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02.08.2018 | 00:03 | Größere Ernteausfälle 
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Dürre-Hilfen für Landwirte

Berlin - Angesichts drohender Futterknappheit für Vieh in vielen Regionen Deutschlands können Tierhalter mit schnellen Dürre-Nothilfen rechnen.

Dürre bereitet große Probleme
Die lange Trockenheit dürfte bei der Ernte noch heftiger ins Kontor schlagen als gedacht - so geht es aus neuen Berechnungen der Bauern hervor. Akute Unterstützung ist aber zuerst für Tiere in Sicht. (c) proplanta
Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) sprach am Mittwoch in Berlin von einer alarmierenden Situation und stellte rasche Unterstützung in Aussicht - auch um Notschlachtungen zu vermeiden. Die Länder sollen nun rasch Hilfsprogramme vorlegen, die der Bund dann flankieren will.

Bei Getreide erwarten die Bauern inzwischen eine noch schlechtere Ernte als befürchtet und dringen auf Unterstützung. Klöckner bekräftigte aber, dass darüber erst nach der für Ende August geplanten amtlichen Erntebilanz zu entscheiden ist.

«Die Dürre trifft unsere Bauern in Deutschland sehr hart», sagte die Ministerin, die auch das Kabinett über die Lage informierte. Die Schäden seien beträchtlich, aber je nach Region sehr unterschiedlich. Von Trockenheit betroffen seien vor allem der Norden und Osten. Genauere Einschätzungen nach Ländern wollte Klöckner noch nicht treffen. Manche Gegenden kämen auch «mit einem blauen Auge» davon.

In vielen Regionen wird aber die Futterversorgung kritisch, wie die Ministerin erläuterte. So wächst einmal gemähtes Gras wegen der Dürre nicht für den sonst üblichen zweiten und dritten Schnitt nach. Auch Mais verkümmert. Viehhalter müssen Futter zukaufen, was aber gerade schwierig ist. Denn Osteuropa fällt als Markt weitgehend weg - aus Vorsicht wegen der dort auftretenden Afrikanischen Schweinepest. Es bleibt oft nur, recht teures Soja einzukaufen. Milchbauern haben nach jüngsten Preiskrisen aber kaum Rücklagen. Daher komme es auf schnelle Hilfen an. «Kühe fressen Futter und kein Geld», sagte Klöckner.

Belastend kommt hinzu, dass zunehmende Schlachtungen auf die Preise drücken. «Wegen der Hitze haben die Leute wenig Appetit auf ein herzhaftes Steak», sagte Fleischexperte Matthias Kohlmüller von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI). Normalerweise würden im Juni und Juli 17.000 bis 19.000 Kühe pro Woche geschlachtet. In den vergangenen Wochen seien es aber bis zu 22.000 Kühe gewesen. «Dieses Überangebot verschärft den Preisverfall noch zusätzlich», erklärte Kohlmüller. Auf die Verbraucherpreise habe dies aber keinen Einfluss.

Generell ist der Fleischkonsum im Sommer gebremst, viele Käufer sind auch im Urlaub. So verdienten die Bauern dann immer etwas weniger. In diesem Jahr sei die Nachfrage im Juli aber hitzebedingt noch mehr zurückgegangen als in vergangenen Jahren, sagte Kohlmüller. Gerade erhielten Bauern für Kühe 2,65 Euro pro Kilo Schlachtgewicht. Im August 2017 waren es noch 3,18 Euro. Nach dem Ferienende im Herbst könnten Bauern voraussichtlich wieder mit höheren Preisen rechnen.

Beim Getreide zeichnen sich nach einer neuen Ernte-Zwischenbilanz des Bauernverbands noch größere Einbußen ab. Statt zunächst geschätzter 41 Millionen Tonnen sei nur mit rund 36 Millionen Tonnen zu rechnen. Bauernpräsident Joachim Rukwied sprach von einem «katastrophalen Ausmaß der Dürreschäden». Im vergangenen Jahr waren 45,6 Millionen Tonnen eingefahren worden. Wegen geringer Ertragsaussichten und Sorge um die Futterversorgung hätten einige Betriebe Getreide gehäckselt.

«Die aus unserer Sicht eindeutigen Zahlen lassen eine grundsätzliche Entscheidung über Dürrehilfen schon jetzt zu», sagte Rukwied. Die Voraussetzungen für Finanzhilfen der Länder in besonders betroffenen Regionen seien klar erfüllt. Die Prognose enthält demnach inzwischen in großem Umfang auch tatsächliche Erntemengen.

Der Bauernverband fordert bereits rasche Nothilfen von einer Milliarde Euro. Rukwied rief die für Hilfen zuerst zuständigen Länder auf, aktiv zu werden. «Wenn die Bundesländer jetzt das Ganze anschieben, dann bin ich zuversichtlich, dass der Bund das ergänzen wird», sagte er den Zeitungen der «Neuen Berliner Redaktionsgesellschaft» (Donnerstag).

Der Bund kann erst mit einspringen, wenn Schäden von «nationalem Ausmaß» festgestellt werden. Zuletzt war dies 2003 wegen einer Dürre der Fall. Klöckner machte erneut klar, dass sie fundierte Daten statt Schätzungen braucht, ehe Steuerzahlergeld eingesetzt wird. Es sei richtig, die Ernte abzuwarten «und dann zu entscheiden, wie viel Geld fließen muss», sagte Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Mittwoch). Er betonte mit Blick auf die «Ausnahmesituation» indes auch: «Wir sollten nicht kleinlich sein.» Klöckner will am 22. August erneut dem Kabinett zur Lage berichten.

SPD-Chefin Andrea Nahles zeigte sich bereit, Hilfen zu prüfen. Dies dürfe aber nicht davon ablenken, dass sich auch die Landwirtschaft strategisch an Klimaveränderungen anpassen müsse, sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Donnerstag). «Letztes Jahr hatten wir lange Regenperioden, dieses Jahr extreme Trockenheit. Das können wir nicht jedes Mal mit kurzfristigen Finanzhilfen ausgleichen.»

Die FDP forderte, Bauern Risiko-Rücklagen steuerlich zu erleichtern. Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter sagte, akut betroffene Betriebe sollten kurzfristig unterstützt werden. Unbegreiflich sei aber, dass Klöckner einen Agrar-Kurswechsel blockiere. «Extremwetterereignisse werden zunehmen», sagte Hofreiter der dpa. Gebraucht werde daher eine klimaangepasste und krisenfeste Landwirtschaft, sonst sei die nächste Missernte programmiert.
dpa
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Kommentare 
Edgar schrieb am 03.08.2018 10:58 Uhrzustimmen(23) widersprechen(11)
Direkt oder indirekt sind alle Landwirte von den Folgen der Dürre gleichmaßen betroffen. Bei Getreide kann man den Verlust leicht messen (Fläche/Ernte letzte Jahre/aktuelle Ernte/Erlöß), nicht so bei Beweidung mit Tieren. Sicherlich kann man alles berechnen, oder noch Monate abwarten, aber die Bürokratie für die Landwirte ist schon jetzt viel zu hoch. Was bringt es 20 Seiten Formulare auszu füllen und Anträge stellen, egal ob auf Papier oder digital, es ist nicht mehr zumutbar und geht auf Kosten der Familie, der Tiere oder der Flächen.
Allen Landwirten kann man einfach und schnell helfen, in dem man die Flächenprämie z.B. 50 € je ha erhöht und den Betrag jetzt schon auszahlt. Also eine ganz einfache Lösung und hilft jeden gleichermaßen!
Geld ist auch genug da. Es liegt bei den Rentenkassen. Die müssen Millionen oder sogar Millarden Minuszinsen bezahlen. Das Geld wäre super investiert und könnte vom Agarsektor mit Zinsen wieder zurückgezahlt werden. Davon profitiert der ganze Staat und alle Mitbürger!!!!
trakifreund schrieb am 02.08.2018 18:18 Uhrzustimmen(32) widersprechen(14)
in erster Linie muss den viehaltenden Betrieben geholfen werden. Der Zukauf von Rauhfutter , wenn es denn welches zu kaufen gibt, unbüro-
kratisch aus einem Sonderfond der jeweiligen Bundesländer bezahlt werden.
Biogas Anlagen, die nur mit Mais betrieben werden, gehören still gelegt und der Mais für die Fütterung der Rinder eingesetzt und dies ohne WENN und ABER.
Für diese Maßnahme muss man keinen Erntebericht, der Ende August vorliegen soll, abwarten. Hier ist Handeln angesagt und kein Taktieren.
kurri Altbauer schrieb am 02.08.2018 10:49 Uhrzustimmen(55) widersprechen(15)
Ich verstehe die Welt nicht mehr, da fordert die IG Bau eine jährliche Förderung des Wohnungsbaues um runde 6 Mrd . Da wirft man uns Bauern die Schuld für den Klimawandel vor, es wird aber geflissentlich verschwiegen das wir 30% des lebensnotwendigen Sauerstoffs mit unserer Hände Arbeit erzeugen! 70% liefern die Weltmeere. Wer hat den Klimawandel verursacht, es ist doch der explosionsartige Zuwachs vor allem des LKW Verkehrs. Die folgen des NOX Ausstoßes die dadurch erzeugt werden, NOX- NO2-NO3 Nitrat die in einer Größenordnung von 50 kg Nitrat pro ha und Jahr mit den Niederschlägen auf Land und Meere niedergehen. Da ist bei der Politik Sendepause, es gehen etliche Gelder verloren wenn nichts gegen die Klimaerwärmung ernsthaft was unternommen wird! Wer hat den die Schäden die uns schon seit langem zugefügt werden verursacht, es ist doch unsere Industrie die rücksichtslos, mit dem Segen unserer Politiker, das Weltklima „versaut“ hat! Hauptsache der Rubel rollt, nach uns die Sintflut! Demokratie ist eine Diktatur der Mehrheit, für Minderheiten sind nur „die Brosamen die vom Tische der Herrschenden fallen“, übrig!
Wer hat den das auseinander Klaffen der landw. Erzeugerpreise und der Aufwendungen für Handwerker gesorgt? 1950 bekam der Bauer für 1 dt. Weizen 22,55€ (von DM umgerechnet), z.Zt. steigt der Preis um die 19 €. Er liegt damit unter dem Preis von 1950. Die Aufwendungen die wir für Handwerker um die 4000% über den Preisen von 1950: Warum hat an die bäuerliche Landwirtschaft zerstört, um die 80% der Höfe sind dem sog. Strukturwandel zum Opfer gefallen. Der Verbraucher musste 1948 46% seines Lohnes für das tägliche Brot ausgeben, heute sind es nur noch um die 10 %!! Es war politisch gewollt das wir die Zeche bezahlen müssen. Hauptsache der Wähler honoriert das Handeln der Politiker damit diese wiedergewählt werden! ! Das ist Demokratie.

Wenn wir für die klimatisch bedingten Mindererträge jetzt eine finanzielle Entschädigung fordern, ist das Geschrei groß! Es hagelt nur so von Vorschlägen was wir alles falsch gemacht haben sollen! Das hier mit unterschiedlichen Massen gemessen wird, beweist nur was ich am Anfang erwähnt habe!
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