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09.12.2018 | 10:24 | PCB-Funde 

Agravis-Eigenkontrollen wegen PCB auf dem Prüfstand

Düsseldorf/Minden/Münster - Mit Blick auf die Verunreinigung von Futtermitteln mit polychlorierten Biphenylen (PCB) prüfen die Behörden seit Mittwoch (5.12.), ob die Agravis Mischfutter Ostwestfalen-Lippe GmbH in Minden ihrer gesetzlichen Verpflichtung zu Eigenkontrollen in den vergangenen Jahren ausreichend nachgekommen ist.

PCB Funde
Verunreinigung von Futtermitteln wurde nach amtlichen Untersuchungen durch Siloanstrich am Mindener Standort verursacht. (c) proplanta
Wie das Düsseldorfer Landwirtschaftsministerium mitteilte, stammen die Verunreinigungen, die seit Anfang November in mehreren Bundesländern festgestellt wurden, mit hoher Wahrscheinlichkeit tatsächlich von einer Wandbeschichtung in Silos des Unternehmens. Diesen Verdacht hätten die Überprüfung durch das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) und ein Vergleich der Analyseergebnisse von Futtermitteln, Lebensmitteln und dem Farbanstrich der Silos bestätigt. Der Innenanstrich der Silozellen sei in den 1960er-Jahren aufgebracht worden, teilte das Ministerium mit. Die Verwendung von PCB sei aufgrund der Toxizität seit Ende der 1980er-Jahre verboten.

Aus den Silos werde Mischfutter in die Transportfahrzeuge geladen, wobei die Agravis in Minden insgesamt 35 dieser Silozellen nutze. Da von diesen Zellen teilweise auch Futter in andere Bundesländer geliefert wurde, hat das Düsseldorfer Agrarressort nach eigenen Angaben die zuständigen Behörden der anderen Länder um Amtshilfe gebeten. Dort werde in den belieferten landwirtschaftlichen Betrieben nach Restbeständen für Proben gesucht.

Nach den Worten von Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser muss es darum gehen, das Geschehen vollkommen aufzuklären. Eine akute Gesundheitsgefahr habe nach bisherigen Erkenntnissen zu keiner Zeit bestanden, betonte sie.

Zusammenhang mit PCB-Verunreinigungen 2012

Wie das Agrarressort weiter erklärte, stimmt das PCB-Kongenerenmuster der Silooberflächenbeschichtungen mit dem bereits 2012 am selben Agravis-Standort nachgewiesenen Muster überein. Damals sei eine beschichtete Oberfläche der Abfülleinrichtung für die Futtermittelsäcke die Quelle von Futtermittelverunreinigungen mit PCB gewesen. Die Anlage sei damals sofort durch das LANUV gesperrt und umgehend vom Unternehmen saniert worden. Weitere Untersuchungen durch das Landesamt in den darauffolgenden Jahren hätten allerdings keine Rückschlüsse auf weitere Kontaminationsquellen zugelassen.

Das Landwirtschaftsministerium forderte alle Futtermittelhersteller auf, sicherzustellen, dass keine PCB-haltigen Anstriche in ihren Betrieben verwendet werden. Das LANUV werde in den kommenden Monaten in einem Schwerpunktmonitoring Mischfutterhersteller auf ähnliche Beschichtungen in Lager- und Silobehältern überprüfen. Insbesondere ältere Anlagen würden in Augenschein genommen.

Positive Auditergebnisse bei Agravis

Unterdessen teilte die Agravis Raiffeisen AG mit, dass alle Kundenaufträge weitgehend und ohne größere Verzögerung bedient werden könnten. Nach einer Vereinbarung mit den Behörden werde die Produktion in den bereits sanierten Teilbereichen des Werkes in Minden wieder aufgenommen. Um weitere Risiken auszuschließen, werde dabei ein verstärktes Monitoring gefahren. Zudem sei im Rahmen eines aktuellen Audits durch die Zertifizierungsstellen SGS und GMP + International bestätigt worden, dass bei der Agravis Ostwestfalen-Lippe GmbH keine Verstöße gegen die Anforderungen des Standards vorlägen.

Im Rahmen des „Ereignisfalls“ sei „eigenverantwortlich und proaktiv“ gehandelt worden, hob Agravis hervor. Ferner seien die mit den Überwachungsbehörden vereinbarten Maßnahmen für die Wiederaufnahme der Produktion bisher konsequent umgesetzt worden. Durch die umfangreichen Sperrungen aller möglicherweise betroffenen Zellen sei sichergestellt worden, dass seit Anfang November kein Futter mit einer potentiellen Belastung durch nicht-dioxinähnliche (ndl) PCB in den Markt gelangt sei.

Mit Blick auf den Schadensfall im Jahr 2012 betonte das Unternehmen, dass alle elf Verladezellen für Sackware saniert worden seien. Die regelmäßigen Kontrollen der begleitenden Behörden seien stets negativ ausgefallen.
AgE
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