten je um 6 %, Käse und Vollmilchpulver um je 1 % zu.

In der EU ist das Anlieferungswachstum von +4,3 % im Januar trockenheitsbedingt auf -0,2 % im September zurückgegangen. Im Export war die EU 2018 trotz des schwachen Euros über weite Strecken nicht wettbewerbsfähig. Bis September wurden 14 % weniger Vollmilchpulver, 11 % weniger Butter, 0,5 % weniger Käse und 1 % mehr MMP exportiert.

Die deutsche Anlieferung 2018 war wie in der EU wegen der zunehmenden Verschärfung der Dürre von Monat zu Monat rückläufig, angefangen bei +5,0 % im Januar bis ±0 % im September. Im saisonalen Tief in KW 46 liegt die Anlieferung bei -0,9 % (Westen: +0,9 %, Osten: -8,1 %).

Trotz der saisonal niedrigeren Erzeugung tendieren die Milchproduktenpreise in Deutschland seit Monaten schwächer. Abgepackte Butter notiert aktuell bei 4,68 €/kg, nachdem zu Monatsbeginn der LEH die Preise im Preiseinstieg um 10 ct auf 1,69 €/250 g Päckchen gesenkt hat.

Blockbutter zeigt sich weiter schwächer, hier wurde zuletzt nur noch 4,45 €/kg notiert. Trotz der weihnachtlichen Belebung warten die Abnehmer ab, zumal sich auch der Preisabstand zum Weltmarkt mit den letzten Global Dairy Trade Tender nochmals weiter vergrößert hat.

Bei Magermilchpulver hat sich der Markt im Herbst erholt, umfangreiche Abschlüsse ließen die Preise fest tendieren. Magermilchpulver notiere zuletzt bei 1,37 €/kg für Futter- und 1,66 €/kg für Lebensmittelqualitäten.

EU-Ware ist hier am Weltmarkt wettbewerbsfähig, die EU konnte dadurch allein im November 56.000 t Interventionsware verkaufen. Insgesamt sind bisher 217.000 t der ursprünglich 380.000 t MMP-Vorräte verkauft, die Preise lagen zuletzt mit 1,31 €/kg etwas fester. Auch Molkenpulver tendiert mit 0,90 €/kg weiter stabil.

Am Schnittkäsemarkt tendieren die Preise trotz saisonal umfangreicher Nachfrage und knapperem Angebot schwächer. Zuletzt wurde für Schnittkäse 3,05 €/kg notiert. Die weitere Preisentwicklung ist unsicher, Richtung Weltmarkt eher schwächer, im EU-Absatz von der Entwicklung des Milchaufkommens abhängig. Am deutschen Spotmarkt wurde in KW 47 Milch für 36,7 ct/kg gehandelt. Der niederländische Spotmilchpreis liegt stabil bei 36,5 ct/kg.

Der Kieler Rohstoffwert, ist im November bedingt durch die Preissenkungen bei Butter auf nur noch 29,7 ct/kg zurückgegangen. Auch der von den EEX-Kursen abgeleitete „Kieler Börsenmilchwert" zeigt für das nächste halbe Jahr nur Erzeugerpreise von 30 - 31 ct/kg.

Bei den Erzeugerpreisen sind diese Tendenzen bislang nicht angekommen, nach dem Tiefpunkt im Mai konnten sich die Auszahlungspreise im Land bis Oktober wieder auf rund 35,9 ct/kg angestiegen. Auf Grund der Rahmenbedingungen ist zu erwarten, dass die Erzeugerpreise nach dem Jahreswechsel zurückgehen werden.

Ausgeblendet wird bei der ganzen Markteinschätzung die Frage, wie weit die Grundfuttervorräte in das Jahr 2019 hineinreichen und wie Anschlussversorgung im Frühjahr 2019 aussehen wird. Das nach wie vor bestehende massive Niederschlagsdefizit gibt hier durchaus Grund zur Besorgnis.

Bei Biomilch lagen die deutschen Anlieferungen im September nur noch bei +11,8 %, in Baden-Württemberg bei +5,2 %. Zu Jahresanfang waren es noch über 30 %. Im Biobereich zeigt sich die Futtersituation schwieriger und viele Bio-Kühe sind bereits zum Schlachten gegangen. Damit konnte sich der Bio-Milchmarkt weiter stabilisieren, im September wurde nach Zahlen von Bioland mit 47,7 ct/kg wieder etwas mehr bezahlt.
LEL Schwäbisch Gmünd
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Rohmilchpreise in Deutschland zu niedrig

 Ausgeglichene Verhältnisse am Milchmarkt

 Milchlieferbeziehungen: BMEL hält an Artikel 148 fest

 Blockbutter wird teurer

 Artikel 148 GMO - Lindner soll Verordnung stoppen

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken